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Bürger-Initiative gegen die Bauschuttdeponie in Driftsethe

Landrat rät zur „wachsamen Gelassenheit“

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Dr. Karl Döhler glaubt, dass das Fichtelgebirge schon frühzeitig bei der Suche nach einem Endlager für Atommüll ausscheidet. Dafür spreche eine ganze Menge.

Wunsiedel – In dieser Woche soll der Kriterienkatalog für die Suche nach einem Atommüll-Endlager in Deutschland veröffentlicht werden. Die Experten schätzen, dass das Werk 700 Seiten dick werden wird. Und viele Menschen in der Region befürchten, dass womöglich auch das Fichtelgebirge in den Fokus der Atommülllager-Suche gerät.

Nach Ansicht von Landrat Dr. Karl Döhler wird das Fichtelgebirge von einem Atommüll-Endlager verschont bleiben. Bild Frankenpost

Nach Ansicht von Landrat Dr. Karl Döhler wird das Fichtelgebirge von einem Atommüll-Endlager verschont bleiben. Bild Frankenpost

Landrat Dr. Karl Döhler hat in den vergangenen Monaten mehrmals an die bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf geschrieben und um ihre Einschätzung gebeten. In der vergangenen Woche hat die Fachfrau dann Döhler zu einem persönlichen Gespräch eingeladen. Ebenfalls mit von der Partie waren zwei Bürgermeister aus dem Landkreis Freyung-Grafenau und als Vertreter des Landrats aus Neustadt/Waldnaab, Dr. Alfred Scheidler.

„Ich glaube, wir können der Endlager-Suche zwar wachsam, aber auch gelassen entgegensehen“, sagt Döhler auf Nachfrage der Frankenpost . Zuversichtlich, dass die Region von dem strahlenden Müll verschont bleibt, macht ihn der Kriterienkatalog. „Dabei handelt es sich um Ausschusskriterien. Wenn auch nur eines davon erfüllt ist, fällt die Gegend aus der Suche heraus. Wir erfüllen gleich mehrere davon.“

Es klingt etwas absurd, was sich die Politik vorgenommen hat. Die Regierung plant ein Lager, in dem der von deutschen Kernkraftwerken produzierte Atommüll eine Million Jahre sicher verwahrt bleibt. Zum Vergleich: Vor einer Million Jahren nutzten die Menschen Faustkeile.

Da der radioaktive Abfall aber irgendwie entsorgt werden muss, startet nun die Suche nach einem sicheren Ort. „In einer ersten, etwa zwei oder drei Jahre dauernden Phase, ermitteln Wissenschaftler diejenigen Regionen, die keines der Ausschlusskriterien erfüllen“, sagt Döhler. Er glaubt, dass schon hier das Fichtelgebirge ausscheidet. „Denn objektiv betrachtet, ist die geologische Beschaffenheit unserer die Region für die Lagerung nicht geeignet.“

Wenn alle Daten ausgewertet sind, sollen noch etwa 30 Regionen übrig bleiben. Diese nehmen die Wissenschaftler dann noch einmal intensiv unter die Lupe. Letztlich werden sich fünf Standorte herauskristallisieren, deren Böden mit Probebohrungen genau analysiert werden. Diese Phase soll laut Döhler bis 2031 abgeschlossen sein, damit das Endlager 2050 fertig ist. „Auch Umweltministerin Ulrike Scharf ist der Meinung, dass dies ein sehr ambitioniertes Vorhaben ist.“

Keinesfalls wird das Endlager in einer ehemaligen oder noch aktiven Bergbau-Region entstehen. „Und genau das waren wir über viele Jahre. Die gesamte Gegend ist mit Stollen unterhöhlt“, sagt Döhler.

Sollte dies noch nicht reichen, um das Fichtelgebirge von der Liste potenzieller Standorte zu streichen, gibt es viele weitere Argumente, die gegen ein Endlager in der Region sprechen. So sind nur Standorte mit sehr altem Grundwasser genehmigungsfähig. „Wie die 1.800 Meter tiefe Bohrung für die Therme in Weißenstadt gezeigt hat, haben wir hier viele wasserführende Schichten und einen steten Austausch des Grundwassers.“ Auch vulkanische Aktivitäten darf es nicht geben. Doch die gibt es – zumindest im geologischen Zeitmaßstab. „Bei Neualbenreuth ist einer der erdgeschichtlich jüngsten Vulkane Bayerns.“

Schließlich, und dies ist für den Landrat Grund genug, sich nicht allzu große Sorgen zu machen, verfügt das Fichtelgebirge nicht über einen ausreichend großen und dichten Granitstock für ein Endlager. Die Wissenschaftler halten eine 3,6 Quadratkilometer große Fläche für notwendig. Diese gebe es in der gesamten Region nicht. „Unser Granit ist zerklüftet, es sind ungemein viele Höhlen und Einschlüsse im Untergrund.“ Auch Ministerin Ulrike Scharf halte das Fichtelgebirge als Endlager-Standort für unrealistisch.

Obwohl, wenn objektiv entschieden wird, rein gar nichts für die Region spricht, gibt Döhler keine Entwarnung. „Letztlich wird die Politik eine Entscheidung treffen müssen. Daher bleiben wir wachsam und behalten die Entscheidungsprozesse jederzeit im Auge.“

Auch die weiteren in Bayern ins Auge gefassten Standorte, der Oberpfälzer Wald und der Bayerische Wald, erfüllen nach Ansicht von Ministerin Ulrike Scharf die Anforderungen nicht..

Ton, Salz und Granit
Bei der Suche nach einem Endlager für den atomaren Abfall kommen nur bestimmte geologische Formationen in Betracht: Ton, Salz und Granit. Während in Norddeutschland Salzstöcke vorherrschen, wie etwa im niedersächsischen Gorleben, sind es in Bayern und Sachsen Granit und in Baden-Württemberg Ton. Eine andere Variante ist, nicht nur auf die natürliche Bodenbeschaffenheit für ein Endlager zu setzen, sondern auf die Behälter, die den strahlenden Müll enthalten. Diese müssten aus einem Material gefertigt sein, das mindestens eine Million Jahre absolut dicht hält. Derzeit gibt es keine wissenschaftlich ernst zu nehmende Prognose, ob überhaupt je ein Behälter hergestellt werden kann, der einen so langen Zeitraum standhält.

Quelle: Frankenpost vom 28.07.2016 von Matthias Bäumler


 

Transparenz gefragt

Zur Aussage des Landrats Dr. Döhler „Wachsame Gelassenheit“ beim zukünftigen Atomendlager

„In dem 684-seitigen Abschlussbericht der ‚Kommission Lagerung hoch radioaktiver Atomabfälle‘ vom 18. Juli 2016, das dem Bundestag vorgelegt wurde, steht im Klartext:
1. Unsere Granit-Region kann als möglicher Standort in Betracht gezogen werden (Seite 219).
2. Die bisher erfolgte geologische Datenlage ‚ist historisch gewachsen und basiert insbesondere auf wirtschaftlich motivierter Rohstoffsuche‘ (Seite 517).
3. Daraus resultiert ‚ein ziemlicher Eiertanz der Geologen‘ um ‚die Einbeziehung von Kristallin-Gestein‘ (Seite 517) für ein Atomendlager.
Wenn unser amtierender Landrat Dr. Döhler bei der Planung eines zukünftigen Atomendlagers, womöglich in unserer Region, von einer ‚wachsamen Gelassenheit‘ redet, ist das ein Widerspruch in sich. Wir brauchen transparente und nachvollziehbare Informationen darüber, ob ein atomares Endlager in unserer Granit-Region machbar ist.“

Quelle: Frankenpost vom 11.08.2016 Leserbrief von Professor Rainer K. Schöffel, Wunsiedel

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