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Plastik auch in der Nahrung

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Allein in die Nordsee gelangen jährlich etwa 15.000 Tonnen Plastikmüll – Gefahr auch für den Menschen

HELGOLAND. Plastik ist aus vielerlei Gründen praktisch und kommt in nahezu in allen Lebensbereichen zum Einsatz. Doch eine gewaltige Menge der langlebigen Stoffe landet über kurz oder lang im Meer, auch in Nord- und Ostsee. Dort werden sie zum massiven Problem.

Jährlich landen 15 000 Tonnen Plastikmüll in der Nordsee. Ein Großteil davon wird über die Flüsse ins Meer getragen. Foto dpa

Jährlich landen 15 000 Tonnen Plastikmüll in der Nordsee. Ein Großteil davon wird über die Flüsse ins Meer getragen. Foto dpa

„Mit Polyethylen beispielsweise verhält es sich ähnlich wie mit anderen so in der Natur nicht vorkommenden, künstlich hergestellten chemischen Verbindungen. Es kann praktisch so gut wie nicht abgebaut werden“, sagt der Mikrobiologe Gunnar Gerdts von der Biologischen Anstalt Helgoland.

„Etwa 20.000 Tonnen Müll landen pro Jahr allein in der Nordsee“, sagt Meeresschutzreferent Kim Cornelius Detloff vom Naturschutzbund. Drei Viertel davon sei Plastik. Rund 600.000 Kubikmeter Müll vermuten Experten auf dem Boden der Nordsee. Das entspricht dem Volumen von 200 olympischen Schwimmbecken mit 50-Meter-Bahnen. Der Großteil des Plastikmülls in der südlichen Nordsee stammt von Schiffen. Ein Teil der über Bord gekippten Abfälle bestehe weiter aus Plastik, obwohl dessen Verklappung mittlerweile verboten sei, sagt Detloff.

Abgebaut werden die Stoffe im Meer nicht. Dafür werden die einzelnen Plastikteile durch die Einwirkungen von Salzwasser, UV-Strahlung und durch Reibung ständig kleiner. „Schätzungen gehen davon aus, dass 90 Prozent des Plastikmülls in den Meeren kleiner als fünf Millimeter im Durchmesser sind“, sagt Detloff. Klein genug, um von Muscheln, Krebsen oder Fischen gefressen zu werden. Bis zu einer Million Seevögel und 100.000 Meeressäuger sterben laut Umweltschützern jährlich den Plastiktod. Bei einem Magen voller Plastik verhungern sie auf tragische Weise. Eine einzelne Plastiktüte beispielsweise kann für eine Meeresschildkröte das Todesurteil bedeuten. Fische sterben in alten Fischernetzen.

„Bislang ist noch wenig darüber bekannt, welche Auswirkungen Plastik in Organismen genau hat“, sagt Mikrobiologe Gerdts. Allerdings hätten Experimente bereits nachgewiesen, dass die Aufnahme von winzig kleinen Plastikteilen zu Entzündungen führen könne. In den Magen-Darm-Trakten von 95 Prozent der tot angespülten und untersuchten Eissturmvögel wurde Plastik nachgewiesen, so Nabu-Experte Detloff.

„Ein Problem ist, dass die Mikroplastik-Artikel fettlösliche Schadstoffe wie einen Schwamm aufsaugen“, sagt der Toxikologe Edmund Maser vom Universitäts-Klinikum Schleswig-Holstein. Das betreffe neben Weichmachern das als krebserregend geltende PCB oder das Insektizid DDT. Fressen Meerestiere diese Partikel, weil sie diese für Plankton halten, nehmen sie die Schadstoffe auf. „Für den Menschen bedeutet es, dass er durch den Verzehr von solchen Meerestieren mehr dieser Schadstoffe aufnimmt“, sagt Maser. Viele der Schadstoffe beeinträchtigten auch das Hormonsystem. „Es ist zurzeit nicht einschätzbar, ob sich diese Effekte auch auf den Menschen auswirken“, so Maser. „Aber die Gefahr besteht.“

Quelle: NORDSEE-ZEITUNG vom 01.02.2013 von André Klohn

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