BI Driftsethe

Bürger-Initiative gegen die Bauschuttdeponie in Driftsethe

Netze voller Plastikmüll

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Fischer holen säckeweise Abfall aus Nord- und Ostsee – Meeresschutzexperte fordert Konsequenzen.

BERLIN. Was tun angesichts von 142 Millionen Tonnen Müll im Meer? Aufräumen, sagt Kim Detloff. Der Naturschutzbund (NABU) entsorgt unter dem Motto „Fishing for Litter“ den Müll, den Fischer aus Nord und Ostsee holen. Am Rande der internationalen Meeresmüllkonferenz in Berlin erklärte der NABU-Meeresschutzreferent unserem Redaktionsmitglied Milena Tauber, warum die Zeit der Einwegprodukte vorbei ist.

Unser Abfall bringt den Tod: Ein verendeter Vogel mit Plastikstücken im Magen. Gegen den Müll im Meer kämpft der Naturschutzbund (NABU).

Unser Abfall bringt den Tod: Ein verendeter Vogel mit Plastikstücken im Magen. Gegen den Müll im Meer kämpft der Naturschutzbund (NABU).

Wie viel Müll bringt ein Fischkutter pro Tag an Land? Das ist ganz unterschiedlich. Manchmal ist nur eine Plastiktüte im Netz. An manchen Tagen landet ein halber Kubikmeter Müll im Sack. Seit 2011 haben wir etwas weniger als zwei Tonnen Müll aus dem Meer gefischt.

Kim Detloff (NABU)

Kim Detloff (NABU)

Was finden Sie in den Netzen? Vor allem Müll aus der Schifffahrt und der Offshore-Industrie: Große Ölfässer, Farbeimer, Einweg- Overalls, Bauhelme, Schwimmwesten und Ölzeug. Die Idee, Müllgebühren in die Hafengebühren einzuschließen, ist deswegen sinnvoll. Das würde sicherlich den Anreiz reduzieren, Müll ins Meer zu werfen, um damit Gebühren zu umgehen.

Wie geht das Projekt weiter? Seit Anfang des Jahres kooperieren wir mit dem Land Niedersachsen und bauen das Projekt aus. Im März haben wir Greetsiel und Ditzum einbezogen, zwei weitere Häfen werden noch in diesem Jahr hinzukommen. Ende des Jahres wird das Projekt ausgewertet, und vielleicht nehmen wir Cuxhaven im kommenden Jahr dazu. Das Ziel ist, alle Fischereihäfen in Niedersachsen auszurüsten.

Ist so ein Projekt nicht nur ein Tropfen auf dem heißen Stein? Im Moment kann man das tatsächlich so sagen. Jedes Jahr landen 6,4 Millionen Tonnen Abfall in den Weltmeeren. Da sind die zwei oder drei Tonnen, die wir herausholen, nicht viel. Aber wenn man dieses System flächendeckend ausbaut, könnte man damit rund zehn Prozent des Mülls, der ins Meer getragen wird, wieder herausholen.

Muss man nicht die Verursacher finden, anstatt aufzuräumen? Unbedingt, wir wollen das Problem an der Wurzel packen. Jede Plastiktüte, die nicht mehr im Meer schwimmt, ist gut. Aber wir wollen auch herausfinden, welcher Müll eigentlich am Meeresboden liegt. Wir sehen jetzt, dass viel Abfall aus der Schifffahrt kommt. Also müssen wir auf See stärker kontrollieren und schärfere Sanktionen verhängen. Insgesamt kommen aber 80 Prozent der Abfälle von Land. Eine effektive Abfallwirtschaft ist wichtig.

Was heißt das konkret? Wir haben in Deutschland sechs unterschiedliche Mülltonnen im Hinterhof. Die Mülltrennung machen wir gut, und das müssen andere Länder noch lernen. Von den Einwegprodukten sollten wir wegkommen. Viele Produkte werden für eine Lebenszeit von einem Jahr entwickelt. Produkte sollen langlebig und reparabel sein und wiederverwertbar. Nur so kann man das Problem in den Griff kriegen.

Würde es helfen, Plastiktüten zu verbieten? Mit Sicherheit. Bei den Säuberungsaktionen gehören Plastiktüten zu den zehn häufigsten Fundstücken. Kostenlose Plastiktüten haben für die Menschen offenbar keinen Wert. Eine Alternative zum Verbot wäre ein Gebühren- und Pfandsystem.

Sind alte Fischernetze eigentlich auch ein Problem? Ja, bis zu zehn Prozent des Mülls im Meer kommen aus der Fischerei, also vor allem Tampen und Netze. Viele Fischer scheuen die Gebühren der Entsorgung. Ein Pfandsystem kann ich mir gut vorstellen.

Was erwarten Sie von der Konferenz? Dass tatsächlich Ziele formuliert werden. Wir haben ja die EU-Rahmenrichtlinie zur Meeresstrategie. Sie verpflichtet die Mitgliedsstaaten zum Schutz der Meere. Aber konkrete Vorgaben, etwa die Halbierung des Mülls bis 2020, fehlen noch.

Quelle: NORDSEE-ZEITUNG vom 12.04.2013 von Milena Tauber

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