BI Driftsethe

Bürger-Initiative gegen die Bauschuttdeponie in Driftsethe

Bauschutt lässt Fragen offen

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Gefahr für Deichsicherheit? – Bürgerin stellt Strafanzeige gegen Unbekannt – SPD fordert Aufklärung

MISSELWARDEN/PADINGBÜTTEL/MULSUM. Eisenteile, Tonziegel, Betonbrocken – was Orkantief „Xaver“ Anfang Dezember auf dem neuen Deichabschnitt zwischen Misselwarden und Padingbüttel freigespült hat, sorgt immer noch für Diskussionsstoff an der Wurster Küste. Die SPDFraktion im Mulsumer Gemeinderat fordert Aufklärung von den Deichverantwortlichen. Der von einer Bürgerin geäußerte Verdacht einer „erheblichen Gefährdung der Deichsicherheit“ hat sich laut Polizei indessen nicht bestätigt.

Betonteile, Tonziegel, Asphaltbrocken: Die letzte große Sturmflut Anfang Dezember vergangenen Jahres hatte am neuen Deichabschnitt zwischen Misselwarden und Padingbüttel Bauschutt in der Kleideckschicht ans Tageslicht befördert.  Fotos Ulich

Betonteile, Tonziegel, Asphaltbrocken: Die letzte große Sturmflut Anfang Dezember vergangenen Jahres hatte am neuen Deichabschnitt zwischen Misselwarden und Padingbüttel Bauschutt in der Kleideckschicht ans Tageslicht befördert.
Fotos Ulich

Wenn Felicitas Gottschalk in ihrem Wohnzimmer sitzt, schaut sie auf den Wurster Nordseedeich, der sich rund 800 Meter vor ihrem Haus aus dem platten Land erhebt. Ohne diesen Deich bekäme sie in ihrem Haus nasse Füße, wenn eine Sturmflut von der Stärke „Xavers“ tobt. In der Nacht vom 5. auf den 6. Dezember, als das Sturmtief seinen Höhepunkt erreicht hatte, habe sie nicht mehr schlafen können.

Felicitas Gottschalk wusste, dass unweit ihres Hauses ein neues, im vergangenen Jahr erhöhtes und verstärktes Deichstück noch „schwarz“, das heißt, noch nicht von einer festen Grasnarbe durchwurzelt war. Was sie nicht wusste: Beim Bau dieses Deichabschnitts waren Eisenteile, Dachziegel, Asphaltbrocken und Betonteile in den Kleiboden geraten, der das Bollwerk gegen die Nordseefluten zusammenhält.

„Das hätte nicht passieren dürfen“, räumte Hartmut von Häfen von der Aufsichtsbehörde des Landkreises Cuxhaven seinerzeit auf NZ-Anfrage ein. „Bauschutt ist für den Deichbau tabu.“ Ähnlich hatte sich Thomas Ströer, Geschäftsführer des zuständigen Deichverbandes, geäußert. Der Verband ist Herr über das millionenschwere Bauvorhaben. Gleichzeitig betonte Ströer: „Die Deichsicherheit war zu keinem Zeitpunkt gefährdet.“ Der Schutt sei versehentlich und nur zwischen die oberste Kleischicht geraten und nicht etwa in die gesamte, zwei Meter dicke Kleidecke, die in mehreren Etappen aufgebracht und verdichtet wird.

Felicitas Gottschalk war trotzdem beunruhigt. Anfang Januar erstattete sie Anzeige gegen unbekannt wegen erheblicher Gefährdung der Deichsicherheit und berief sich auf Paragraf 319 des Strafgesetzbuches („Baugefährdung“). Es gehe ihr nicht um Bestrafung, sondern um Aufklärung. „Wäre die Sturmflut noch schlimmer ausgefallen, wäre durch die massiv verunreinigte Kleieinbringung die Deichsicherheit und das Leben sowie das Hab und Gut unzähliger Bewohner des betroffenen Deichabschnitts unmittelbar bedroht gewesen“, begründet sie ihre Anzeige.

Erklärungen fordert auch die SPD-Fraktion des Gemeinderates Mulsum. Nach dem am 13. Dezember 2013 in der NORDSEE-ZEITUNG erschienenen Artikel zu den Bauschuttfunden auf dem Deich seien viele Fragen aufgetaucht, sagt Mulsums Bürgermeister Udo Skeraitis (SPD). Die Menschen in der Samtgemeinde seien nach der Sturmflut sehr beunruhigt gewesen. „Es gibt keinen Versicherungsschutz gegen Sturmfluten“, argumentiert Skeraitis, „die einzige Abwehr besteht in einem guten und standhaften Deich.“ Der Deichverband erhebe für die Unterhaltung des Deiches und für die Erhöhungen zu Recht Verbandsbeiträge. Dafür könne man Vertrauen und auch eine vernünftige Kontrolle bei Baumaßnahmen erwarten.

Aufgrund der Anzeige von Felicitas Gottschalk hatte die Dorumer Polizeidienststelle wegen des Verdachts einer Baugefährdung ermittelt. Nach Auskunft von Polizeisprecherin Anke Rieken hat sich dieser Verdacht jedoch nicht bestätigt. „Nach Einschätzung des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küste- und Naturschutz sowie dem Deichverband Land Wursten hat nach derzeitiger Auffassung zu keiner Zeit eine Gefährdung vorgelegen“, teilte die Polizei mit.

Quelle: NORDSEE-ZEITUNG vom 18.02.2014 von Heike Leuschner

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