BI Driftsethe

Bürger-Initiative gegen die Bauschuttdeponie in Driftsethe

So werden die KKU-Abfälle getrennt

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90 Prozent der Reststoffe vom Abriss des Kernkraftwerks Unterweser werden nach Freigabe wie konventionelle Abfälle behandelt

KREIS CUXHAVEN/KLEINENSIEL. Es surrt, dann schließen sich lautlos die dicken Stahltüren hinter der grünen Tonne, die eben in die neue Messanlage des Kernkraftwerks Unterweser (KKU) gefahren ist. Die Anlage wirkt äußerlich unscheinbar wie ein Container, hat es aber in sich. 24 Detektoren messen hier radioaktive Strahlung. Das Ergebnis entscheidet, wie der Abfall beim KKU-Abbau behandelt wird. Bürger und Politiker haben sich das Verfahren angeschaut.

Der Rückbau des Kernkraftwerks Unterweser steht an. Wie mit hochradioaktiven Abfällen verfahren wird und weniger belastete Reststoffe behandelt werden, erklärten Betriebsleiter Gerd Reinstrom und seine Mitarbeiter Besuchern des ersten Informationstags am KKU-Modell. Fotos Fixy

Der Rückbau des Kernkraftwerks Unterweser steht an. Wie mit hochradioaktiven Abfällen verfahren wird und weniger belastete Reststoffe behandelt werden, erklärten Betriebsleiter Gerd Reinstrom und seine Mitarbeiter Besuchern des ersten Informationstags am KKU-Modell. Fotos Fixy

Gerd Reinstrom und seine Mitarbeiter von der Eon-Tochter Preussen Elektra wollen vor dem Abbau die Fragen der unmittelbaren Nachbarn des Kernkraftwerks beantworten, Ängste nehmen. „Erstmals haben wir auch die Nachbarn aus den Gemeinden Loxstedt und Hagen eingeladen. Das wollen wir künftig beibehalten“, erklärte Reinstrom am Sonnabend auf dem ersten Informationstag und kündigte weitere Veranstaltungen dieser Art an, die den Rückbau begleiten sollen. Die Nachbarn im Cuxland sind dem KKU in der Tat so nah, dass sie seine helle Kuppel vom Fluss- Ufer aus sehr gut sehen können.

81 Besucher erfuhren in vier Gruppen, dass beim Abbau des Atomkraftwerks etwa 4200 Tonnen hochgefährlichen Atommülls erwartet werden, die unter höchsten Sicherheitsmaßnahmen unter Wasser zerlegt werden, wie Reinstrom erläuterte. Zunächst soll der Kontrollbereich abgebaut werden, in dem sich der Reaktor-Druckbehälter unter der weithin sichtbaren Kuppel befindet.13 bis 15 Jahre soll das dauern.

Ein Behälter kommt aus der Messkammer: Wird keine Radioaktivität festgestellt, kann der Abfall konventionell entsorgt werden. Foto Fixy

Ein Behälter kommt aus der Messkammer: Wird keine Radioaktivität festgestellt, kann der Abfall konventionell entsorgt werden.
Foto Fixy

Insgesamt sollen dabei 193 000 Tonnen Abfall entstehen. Die Betreiber gehen davon aus, dass 176 900 Tonnen (90 Prozent) uneingeschränkt abtransportiert und wie jeder andere Abfall wiederverwendet werden können. Für 11 900 Tonnen Reststoffe wird erwartet, dass sie auf besondere Deponien verfrachtet werden müssen.

Die Abfälle werden in mehreren Schritten auf die Abfuhr vorbereitet. Das Verfahren wird vom TÜV überwacht und von der Atombehörde beim Niedersächsischen Umweltministerium in Hannover kleinschrittig kontrolliert, wie die Mitarbeiter während der Demonstration erläuterten. Der Messanlage kommt dabei zentrale Bedeutung zu, weil ihre Ergebnisse entscheiden, was einfach entsorgt oder aufwendig deponiert werden muss.

Noch ist das alles freilich Zukunftsmusik, denn die Genehmigung für den Abbau steht noch aus, wird aber Anfang des kommenden Jahres erwartet.

Michael Obermair aus Bramstedt-Lohe, kritischer Beobachter vom Arbeitskreis Wesermarsch, wollte beim Informationstag ganz genau wissen, welche radioaktiven Nuklide wie gemessen werden. Sein Mitstreiter Hans-Otto Meyer-Ott wartet ab, was am Ende in der Stilllegungsgenehmigung steht. Er sprach an, dass der Kreis Wesermarsch Probleme sehe, den Betonschutt aus dem KKU auf der Deponie Käseburg bei Brake zu deponieren. Dem entgegnete Betriebsleiter Reinstrom, er sei überzeugt, dass das Problem zu lösen sei.

Loxstedts parteiloser Bürgermeister Detlef Wellbrock forderte, dass alle Bestimmungen zum Schutz der Bevölkerung eingehalten werden. „Die Fachleute, die hier am Werk sind, müssen gewährleisten, dass die gefährlichen Abfälle ohne Schaden für die Bevölkerung eingekesselt werden. Wie das heute auch eindrucksvoll dargestellt worden ist.“

»Die Bestimmungen zum Schutz der Bevölkerung sind einzuhalten.«  Detlef Wellbrock, Loxstedt Foto Fixy

»Die Bestimmungen zum Schutz der Bevölkerung sind einzuhalten.«
Detlef Wellbrock, Loxstedt Foto Fixy

»Ich will genau wissen, welche Nuklide wie gemessen werden.«  Andreas Obermair, Bramstedt Foto Fixy

»Ich will genau wissen, welche Nuklide wie gemessen werden.«
Andreas Obermair, Bramstedt Foto Fixy

»Ich bin überzeugt, dass die Deponie Driftsethe nicht eingerichtet wird.«  Andreas Wittenberg, Hagen Foto Fixy

»Ich bin überzeugt, dass die Deponie Driftsethe nicht eingerichtet wird.«
Andreas Wittenberg, Hagen Foto Fixy

Besorgte Bürger aus Hagen drückten die Sorge aus, dass Betonschutt aus dem KKU auf der umstrittenen Deponie in Driftsethe gelagert werden könnte. Der parteilose Bürgermeister Andreas Wittenberg sah das gelassen. „Ich gehe davon aus, dass die Deponie gar nicht eingerichtet wird“, sagte er und sprach damit auf den Widerstand der Gemeinde an.

Quelle: NORDSEE-ZEITUNG vom 24.10.2016 von Barbara Fixy

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