BI Driftsethe

Bürger-Initiative gegen die Bauschuttdeponie in Driftsethe

Die Bewässerung verfälscht Daten

| Keine Kommentare

Deponiegegner zweifeln die Ergebnisse des Sondermessprogramms der Stadt an – Neues Verfahren zur Luftbelastung geplant

SPECKENBÜTTEL. Die Bürgerinitiative „Keine Erweiterung Grauer Wall“ (Bikeg) will sich mit den Ergebnissen des Sondermessprogramms des Bremer Umweltsenators nicht zufrieden geben. Dass die Werte aus dem ersten Quartal unterhalb des Grenzwertes liegen, hat für sie nur einen Grund: „Seit die Deponie besteht, wurde sie vermutlich noch nie so stark künstlich gewässert wie zur Zeit“, sagt Vorstandsmitglied Günther Flißikowski.

Ein Jahr lang werden die Schadstoffe in der Luft rund um die Deponie Grauer Wall an der Wurster Straße im Auftrag des Bremer Umweltsenators gemessen. Doch die Bürgerinitiative „Keine Erweiterung Grauer Wall“ vermutet, dass die Daten durch erhöhtes Wässern verfälscht sind. Archivfoto Scheer

Ein Jahr lang werden die Schadstoffe in der Luft rund um die Deponie Grauer Wall an der Wurster Straße im Auftrag des Bremer Umweltsenators gemessen. Doch die Bürgerinitiative „Keine Erweiterung Grauer Wall“ vermutet, dass die Daten durch erhöhtes Wässern verfälscht sind. Archivfoto Scheer

Die Bewässerung der Deponie sei zwar Auflage des mittlerweile rechtsgültigen Planfeststellungsbeschlusses zur Erweiterung der Deponie, aber die Bikeg vermutet, dass der Betreiber – die Bremerhavener Entsorgungsbetriebe – andere Beweggründe hat. Unter anderem spricht die Bürgerinitiative von „stark erhöhten Bleiwerten“, die auch im „weiten Umkreis der Deponie“ gemessen wurden. Laut Sondermessprogramm sind die Bleiwerte unter dem zulässigen Grenzwert.

Messprogramm für ein Jahr
Seit Juli werden die Immissionen zu Feinstaub und Staubniederschlag für ein Jahr gemessen – nicht nur an fünf Standorten an der Deponie, sondern auch im sogenannten städtischen Hintergrund: an der Hansastraße nahe des Zolltors Rotersand, am Mecklenburger Weg in Leherheide, an der Neuen Schleuse in der Nähe der Fischereihafen-Doppelschleuse, auf dem Altwulsdorfer Friedhof an der Kreuzackerstraße und an der Werftstraße in Lehe. Arsen, Cadmium, Blei, Nickel, Zink, Kupfer, Benzo(a)pyren und Dioxine werden registriert. Das Sondermessprogramm kostet die Stadt 35 000 Euro.

Auch wenn die Deponiegegner von „erhöhten Bleiwerten“ sprechen, geben die Ergebnisse des ersten Quartals etwas anderes vor. Der Grenzwert für Blei liegt im Jahresmittelwert bei 100 Milligramm. Der höchste Wert in der Stadt liegt bei 21,2 – gemessen in der Kreuzackerstraße in Wulsdorf. Der höchste Wert an der Deponie liegt bei 8,3 Milligramm – gemessen in der Pillauer Straße. „Diese Werte liegen weit unter dem Grenzwert“, sagt Lutz Becker, Leiter des Umweltschutzamtes, der aber auch darauf verweist, dass es sich lediglich um einen ersten Trend handelt. „Wir müssen zwar die nächsten drei Quartalsergebnisse abwarten, gehen aber davon aus, dass die sich nicht groß von den ersten Ergebnissen unterscheiden werden.“

Die Bikeg vermutet weiter, dass die erhöhten Bleiwerte auf die Schlacke der Müllverbrennungsanlage zurückzuführen sind, „die auf der gesamten Deponie verteilt“ sind und als „offizielle Abdeckung zum Beispiel der Filterstäube dienten“. Filterstäube werden allerdings seit 2013 nicht mehr auf der Deponie Grauer Wall abgelagert. Damals ist die 5-Jahres-Genehmigung dafür abgelaufen, die BEG hatte keine neue beantragt, sondern die Filterstäube seitdem im Bergversatz über die Firma Remex Mineralstoff Düsseldorf unter Tage entsorgt.

Zeitgleich zu dem Sonderprogramm der Staubmessung will die Stadt auch noch ein sogenanntes Rindenmonitoring auf den Weg bringen. „Dazu wird die Rinde von Bäumen untersucht“, sagt Becker. Diese dienen sozusagen als Gedächtnis für Schadstoffe in der Luft. Das Problem bei dieser Messung ist allerdings, dass die Ergebnisse nicht gesetzlich anerkannt sind. „Es gibt keine Richtwerte“, sagt Becker. Aus den Ergebnissen lasse sich lediglich ablesen, welche Schadstoffe in einem bestimmten Zeitraum aufgetreten sind. Vom Bau- und Umweltausschuss ist das Rindenmonitoring abgesegnet worden. Weil deren Etat aber ausgeschöpft ist, muss nun der Finanzausschuss bemüht werden, der erst noch tagt. Die Kosten für dieses Programm: 30 000 Euro

Deponie Grauer Wall
Laut Deponieverordnung darf der Müllberg an der Wurster Straße nicht mehr wie ein Kubus geformt sein. Deshalb wird er kegelförmig umgebaut, damit der Regen abfließen kann. Dadurch erhöht sich der Deponiekörper auf das Doppelte – auf 52 Meter

Quelle: NORDSEE-ZEITUNG vom 07.01.2015 von Lili Maffiote

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.