BI Driftsethe

Bürger-Initiative gegen die Bauschuttdeponie in Driftsethe

Furcht vor „Entsorgungsklo“

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Ganz Hagen kämpft gegen geplante Bauschutt-Deponie – Politik will touristische Nutzung durchsetzen

DRIFTSETHE. Sie könnte mit 35 Metern so hoch werden wie der Hagener Kirchturm: die geplante Bauschutt-Deponie in Driftsethe. Der Streit darüber geht in die heiße Phase. Seit gestern liegen die Ideen des Investors im Rathaus Hagen aus. Am Montagabend protestierten über 200 Bürger gegen die „Dreckschleuder“, wie sie die Deponie nennen. Derweil basteln Politik und Verwaltung eifrig an einer Alternative.

Nicht mit uns: Über 200 Bürger demonstrierten am Montagabend erneut gegen die geplante Bauschutt-Deponie an der Kreisstraße 51. Foto ih

Samtgemeindebürgermeisterin Susanne Puvogel auf der Demo als Devise aus. Tatsächlich dürfte in den nächsten Wochen eine Vorentscheidung darüber fallen, ob die Firma Freimuth auf dem 13 Hektar großen Grundstück an der Kreisstraße 51 zwischen der Autobahnabfahrt und dem Ort Hagen eine neue Deponie für Boden und Bauschutt schaffen darf.

Derzeit gibt es im Cuxland keine einzige. Die kreiseigene Deponie in Neuenwalde wurde vor gut einem Jahr dichtgemacht. Der Grund: Der klamme Kreis wollte die Kosten für die verschärften Umweltauflagen nicht tragen. Zudem war die Abbruch-Entsorgung seit Jahren ein Zuschussgeschäft. Die Firma Freimuth hingegen wittert offenbar ein Geschäft: Sie hat die ehemalige Sandkuhle an der Kreisstraße 51 gekauft, den Antrag gestellt und kämpft mittlerweile sogar vor Gericht für die Deponie. Was sie antreibt, war nicht zu erfahren. Der Unternehmer nahm auf NZ-Nachfrage keine Stellung zu seinen Plänen.

Vor Ort, in Hagen, haben sie Empörung ausgelöst. Gleich zwei Bürgerinitiativen (BI) ziehen dagegen zu Felde. Sie fürchten den Bauschutt, der auch Asbest enthalten könnte, die Verschandelung der Landschaft, Staub und Lärm durch die vielen Lkw, die die Deponie ansteuern werden. Denn überall im Land wurden Bauschutt-Deponien geschlossen, nachdem die Umweltauflagen verschärft worden waren. Von früher 68 Deponien in Niedersachsen seien nur noch 4 in Betrieb, sagt BI-Aktivist Bernd Ricker. Sprich: Die Baufirmen müssten immer weitere Wege in Kauf nehmen, um ihren Schutt loszuwerden. Rickers’ Furcht: „Wir werden zum Entsorgungsklo der Region werden.“

Bauleitplanung in Arbeit
Das will auch die Kommune nicht. Ganz Hagen zieht in der Deponie-Frage an einem Strang. Geschlossen haben sich die Politiker gegen die Freimuth-Absichten ausgesprochen. Und die Gemeinde Driftsethe wie die Samtgemeinde arbeiten unter Hochdruck an der Aufstellung eines Bebauungsplanes für das Gelände. Den gab es bislang nicht – die Achillesferse der Kommune. „Wir haben uns darauf verlassen, dass die Sandgrube nach der Ausbeutung renaturiert wird“, gesteht Bürgermeisterin Puvogel. So hatte der Kreis es dem bisherigen Besitzer der Grube, der Firma Bunte, vorgeschrieben. Nun wollen die Hagner ihr Versäumnis wettmachen. Sie planen, das Gebiet mit den schönen Alleen touristisch zu nutzen. Wanderwege, Lehrpfade und Spielwiesen sollen dort entstehen, der Arbeitstitel ist „Schatzgrube Weißer Berg“.

Ob das klappt, entscheidet der Kreis. Im Kreishaus in Cuxhaven laufen in Sachen Deponie mehrere Genehmigungs-Fäden zusammen. Dort wird geprüft, ob die Deponie raumordnerisch in die Landschaft passt. Und entschieden, ob die touristische Bauleitplanung rechtens ist. Voraussetzung dafür ist, dass sie wirklich umgesetzt werden kann und nicht nur dazu dient, die Deponie zu kippen. Am Montag (20 Uhr, Rathaus) will die Samtgemeinde den Plan auf den Weg bringen.

Meine Meinung (von Inga Hansen)

Inga Hansen

Es geht doch nur um Schutt, wird mancher kopfschüttelnd sagen. Doch beim Streit um die Driftsether Deponie geht es um mehr. Um fehlendes Vertrauen zum Beispiel. Dem Kreis, der erst die Renaturierung der Sandgrube vorschreibt, dann aber auf dem gleichen Gelände eine Deponie für möglich hält, trauen die Bürger nicht mehr. Und einem Betreiber, der in der Öffentlichkeit zu seinen Plänen gar nichts sagen will, erst recht nicht. Klar müssen wir unseren Wohlstandsmüll irgendwo abladen. Und da kann es nicht nach dem beliebten Sankt-Florians-Prinzip „Bei mir nicht“ gehen. Doch das eigentliche Problem in Driftsethe ist, dass der Kreis das sensible Thema Müll-Entsorgung hier den privaten Unternehmern überlassen hat. Da ist die Gefahr, dass aus Profitgier mit Abfall Schindluder getrieben wird, immer da.

Quelle: NORDSEE-ZEITUNG vom 28. August 2010 (von Inga Hansen)

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