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Schock nach Seeadler-Drama

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Unbekannter tötet Weibchen nahe der Kreisgrenze – Belohnung zur Ergreifung des Täters ausgesetzt

BALJE/NEUHAUS. Trauriges Ende eines stattlichen Vogels: Das ausgewachsene Seeadlerweibchen liegt tot mit durchschossenem Körper in seinem Nest.
Dieses grausige Bild bietet sich Joachim Neumann, Mitarbeiter des NABU-Artenschutzzentrums Leiferde und zertifizierter Baumkletterer, als er den Horst an der Ostemündung in Balje-Hörne, nahe der Grenze zum Cuxland, besteigt.

Seit Jahren nisten Seeadlerpaare im Ostemündungsgebiet. Am Freitag wurde dieses erwachsene Weibchen tot im Nest aufgefunden. Es war von einem Unbekannten erschossen worden. Foto Neumann

Seit Jahren nisten Seeadlerpaare im Ostemündungsgebiet. Am Freitag wurde dieses erwachsene Weibchen tot im Nest aufgefunden. Es war von einem Unbekannten erschossen worden. Foto Neumann

Eine Mitarbeiterin des Instituts für angewandte Biologie (IfaB) in Freiburg/Elbe hatte den toten Adler am Freitag entdeckt. Noch am gleichen Tag fahren der Seeadlerbetreuer und -Experte Peter Görke, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Adlerschutz Niedersachsen (AAN), Joachim Neumann vom Artenschutzzentrum und Adlerbetreuer Fritz Bechinger (Wingst) nach Balje-Hörne, um den Kadaver zu bergen. Bechinger beobachtet als Naturschutzbeauftragter des Landkreises Cuxhaven den Horst schon seit einiger Zeit.

Am Adler-Horst angekommen, stellt Joachim Neumann den toten Seeadler sicher und bringt ihn zu Boden. Das ausgewachsene, sehr kräftige Weibchen hatte eine sehr gute Kondition und noch einen kleinen Ast im Schnabel. Vermutlich ist es während des Nestausbaus getötet worden, denn Ende Februar/Anfang März beginnt die Brutzeit der Seeadler.

Peter Görke: „Wir sind entsetzt und traurig, dass so etwas heute noch vorkommt. Bei 44 Seeadlerpaaren in Niedersachsen zählt jedes einzelne Individuum.“ Gegenwärtig nisten insgesamt vier Seeadlerpaare auf dem Gebiet des Landkreises Cuxhaven.

Bei dem Horst in Balje-Hörne handelt es sich nach Auskunft von Fritz Bechinger um einen Ausweichhorst. Zuvor hatte das Adlerpaar bereits rund zwölf Jahre bei Geversdorf genistet. Hier wurden in der Vergangenheit drei Jahre hintereinander mehrere sogenannte Nestlinge (Jungtiere) und ein Altvogel durch vergiftete Tauben als Köder vermutlich gezielt umgebracht.

Der Seeadler wird Dienstagnachmittag per Express zur weiteren Sektion an das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung nach Berlin geschickt. Der offenbar geübte Schütze traf den Vogel vom Boden aus am Hals. Die Austrittswunde befindet sich in der Beckengegend.

Cuxhavens Kreisjägermeister Ahrend Müller (Lamstedt) ist empört und entsetzt über die Nachricht. Sollte es sich bei dem Täter um einen Jäger handeln, was bei Schussverletzungen nahe liege, habe er mit erheblichen Konsequenzen und disziplinarischen Maßnahmen zu rechnen: „Der Jagdscheinentzug wäre noch das Wenigste. Wir würden den Täter in keiner Weise schonen und distanzieren uns aufs Entschiedenste“, so der Kreisjägermeister.

Der Einschuss bei dem Seeadler ist deutlich zu sehen. Das Tier wird jetzt zur weiteren Untersuchung zum Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung nach Berlin gebracht. Foto Neumann

Der Einschuss bei dem Seeadler ist deutlich zu sehen. Das Tier wird jetzt zur weiteren Untersuchung zum Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung nach Berlin gebracht. Foto Neumann

„Bringt Jägerschaft in Verruf“
„Der Seeadler als geschütztes Tier stellt eine Bereicherung unserer Fauna dar, und wir als Jägerschaft sind sehr bemüht, solche Horste zu schützen“, sagt Müller mit Nachdruck. „Das Schießen und Giftködern ist als verwerflich anzusehen und bringt die gesamte Jägerschaft in Verruf. Ebenso wie andere Naturschutzverbände haben wir großes Interesse daran, diese Vorfälle aufzuklären und solche Taten zu ahnden.“

Der Naturschutzverband NABU Niedersachsen unterstreicht seine seit längerem erhobene Forderung nach Einrichtung einer Schwerpunktstaatsanwaltschaft Umweltkriminalität für Niedersachsen. „Greifvogelverfolgung verstößt gegen das Artenschutzrecht und muss konsequent und unnachgiebig verfolgt werden“, erklärt Dr. Holger Buschmann, niedersächsischer NABU-Landesvorsitzender. Dies sei in Niedersachsen nicht gewährleistet. Hier müsse Abhilfe geschaffen werden.

Der NABU Niedersachsen erinnert in diesem Zusammenhang daran, dass mit der gemeinsam mit der Jägerschaft unterzeichneten „Hannoverschen Erklärung gegen die illegale Greifvogelverfolgung“ vom 27. März 2007 eine klare Grundlage vorhanden sei. Jede Greifvogelverfolgung mit Gift, Fallen oder Waffen ist eine Straftat, die mit empfindlichen Strafen bis hin zum Freiheitsentzug von fünf Jahren geahndet werden kann.

Holger Buschmann, NABU-Landesvorsitzender Foto Schierenberg

Holger Buschmann, NABU-Landesvorsitzender Foto Schierenberg

»Greifvogelverfolgung verstößt gegen das Artenschutzrecht und muss konsequent und unnachgiebig verfolgt werden. «
Holger Buschmann, NABU-Landesvorsitzender

Ahrend Müller (Lamstedt), Cuxhavens Kreisjägermeister  Foto nz

Ahrend Müller (Lamstedt), Cuxhavens Kreisjägermeister
Foto nz

»Wir würden den Täter in keiner Weise schonen und distanzieren uns aufs Entschiedenste.«

Ahrend Müller (Lamstedt)
 

Hinweise erbeten
› Es wird um Hinweise und Beobachtungen gebeten, die Aufschluss über die Tat geben können.
› Der WWF, der NABU Niedersachsen sowie private Spender haben sich bereit erklärt, eine Belohnung zur Ergreifung des Täters auszusetzen.
› Fälle von illegaler Greifvogelverfolgung können auch in Zukunft bei der vom Komitee gegen den Vogelmord eingerichteten Erfassungs- und Dokumentationsstelle Greifvogelverfolgung und Artenschutzkriminalität (Edgar) unter 01 60/5 81 34 45 oder per E-Mail an edgar@komitee.de gemeldet werden.

Quelle: NORDSEE-ZEITUNG vom 16.02.2016 (wip/ur)

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