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Schlick für Kiesgruben am Niederrhein

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Bremenports sucht Abnehmer – 40.000 Kubikmeter für Dauerkunden – Material für Deponieabdeckung

BREMERHAVEN. So lange der Hafenschlick weiterhin nicht in der Nordsee verklappt werden darf, blüht der Schlick-Tourismus weiter. Diesmal geht es wieder an den Niederrhein. Die Firma Hülskens aus Wesel nimmt der Hafengesellschaft Bremenports 40.000 Kubikmeter Schlick aus dem Fischereihafen ab.

Die dunkle Masse wird im Schleusenhafen direkt hinter der Doppelschleuse ausgebaggert, sagt Henry Behrends, Bereichsleiter bei Bremenports. Hülskens gehört seit 2006 zu den „Kunden“ von Bremenports. Sie benutzen den Schlick, um ehemalige Kiesgruben zu verfüllen.

Das Material ist gering belastet. Das Gift Tributylzinn (TBT)* macht den Schlick zu einem Ladenhüter, den niemand so recht verwerten will. Es stammt aus Schiffanstrichen und sorgt hier für verminderten Algenbefall. Das Gift findet sich in unterschiedlichen Konzentrationen im Schlick wieder. Bei der Suche nach Abnehmern geht Bremenports entsprechend gestaffelt vor: Das Schlick-Spektrum reicht von gering bis hoch belastet.

Für das stärker belastete Material fanden sich keine Abnehmer. Es bleibt nur die Einlagerung in der eigenen Deponie in Bremen- Seehausen oder der Export nach Holland. Rotterdam hat 60.000 Kubikmeter Schlick aus Bremerhaven abgenommen, um ihn in einem für den eigenen Bedarf zu groß bemessenen Unterwasser-Depot zu verfüllen.

Rund 300.000 Kubikmeter Schlick werden jährlich aus den Häfen gebaggert. Da die Kapazitäten in Seehausen begrenzt sind, freut sich Bremenports über jeden Kubikmeter, der hier nicht abgeladen werden muss. So wird der Schlick auch als Deponieabdichtung angeboten. Gespräche mit der BEG für eine Basisabdichtung der Deponie Grauer Wall scheiterten aber laut Behrends an den Preisvorstellungen.

Unterdessen ist an einer anderen Schlick-Baustelle der Stillstand eingetreten. Obwohl das Wasser- und Schifffahrtsamt bereits die Außenweservertiefung ausgeschrieben hat, wird – wie vom Bundesverwaltungsgericht angeordnet – nichts unternommen. Die Vergabe wird laut WSA Chef Werner Kinkartz aufs nächste Jahr verschoben. (mue)

Quelle: NORDSEE-ZEITUNG vom 08.11.2011

* Tributylzinnhydrid (TBT) ist eine metallorganische Verbindung des Zinns. Es ist eine farblose, giftige Flüssigkeit.

Vorkommen
Tributylzinnhydrid wird ausschließlich synthetisch gewonnen und kommt nicht in der Natur vor.

Sonstige Anwendungen
TBT wurde über Jahrzehnte als Zusatz in Schiffanstrichen verwendet. Die giftige Substanz verhinderte, dass sich Muscheln und Algen am Schiffsrumpf festsetzen (Fouling). Seit 2003 ist TBT von der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation in Schiffsfarben verboten.

Durch die Nahrungskette kann TBT in den menschlichen oder tierischen Organismus gelangen und dort hormonelle Störungen hervorrufen, die zur Unfruchtbarkeit führen können. In Meeresgebieten mit hohem Schifffahrtsaufkommen sind durch das TBT der Schiffsanstriche bei zahlreichen Tierarten fortpflanzungsunfähige Imposexe entstanden, d. h. bei Weibchen bildeten sich äußere Geschlechtsorgane von Männchen. Diese Formen machen bis zu 90 % einer Population aus, die Effekte sind irreversibel und die betroffenen Arten dadurch zum Teil vom Aussterben bedroht.

TBT wird auch als Stabilisator in Kunststoffen und im Druckereiwesen eingesetzt und kann daher auch in bedruckten Textilien, Outdoorjacken und 10-Euro-Geldscheinen auftreten.

Quelle: Wikipedia

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