BI Driftsethe

Bürger-Initiative gegen die Bauschuttdeponie in Driftsethe

Angst vor belasteten Böden

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Bürgerinitiative kritisiert Deponiepläne

DRIFTSETHE. In Sachen Naherholungsgebiet rund um den „Weißenberg“ ziehen die Samtgemeinde Hagen und die Gemeinde Driftsethe an einem Strang: Entsprechende Maßnahmen für eine touristische Nutzung des Gebiets wurden auf den Weg gebracht. Liefe alles nach Plan, dann wäre die von der Firma Freimuth an dieser Stelle geplante Bauschuttdeponie Geschichte. Die Bürgerinitiative „M.u.t.“ sieht aber eine neue Gefahr auf den Ort zukommen. Und zwar geht es um eine Bodendeponie auf der anderen Straßenseite, über deren Errichtung das Bramstedter Unternehmen Mehrtens nachdenkt (das SJ berichtete). Die Bürgerinitiative weist darauf hin, dass es sich nicht um eine einfache Bodendeponie handelt, sondern um eine Deponie der Klasse I, auf der auch belastete Böden gelagert werden könnten. Auf einer Fläche von vier Hektar könnten dann 300 000 Kubikmeter Material abgelagert werden.

Ende November hatte die Firma Mehrtens ihr Vorhaben beim Landkreis vorgestellt. Im Dezember bestätigte Günter Schemkes, Bauamtsleiter der Samtgemeinde Hagen, dass es Vorgespräche zwischen dem Landkreis und der Firma Mehrtens über die Einrichtung einer Deponie der Klasse I gegeben habe. Aus Unterlagen, die dem SJ vorliegen, geht zudem hervor, dass für die angedachte Bodendeponie rund die Hälfte des bislang als Sandabbaustätte genutzten Areals im Gespräch ist. Die Bürgerinitiative fürchtet, dass diese Deponie auch für die Lagerung von belastetem Hafenschlick verwendet werden könnte. Zudem lägen die geplanten Deponien – auch die der Firma Freimuth – lediglich 3,7 Kilometer vom Wasserwerk Bramstedt entfernt.


„Es handelt sich nicht um giftige Stoffe“ – Bauunternehmer bemängelt Darstellung der Bürgerinitiative

DRIFTSETHE (see). Erst wurden die Bauschuttdeponie-Pläne der Firma Freimuth bekannt, dann war auf einmal auch von einer Bodendeponie der Firma Mehrtens die Rede. Beide Deponien wären, wenn sie denn entständen, der Klasse I zuzuordnen – laut Deponieverordnung eine Kategorie für „nicht gefährliche“ Abfälle. Dennoch fürchten Kritiker eine Schädigung von Mensch und Natur.
„Die Darstellungen sind leider sehr einseitig und alles läuft über die Bürgerinitiative“, bemängelt Ralf Mehrtens, Geschäftsführer des Bauunternehmens mit Sitz in Bramstedt. Die Thematik sei schwierig und komplex, so Mehrtens. „Doch die meisten Leute ergründen die Sache nicht wirklich.“ Die Bürger seien infolgedessen stark verunsichert. Und das, obwohl bisher lediglich Vorgespräche geführt worden seien. „Ich habe die Deponie noch nicht einmal beantragt“, stellt der Unternehmer klar. Doch um welche Substanzen ginge es im Falle einer Deponieerrichtung eigentlich? „Es handelt sich nicht um giftige Stoffe“, betont Ralf Mehrtens. „Die Rede ist zudem immer von kontaminierten Böden“, sagt Mehrtens. Und das sei auch richtig, bedeute dies ja zunächst schlichtweg eine Verunreinigung.

„Irreführender Begriff“

Der Begriff Kontamination rufe oftmals allerdings auch falsche Assoziationen hervor. „Selbst Böden, die natürlich vorkommen, gelten oft ebenfalls als kontaminiert“, erklärt er. „Die Leute würden im Traum nicht glauben, welche Böden alle in diesem Sinne deponiepflichtig sind.“ Da wäre zum Beispiel die Erde der Wesermarsch. „Diese Böden haben durch die Überschwemmungen häufig einen erhöhten Salzgehalt. Meistens geht es hier um Sulfate und Chloride.“

„Ganz Nordenham belastet“

Von diesen Böden gehe keine Gefahr aus, aber sie seien deponiepflichtig, weil die Dosis bestimmter Stoffe eben überschritte werde. Dann wären da noch ganze Landstriche auf der anderen Weserseite. Denn vor Jahrzehnten habe es einen Zinkhütten-Unfall in Nordenham gegeben. Das ganze Areal sei mit Schwermetall belastet – doch die Menschen lebten dort trotzdem. „Der Boden ist jedoch deponiepflichtig“, verdeutlicht Mehrtens und formuliert das Problem noch einmal überspitzt: „Der gesamte Harz gilt nach diesen Kriterien als kontaminiert.“

Quelle: SONNTAGSJOURNAL vom 3. Januar 2010 (von Dietmar Buttler)

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