BI Driftsethe

Bürger-Initiative gegen die Bauschuttdeponie in Driftsethe

Vom Acker in die Nordsee

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Für Umweltschützer ist Nitrat aus Gülle und Gärresten „eines der größten Umweltprobleme unserer Zeit“. Im Cuxland sorgen sich Wasserverbände und Politiker seit Jahren um die Grundwasserwerte. Der BUND gibt der Debatte jetzt neuen Zündstoff und sieht sogar die Meere in Gefahr.

Die Landwirtschaft gilt als Hauptverursacher für eine zunehmende Nitratbelastung der Meere. Das wurde bei einer BUND-Podiumsdiskussion in Brake deutlich. Foto: see

KREIS CUXHAVEN. Leistungsfähig – das ist die Landwirtschaft im Cuxland zweifellos. Der Kreis gilt sogar als milchviehstärkste Region Europas. Was große Teile der Agrarwirtschaft freut, sehen Umweltschützer mit Besorgnis. Ein Problem, das schon länger diskutiert wird, ist die Belastung des Grundwassers mit Nitrat aus der Landwirtschaft. Der Naturschutzverband BUND rückt jetzt einen weiteren Aspekt in den Mittelpunkt: den Eintrag von zu vielen Nährstoffen in Flüsse und Meere. Um auf das Thema aufmerksam zu machen, touren BUND-Experten zurzeit durch Norddeutschland und debattieren mit Politikern und Bauernvertretern über Wasserqualität, Gülle und Co. Stellvertretend für den Elbe-Weser-Raum ging es bei der Veranstaltung „Nordseeschutz beginnt auf dem Acker“ in Brake zur Sache. Die Nitratbelastung der Gewässer durch die Landwirtschaft sei „eines der größten Umweltprobleme unserer Zeit“, bilanzierte der BUND-Bundesvorsitzende Hubert Weiger. Die Kommunen hätten hingegen die Belastungen durch Kläranlagen reduziert und damit ihre Hausaufgaben gemacht.

Auf einem ähnlich guten Weg sieht Tim Eiler von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen aber auch die Agrarbranche. Nach wie vor gelte dort ohnehin das Leitbild der „guten fachlichen Praxis“. Demnach sollen dem Boden nicht mehr Nährstoffe als nötig zugefügt werden. Um bei der Einhaltung der Düngeverordnung aber auf Nummer sicher zu gehen, müssen „die Obergrenzen scharf geschaltet werden“, so Eiler. Wer sich daran nicht halte, könne mit Kürzungen der Flächenprämie sanktioniert werden. Auch die Tatsache, dass Gärreste aus Biogasanlagen bei der Stickstoffbilanz bislang überhaupt nicht beachtet würden, muss nach Eilers Auffassung korrigiert werden. Viel größeren Handlungsbedarf sieht er allerdings bei der zunehmend als Gewerbe betriebenen Tierhaltung, da diese nicht flächengebunden sei und man dementsprechend nicht mit einer Kürzung der Flächenprämie drohen könne. „Da kommen wir nur über das Baurecht ran“, so sein Vorschlag. „Deshalb brauchen wir hier den Schulterschluss mit den Kommunen, die für die Genehmigung der Ställe zuständig sind.“ Dass diese Ansätze genügen, glaubt die BUND-Meeresschutzexpertin Nadja Ziebarth jedoch nicht. „Was Sie vorhaben, wird nicht ausreichen, um bis zum Jahr 2020 einen guten Zustand der Nordsee zu erhalten.“ Dies ist aber Ziel der Europäischen Meeresstrategie-Richtlinie, die 2008 in Kraft gesetzt wurde. Auch Weiger vom BUND bleibt skeptisch. „Der Kontrollaufwand bei einer Verschärfung der Düngeverordnung ist viel zu hoch und zieht noch mehr Bürokratie nach sich.“ Es führe nichts an einer Abkehr von der Massentierhaltung und einer Förderung bäuerlicher Strukturen vorbei.

Wie viel Gülle darf aufs Feld? Die Düngeverordnung regelt, welche Menge Stickstoff tierischer Herkunft ausgebracht werden darf. Gärreste pflanzlicher Herkunft aus Biogasanlagen bleiben jedoch bislang unberücksichtigt. Der Stickstoff aus dem Dünger wird im Boden unter anderem in Nitrat umgewandelt. Foto SJ

Quelle: Sonntagsjournal vom 09.09.2012 von Susanne Seedorf

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