BI Driftsethe

Bürger-Initiative gegen die Bauschuttdeponie in Driftsethe

Altlasten lauern unter Sportplätzen

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Umweltschutzamt hat Anlagen ständig im Blick – Keine Ausdünstungen – Neue Leher Oberschule wird auf Rotgrandplatz gebaut

BREMERHAVEN. Ehemalige Eisteiche oder Tongruben: Insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg wurden sie gerne als Abfallkippen genutzt und mit Schutt verfüllt. Insgesamt gibt es auf Bremerhavener Stadtgebiet 30 größere Altablagerungen, von denen niemand genau weiß, was alles hinein gekippt wurde. Ein Teil einer Altablagerung soll nun bebaut werden: Der Rotgrandplatz auf der Bezirkssportanlage Mitte an der Pestalozzistraße. Vorgesehen ist der Standort neben der Walter-Kolb-Halle für den Neubau der Oberschule Lehe.

Kann auf solch einem Untergrund überhaupt gefahrlos gebaut werden? „Grundsätzlich schon“, sagt Martin Albers, Abteilungsleiter Bodenschutz und Altlasten beim Umweltschutzamt, auf Anfrage der NZ. „Wir haben das betroffene Gebiet seit mehr als zehn Jahren im Blick. Es gibt keine flüchtigen Stoffe die aus dem Boden entweichen“, betont Albers. Bei Erkundungsbohrungen seien allerdings in einem Bereich erhöhte PAK-Belastungen (Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe) nachgewiesen worden. Bei PAK-Stoffen handelt es sich um unvollständig verbranntes organisches Material (Kohle, Öl, Holz). „Zum Glück verhindert eine wasserundurchlässige Tonschicht, dass die belasteten Stoffe ins Grundwasser gelangen können.“

Auf der Karte ist die Lage des Ziegeleiteiches im Jahr 1945 zu erkennen. Blau schraffiert dargestellt der heutige Rotgrandplatz. Eingezeichnet ist auch noch der Ex-Standort von Ziegelei und kleinem Ziegeleiteich. Foto Karte und Luftbild Umweltschutzamt

Ein Luftbild aus dem Jahr 1945. Auf dem Foto gut zu erkennen ist der Ziegeleiteich. In den ersten Nachkriegsjahren wurde er vom US-Militär und von der Zivilbevölkerung mit den unterschiedlichsten Abfällen und Schutt verfüllt. Blau eingezeichnet ist der Rotgrandplatz.

Bis 1945 befand sich an der Stelle der heutigen Bezirkssportanlage noch ein Ziegeleiteich. „Er gehörte zu einer Ziegelei, die sich auf dem heutigen Waldemar-Becké-Platz befand“, sagt Albers. Auf einer Karte von 1890 ist das Ziegeleigebäude sowie ein kleiner Teich (dort steht ein Teil vom Schulzentrum Geschwister Scholl drauf) und der große Ziegeleiteich noch eingezeichnet. Gut zu erkennen ist der Teich auch auf einem britischen Luftbild von 1945. Nach Kriegsende wurde die Anlage nach und nach von Militär und Zivilbevölkerung verfüllt. „Womit genau – das ist leider unklar“, sagt Albers. Am Ende wurde die wilde Deponie mit Bauschutt und Erde abgedeckt. Obendrauf wurde bereits Anfang der 1950er Jahre eine Sportanlage angelegt. Da aus dem Boden keine schädlichen Ausdunstungen aufsteigen, „ist das auch eine gute Nutzung der Fläche“.

Wenn jetzt ein Teilbereich bebaut werden soll, „muss das Projekt natürlich gutachterlich begleitet werden“, so Albers. Denn eines dürfe nicht geschehen: „Bei den Pfahlgründungsarbeiten muss sichergestellt werden, dass die schützende Tonschicht nicht beschädigt wird und dadurch Schadstoffe versickern könnten.“ Aber auch das sei heute technisch zu lösen.

Kontrolle der Fließrichtung
Mehr Sorgen als der Rotgrandplatz an der Pestalozzistraße bereitet Albers die Altablagerung in den ehemaligen Eisteichen unter der Bezirkssportanlage Wulsdorf an der Heinrich-Kappelmann-Straße. Dort drücke an einer Stelle auf der Westseite der Anlage mit BTX-Stoffen belastetes Wasser heraus. Die sogenannten BTX-Aromaten (Benzol, Toluol und Xylole) sind Bestandteile im Benzin und werden auch als Lösemittel verwendet. Eine Gefahr für das Grundwasser bestehe aber nicht. Auch für diese Altlast gilt: Niemand kennt die Inhaltsstoffe im Detail. Die ehemalige Deponie zieht sich bis unter den Kappelmann-Platz. „Für die dort geplante Bebauung ist das aber kein Problem“, unterstreicht Albers. Die Gebäude lägen außerhalb der Fläche.

Auf dem Sportplatz an der Pestalozzistraße soll die neue Oberschule Lehe errichtet werden. Unter dem Platz schlummert eine Altlast. Foto Rabbe

„In diesem Jahr werden wir in Wulsdorf aber kontrollieren, ob sich durch das Ende der Wasserförderung im Wulsdorfer Wasserwerkswald die Grundwasserfließrichtung verändert hat“, kündigt Albers an. Ständig im Blick hat das Umweltschutzamt aber auch die ehemalige Tongrube am Loxstedter Weg, die ebenfalls nach dem Zweiten Weltkrieg mit belastetem Material verfüllt wurde. Auch dort verhindert eine wasserundurchlässige Tonschicht, dass die Schadstoffe ins Grundwasser gelangen kann. „Wir haben im betroffenen Gebiet mehrere Messstellen in unterschiedlichen Tiefen.“

Aber nicht nur um die Bodenbelastung auf den ehemaligen offiziellen und wilden Deponien muss sich Albers kümmern. Insgesamt hat das Umweltschutzamt etwa 620 Altstandorte von Tankstellen, Schmieden, Kfz- und Chemiebetrieben oder Farbfabriken auf der Agenda. „Nicht enthalten sind Standorte im Übersee- und Fischereihafen. Diese Flächen liegen außerhalb unserer Zuständigkeit. Sie gehören dem Land.“

Quelle: Nordsee-Zeitung vom 17.01.2018 von Jürgen Rabbel

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