BI Driftsethe

Bürger-Initiative gegen die Bauschuttdeponie in Driftsethe

Strahlt es bald im Paradies?

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Deponiegegner haben Angst vor Einlagerung von belastetem Material aus Reaktorabriss – Demo geplant

HAGEN. Atomschrott in Driftsethe? Für die Bürgerinitiativen gegen die Bauschuttdeponie ist dieses Szenario ebenso denkbar wie erschreckend. Gemeinsam mit allen im Rat vertretenen Parteien machen sie mobil gegen die Pläne des Bülkauer Abbruchunternehmers Jörg Freimuth. Mit einer Montagsdemo wollen sie Freimuth zeigen, dass er in der Gemeinde Hagen nicht willkommen ist.

Schatzgrube oder „Entsorgungsklo“? Deponie-Gegner wollen verhindern, dass Unternehmer Jörg Freimuth hier eine Deponie baut.  Foto Klonus

Schatzgrube oder „Entsorgungsklo“?
Deponie-Gegner wollen verhindern, dass Unternehmer Jörg Freimuth hier eine Deponie baut.
Foto Klonus

Wenn man den Worten von Karla Mombeck glaubt, dann spielt der Bülkauer Unternehmer Jörg Freimuth ein falsches Spiel: Er gibt einfach nicht zu, was er mit den Hagenern wirklich vorhat. Mombeck ist der Kopf einer Bürgerinitiative, die seit Jahren gegen den Bau der Deponie der Klasse I kämpft.

Während Abbruch-Riese Freimuth, sein Unternehmen gehört zu den größten Spezialfirmen der Republik, nicht müde wird zu betonen, dass kein Asbest oder andere gefährliche Stoffe in Driftsethe abgelagert werden, sprechen die Vertreter von Politik und Bürgerinitiativen eine ganz andere Sprache. Bauschutt werde in der Deponie wohl kaum landen. „Der wird nämlich recycelt“, sagt Mombeck. Die Sorge, zum Entsorgungsklo“ der gesamten Region zu werden, ist größer denn je – es gibt kaum noch Deponien. Der einzige Tourismus, der sich hier dann etablieren werde, sei Mülltourismus.

Mombeck befürchtet, dass Freimuth in Driftsethe belasteten Hafenschlick lagern könne, ebenso Feinstäube und Asbest. Viel schlimmer noch: Wenn das Kernkraftwerk Esenshamm abgerissen wird, könnte es in Einzelteilen in Driftsethe landen. Und dort weiter vor sich hin strahlen. „Irgendwann bekommen wir auch Probleme mit dem Trinkwasser“, sagt Mombeck. Das Einzugsgebiet liege nämlich nur drei Kilometer von der möglichen Deponie entfernt. Stutzig mache Mombeck vor allem, dass Freimuth die Deponie so bauen will, dass sie den Sicherheitsanforderungen an eine Deponie der höchsten Stufe (III) genüge. Das geschehe nicht aus Vorsicht, Freimuth wolle aufrüsten. Das gehe dann ohne Bürgerbeteiligung. „Und dann landet hier richtiger Dreck.“

Die Politiker aller im Rat vertretenen Parteien hat Mombeck hinter sich. Ebenso die Gemeindeverwaltung um Rathauschef Andreas Wittenberg (parteilos). Wohl auch Landrat Kai-Uwe Bielefeld (parteilos). Er unterstütze Hagen, sagte Wittenberg. Am 28. Juli (18 Uhr, Döhrenacker) wollen die Deponie-Gegner auf die Straße gehen, Montagsdemo, quer durch Hagen. „Das Thema geht in Hagen alle an, nicht nur die Driftsether“, sagt Mombeck. Müll vom Atomkraftwerk in Stade werde mutmaßlich per Lkw durch Bramstedt angeliefert, Kraftwerksschutt aus Esenshamm durch Sandstedt. „Was dann passiert ist klar. Die Gemeinde blutet aus. Alle, die es sich leisten können, ziehen dann weg.“

Bei den Einlagerungs-Szenarien handele sich jedoch erst einmal nur um Vermutungen, sagt Mombeck. Schriftlich habe man von Freimuth nichts. Brauche man auch nicht. Man habe gewisse Erfahrungen mit dem Bülkauer gesammelt. Beim Deichbau in Padingbüttel hatte die Firma Bauschutt in den Deich eingebaut. Das Unternehmen hat sich gegenüber der NORDSEE-ZEITUNG zu den aktuellen Vorwürfen am Mittwoch nicht geäußert.

Mit einem Bebauungsplan wollen die Hagener dem Unternehmer zuvorkommen. Sie möchten ein Naherholungsgebiet ausweisen, den Bau der Deponie verhindern. Der Plan, einst vom Gericht gekippt, sei nun fast fertig. Insider rechnen jedoch damit, dass die Gemeinde vor Gericht ein Glaubhaftigkeitsproblem bekommen werde. Dafür hätten die Pläne für das Vorhaben zu lange in Schreibtischschubladen geschlummert. Erst, als Freimuth die Katze aus dem Sack ließ, habe man die Arbeit an der „Schatzgrube“ ernsthaft aufgenommen.

Quelle: NORDSEE-ZEITUNG vom 17.07.2014 von Tobias Schwerdtfeger

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