BI Driftsethe

Bürger-Initiative gegen die Bauschuttdeponie in Driftsethe

Müllproblem schwimmt davon

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Dirk Lindenau mit innovativem Abfallverwertungsschiff auf Umweltkurs – Bundes-Förderung bewilligt

KIEL. Der Zuwachs der Weltbevölkerung, die enorm steigenden Energiekosten und der wachsende Bedarf an Nahrungsmitteln sowie Rohstoffen machen ein Umdenken im Umgang mit Abfällen aller Art erforderlich. Ein Abfall-Recycling-Schiff, wie es Dirk Lindenau entworfen hat, könnte dabei nicht nur helfen, Ressourcen zu schonen, sondern auch Reedern ein alternatives Betätigungsfeld eröffnen.

So soll das Abfallentsorgungs- und Recycling-Schiff (Waste Recycling Ship) für die Malediven funktionieren: Von einer Barge aus mit dem Kran an Bord gehievt (1), kommen die Abfälle in die Aufnahmestation (2). Anschließend werden in der Sortier- und Zerkleinerungsanlage (3) anorganische und organische Stoffe getrennt. Anorganische Abfälle wie etwa Metallschrott werden in Container befördert (4), abbaubare Abfälle wandern in die Kompostieranlage (5). Das dort entstehende Gas wird in Tanks (6) aufgefangen und von Generatoren verbrannt. Der Restmüll landet in Behältern (7) neben den Barges (8) für die Müllanlieferung. Zeichnung Lindenau/rn

Mobile Sammel- und Recyclingstation für Abfälle von Land und aus dem Meer, Rückgewinnung und Verwertung von Sekundärrohstoffen, Verkehrsentlastung in Ballungsgebieten: Diese Funktionen kombiniert das Konzept eines WRS (Waste Recycling Ship – Abfall-Recycling-Schiff).

Ingenieur Dirk Lindenau

Entwickelt hat es der Kieler Ingenieur Dirk Lindenau (Foto). Dazu arbeitete er mit zahlreichen Forschern, Technikern und Entsorgungsexperten zusammen. Zu den Förderern des Projekts gehört das Kuratorium der Deutschen Bundesstiftung Umwelt.

Die meisten bisherigen Abfallwirtschaftssysteme konzentrieren sich ausschließlich auf landgestützte Systeme. Lediglich bei Inselgruppen wird der Abfall an Bord von Fähren zum Festland befördert, dort deponiert beziehungsweise weiterverarbeitet. Auf Inseln und in küstennahen Großstädten sowie Ballungsgebieten stellen geeignete Flächen für die Abfallbehandlung und Deponierung ein Problem dar. Häufig muss der Müll weit weggekarrt werden, wie die Beispiele Singapur, Jakarta, Hongkong und Shanghai zeigen.

Hier soll das WRS Abhilfe schaffen. Sein Einsatzgebiet: küstennahe Städte und Inselstaaten. Da nicht auf jeder bewohnten Insel ein lokales Entsorgungssystem aufgebaut werden kann, wird dieses Problem durch ein Schiff gelöst, das nicht nur den Abfall zügig und in großen Mengen aufnehmen, sondern direkt an Bord auch weiterbehandeln kann. Da ein Schiff sowohl als Neubau als auch durch Umbau hinsichtlich seiner technischen Einrichtungen modular ausgestattet werden kann, ist es nahezu beliebig für jeden Einsatz optimierbar. Da in der Regel die vorhandene Hafeninfrastruktur genutzt werden kann, ist ein WRS nach Ansicht der Planer auch wegen der besseren Finanzierbarkeit und größeren Flexibilität als schwimmende Einheit für ein modulares Abfallwirtschaftssystem besonders geeignet.

Test auf den Malediven
Auch dort, wo keine Hafenstruktur vorhanden ist, könnte mit Hilfe der an Bord befindlichen Pontons Abfall wie etwa Plastikmüll aus den Meeren von lokalen Fischern übernommen werden, wobei als Anreiz auch an eine Vergütung für Wertstoffe wie Plastik denkbar ist. Die Dipl.-Ing. Dirk Lindenau Maritime Engineering & Projecting aus Kiel ist sowohl von den Malediven als auch von den Kapverdischen Inseln beauftragt worden, den Einsatz eines WRS konkret zu untersuchen. Mit Hilfe maßgeschneiderter Konzepte soll das WRS in der Lage sein, alle anfallenden Abfälle – auch Problemstoffe wie Klinikabfälle und Elektronikschrott – zu übernehmen. Anschließend soll der Abfall mit qualifiziertem Personal sowie entsprechenden Sortier-, Trenn- und Konfektionierungsschritten recycelt und einer kontrollierten und dokumentierten Endverarbeitung zugeführt werden.

Für die Malediven kommt ein mittleres Entsorgungsschiff von etwa 130 Meter Länge in Frage, das mit zwei an Bord installierten Recycling-Verarbeitungslinien 294.000 Tonnen pro Jahr bewältigen könnte. Dieses Schiff würde dann zwei Mal pro Woche den Hafen Male anfahren, um die auf dem Schiff sortierten und in Containern gestauten Einzelstoffe zu übergeben. Im Zuge fester Abnahmeverträge sollen die sortierten Einzelstoffe etwa dem Schrotthandel, den Papiermühlen und den Kunststoffverarbeitern angedient werden.

Meer als Müllhalde
Die pro Jahr in die Weltmeere gelangende Abfallmenge beziffern die Experten des Umweltprogramms der Vereinten Nationen mit 6,4 Millionen Tonnen. 80 Prozent davon haben ihren Ursprung an Land, 20 Prozent in der Schifffahrt, Fischerei und Offshore-Installationen. Mittlerweile hat die Verunreinigung der Meere durch Abfälle zu einer flächenmäßigen Belastung von 18.000 Stück pro Quadratkilometer geführt. (jpm)

Quelle: NORDSEE-ZEITUNG vom 13.10.2012 von Jens P. Meyer

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