BI Driftsethe

Bürger-Initiative gegen die Bauschuttdeponie in Driftsethe

Lieber Schatzgrube als Schuttkuhle

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Gemeinde kämpft vor Gericht um den Weißenberg – Entscheidung im Frühjahr

DRIFTSETHE. Still ruht die Sandgrube am Weißenberg. Seit mehr als einem Jahr. Damals ist die Tiefbaufirma Freimuth vors Oberverwaltungsgericht in Lüneburg gezogen, um auf dem Gelände bei Driftsethe eine Deponiev für Bauschutt durchzusetzen. Ganz Hagen wehrt sich dagegen. Die Kommune hat dort ein Gebiet für Naherholung ausgewiesen. Im ersten Quartal des nächsten Jahres will das Gericht nun entscheiden, ob das rechtens ist, kündigte ein Sprecher auf NZ-Nachfrage an.

Solche Anblicke sind im Cuxland rar: Die Ahornallee, die Carl-Arend Ficke hat anlegen lassen, zählt zu den Schmuckstücken am Weißenberg.

Idyllisch glänzt der alte Torfweg in der Wintersonne. Die Driftsether haben den zugewucherten Pfad direkt neben der Sandgrube, auf dem einst ihre Vorfahren den Torf aus dem Moor ins Dorf transportiert haben, in diesem Jahr wieder freigeschnitten. Karla Mombeck, Aktivistin bei einer der beiden Bürgerinitiativen, die gegen die Deponie zu Felde ziehen, erzählt es stolz. „Die Leute hier“, sagt sie, „entdecken die Region ganz neu.“

Die Bürgerinitiativen haben Info-Tafeln aufgestellt, die auf landschaftliche Schmuckstücke rund um die Sandgrube hinweisen. Da ist die über 100 Jahre alte, schnurgerade Ahorn-Allee, die Hofbesitzer Carl Arend Ficke anlegen ließ. Da sind die 3.000 bis 4.000 Jahre alten Hügelgräber, die im Wald verborgen sind. Und da ist das imposante Mausoleum, das einst für den Hofbesitzer Jacob Illjes errichtet wurde, der nach dem Ende einer unglücklichen Liebe auf den Weißenberg zog und sich 1854 auf einem Hügel begraben ließ, von dem aus man bis nach Sandstedt blicken konnte – dorthin, wo seine Liebe lebte.

Mombeck und ihre Mitstreiter bieten inzwischen Wanderungen an. „Spurensuche am Weißenberg“ sind sie betitelt. Es sind die ersten Anfänge für eine touristische Nutzung des Gebietes. Eine „Schatzgrube“ sei es, sagt die Samtgemeinde. Der Plan, daraus ein Naherholungsgebiet zu machen, schlummerte schon länger in den Schubladen des Rathauses. Ein Planungsbüro hatte Ideen für die Nutzung entwickelt.

Karla Mombeck und ihre Mitstreiter haben Hinweisschilder aufgestellt, die auf die Schätze rund um das Deponie-Gelände hinweisen. Fotos ih

Fahrt aufgenommen haben die Pläne jedoch erst, als Unternehmer Bodo Freimuth 2009 die Sandkuhle kaufte und dort eine Bauschutt-Deponie errichten wollte. Die gibt es im Cuxland nicht mehr, seit die kreiseigene Deponie in Neuenwalde wegen der verschärften Umweltauflagen geschlossen werden musste.

Doch der Aufschrei in der Kommune war groß, die Bürger rannten Sturm gegen Freimuths Pläne. Man fürchtete, zum „Entsorgungsklo der Region“ zu werden. Und Politik und Verwaltung beeilten sich, einen Bebauungsplan für das Gelände aufzustellen. Den gab es nicht – weil man sich auf die Zusage des ehemaligen Eigentümers verlassen hatte, die Sandgrube nach der Ausbeutung zu renaturieren. Die Hagener machten ihr Versäumnis wett und brachten die touristische Bauleitplanung auf den Weg.

Dagegen zieht nun die Firma Freimuth zu Felde. Sie hat vor dem Oberverwaltungsgericht in Lüneburg eine Normenkontrollklage gegen den Bebauungsplan eingereicht – in der Hoffnung, dass das Ganze noch gekippt wird. Ob die Firma tatsächlich weiter an ihren Bauschutt-Plänen festhält, war nicht zu erfahren. Freimuth äußert sich dazu nicht. Firmensenior Bodo Freimuth hat das Geschäft übrigens inzwischen an Sohn Jörg übergeben.

Quelle: NORDSEE-ZEITUNG vom 12.12.2012 von Inga Hansen

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