BI Driftsethe

Bürger-Initiative gegen die Bauschuttdeponie in Driftsethe

Bauschutt ist nicht gleich Bauschutt

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Das Haus von Oma ist in die Jahre gekommen. Das Dach, die Fassade, Fenster und Türen haben Carsten und Heike Schulz* auf ihrer Sanierungsliste. Außerdem wollen sie einige Wände entfernen, um die Wohnräume neu aufzuteilen und zu vergrößern. Die beiden sehen den Schuttberg schon vor sich. Doch wohin damit?

Die Frage ist schnell beantwortet: zum Recyceln, auf die Deponie oder zur Müllverbrennung oder im ungünstigsten Fall in die Sonderabfallbeseitigung. Doch Bauabfälle sind fast schon eine Wissenschaft für sich macht Lutz Becker vom Umweltschutzamt der Stadt Bremerhaven deutlich. „Wenn jemand heute ein Haus abreißen und grundlegend sanieren will, braucht er im Grunde ein Schadstoffkataster“, sagt er.

Die Entsorgung von Bauschutt ist inzwischen fast schon eine Wissenschaft für sich. Wer die Arten sauber voneinander trennt, kann viel Geld sparen.

Foto dpa

Schadstoffe in alter Bausubstanz sind ein echtes Problem. Manchmal sind strenge Sicherheitsvorkehrungen schon bei den Abbrucharbeiten einzuhalten. Asbest, einst als „Wunderfaser“ gerühmt, heute als krebserregend gehasst, ist das beste Beispiel dafür. Und dass in Fensterbänken unter Umständen Asbestfasern schlummern, hat das Ehepaar Schulz* nicht gewusst. Architekten, Gutachter, die Baufirma oder das Abbruch- und das Entsorgungsunternehmen können die Bauherren über die richtige Entsorgung beraten, ebenso Abfallberater. „Es ist sicherlich das Einfachste, einen Containerdienst zu bestellen, der sich dann um die Entsorgung kümmert“, sagt Ulrich Rauschenberg, beim Landkreis Cuxhaven zuständig für den Bereich Abfallwirtschaft.

„Ein Schadstoffkataster ist aber auch nicht verkehrt, weil man unter Umständen eine Menge Geld bei der Entsorgung sparen kann“, fügt Becker hinzu. Bremerhavener, die sauber trennen und verwertbares Material extra sammeln, werden sich spätestens in der Dockstraße freuen.

Diese Adresse kennen mittlerweile auch Carsten und Heike Schulz, denn dort sitzt die Barab GmbH, die Bauschutt aus dem Stadtgebiet und aus der Umgebung abnimmt und recycelt. Was die Verwertungsexperten interessiert, sind Betonreste, Ziegel, Fliesen und Keramik. Daraus entstehen wiederum Baustoffe vorwiegend für den Straßen- und Wegebau. Rund 100.000 Tonnen Bauschutt werden hier im Jahr verarbeitet.

Entdeckt die Barab-Crew Asbest im angelieferten Container, winkt sie ab. Auch Gipswände oder verrußte Schornsteine „verderben“ die gesamte Ladung. „Wenn Sie wertvollen Bauschutt mit derartigen Bauabfällen vermengen, ist der gesamte Abbruch unverwertbar“, haben die Modernisierungswilligen im Ratgeber „Abbruch & Recycling“ gelesen, den die Barab herausgegeben hat. Dann wandert der komplette Containerinhalt zur Deponie oder in den Rachen der Müllverbrennungsanlage.

*Name von der Redaktion geändert

Was kommt wo in den Müll?
Asbest: Deponie (Genehmigungs- und Entsorgungsvorschriften beachten)
Bauschutt: zum Beispiel Barab, Dockstraße 1 Bremerhaven (unbedingt die notwendige Abfalltrennung beachten, im Zweifel unter 0471-72071 beraten lassen)
Dachpappe: Müllverbrennungsanlage
Fensterscheiben: Deponie (nicht in den Glascontainer werfen)
Gipsplatten: Deponie
Hausrat: Sperrmüll
Holz/Holzabfälle: Müllverbrennungsanlage (behandelte oder gestrichene Fenster, Türen und Holzteile nicht im Kamin oder Ofen verbrennen)
Isolierwolle: Deponie
Kühlschränke und andere Elektrogeräte: Sperrmüll
Leuchtstoffröhren: Schadstoffsammlung (enthalten Quecksilber, deshalb auf keinen Fall zerschlagen)
PVC: Deponie (Dachrinnen und Fenster)
Sanitärkeramik: Barab
Schornsteine: Deponie
Teppichböden: Sperrmüll

Schadstoffe beim Abbruch
„Rückbau – was tun?“ heißt eine kleine Broschüre, die das Umweltschutzamt Bremerhaven 0471-590-2162 herausgegeben hat. Sie informiert über Entsorgungspflichten beim Abbruch von Gebäuden und listet auf, welche Schadstoffe auftauchen könnten.
Neben Asbest werden unter anderem genannt:
künstliche Mineralfasern (Stein-, Mineral- und Glaswolle)
Holzschutzmittel, zum Beispiel in Dachstühlen und Schuppen
polychlorierte Biphenyle (PCB), etwa in dauerelastischen Fugendichtungen
polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), beispielsweise in Gussasphalt

Wann kann der Abfall weg?
Deponie Grauer Wall: Bremerhaven, 0471-802091
montags 7 bis 20 Uhr, dienstags bis freitags 7 bis 15.30 Uhr
Müll-Heiz-Kraftwerk: Bremerhaven, Zur Hexenbrücke, 0471-1860
montags bis freitags 7 bis 18.30 Uhr, sonnabends 7 bis 14 Uhr
Deponie Heessel: zwischen Hemmoor und Lamstedt an der B 495,
dienstags bis freitags von 7.30 bis 12 Uhr und von 12.30 bis 17 Uhr, sonnabends von 7.30 bis 12.30
Uhr. Bauschutt wird nur noch in kleinen Mengen angenommen und dann weitergeleitet.
Barab: Dockstraße 2, Bremerhaven, 0471-72071
montags bis donnerstags 7 bis 16 Uhr, freitags 7 bis 15 Uhr.
AVZ Cuxhaven: an der L 135, 04723-791814
montags bis freitags 7 bis 16 Uhr, sonnabends 7 bis 12 Uhr
Harrje & Wehrmann: Börde Straße 12, Langen-Debstedt, 04743-2760300
montags bis freitags 7.30 bis 16.30 Uhr, donnerstags bis 19 Uhr, sonnabends 7.30 bis 14 Uhr
Jacobs Gala-Bau: Hansastraße 10 in Bremervörde, 04761-933910
montags bis freitags von 7 bis 17 Uhr, sonnabends 9 bis 12 Uhr.

Wer hilft beim Sortieren?
Umweltschutzamt Bremerhaven
Wurster Straße 49, 27580 Bremerhaven, 0471-590-2162 oder per E-Mail an:
U-Amt@Magistrat.Bremerhaven.de
Landkreis Cuxhaven, Abfallberatung
Weitere Infos unter 04721-662525 oder 662606 oder per E-Mail an:
abfallberatung@landkreis-cuxhaven.de
Bremer Umwelt Beratung
Am Dobben 43a, 28203 Bremen, 0421-7070100 oder per E-Mail an:
info@bremerumwelt-beratung.de
Barab–Baustoffaufbereitungs- und Recyclinganlage Bremerhaven GmbH
Dockstraße 2, 27572 Bremerhaven, 0471-72071 oder per E-Mail an:
info@barabgmbh.de
Bremerhavener Entsorgungsgesellschaft
Zur Hexenbrücke 16, 27570 Bremerhaven, 0471-1860
mit der Deponie Grauer Wall und dem Müll-Heiz-Kraftwerk

Quelle: NORDSEE-ZEITUNG vom 22.03.2011 von Ursel Kikker

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