BI Driftsethe

Bürger-Initiative gegen die Bauschuttdeponie in Driftsethe

Bülkauer Abbruchfirma plant Bauschuttdeponie

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DRIFTSETHE. Gleich hinter dem Naturschutzgebiet an der Autobahnabfahrt Hagen (Kreis Cuxhaven) erstreckt sich eine 13 Hektar große Mondlandschaft. Die Sandgrube entstand vor Jahren beim Bau der A27 in Driftsethe. Hinter Erdhügeln verborgen hat sie bislang kaum jemanden gestört. Tag für Tag karren Lastwagen den Baustoff vom Weißenberg. Langsam leert sich die Grube. Vom einstigen Geesthügel ist nicht mehr viel zu sehen. Bald aber könnte ein neuer 32 Meter hoher asbesthaltiger Bauschutt-Berg in dem alten Krater wachsen.

„Wir wollen nicht das Entsorgungsklo der Region werden“, sagt die Sprecherin der örtlichen Bürgerinitiative, Gitta Brede. Sie und ihre Mitstreiter fürchten den „Asbest-Berg“. Einzigartige Baumalleen ziehen sich durch die dörfliche Idylle mit zum Teil noch Reet gedeckten Häusern. „Der Schuttberg würde das Landschaftsbild zerstören“, sagt Gitta Brede. Doch das ist nicht das Schlimmste für die Bürgerinitiative. „Wenn asbesthaltiger Schutt dort einfach abgekippt wird, fliegen die feinen Teilchen durch die Luft und in unsere Lungen.“

Im vergangenen Jahr hatte die Bürgerinitiative die Ansiedlung einer „Atom-Wäscherei“ auf der anderen Seite der Autobahn verhindert. Radioaktiv belastete Kleidung aus Kernkraftwerken sollte dort unter anderem dekontaminiert werden. Wegen der Proteste gab die Firma Dekonta das Projekt auf. Dieser Erfolg macht der Bürgerinitiative heute Mut. Am Freitag um 19.30 Uhr wollen sich die Aktiven in der Mehrzweckhalle in Driftsethe treffen, um Aktionen zu planen.

Eine Genehmigung für die Deponie wurde schon beantragt

Die Unternehmensgruppe Bodo Freimuth aus Bülkau (Kreis Cuxhaven) hat die Genehmigung für die geplante Deponie beim Gewerbeaufsichtsamt beantragt. Ein Spezialgebiet der Firma ist neben Abbruch, Recycling, Tiefbau und Transport die Asbestsanierung. Freimuth hat die Grube von der Bauunternehmung Bunte aus Papenburg gekauft. Bunte hat den Sand für den Bau der A27 abgefahren. In der heute fast leeren Grube will Freimuth den Bauschutt aus Abbruchgeschäften entsorgen. Eine Stellungnahme war gestern nicht zu erhalten.

„Die Fläche war doch schon in der Renaturierung“, sagt Susanne Puvogel. Sie ist Bürgermeisterin der Samtgemeinde Hagen, zu der auch die kleine Mitgliedsgemeinde Driftsethe mit ihren 630 Einwohnern gehört. „Die Jäger durften dort nicht einmal einen Hochsitz hinstellen. Die alten Auflagen sollten doch auch für den neuen Eigentümer gelten“, sagt Puvogel. Die Samtgemeinde Hagen setzt auf Naherholung und Tourismus. 240.000 Übernachtungen zählten die Gastgeber im vergangenen Jahr. „Da passt eine Bauschuttdeponie nicht ins Bild“, sagt die Bürgermeisterin, die auch junge Familien für Hagen begeistern will. Der Samtgemeinderat will die fragliche Fläche deshalb im Flächennutzungsplan für die Naherholung reservieren. Das könnte die Deponie verhindern. Mit der Ansiedlung der Wäscherei übrigens hatte die Samtgemeinde im vergangenen Jahr kein Problem. Die Bürgerinitiative unkt, dass das an den Gewerbesteuern liege, die Freimuth am Firmensitz und nicht in Hagen zahle.

„Wir müssen die Entsorgung sicherstellen“, sagt der zuständige Dezernent im Cuxhavener Kreishaus, Günter Jochimsen, und verspricht: „Es wird keine Schadstoffbelastung in Driftsethe geben.“ Zurzeit wird der Bauschutt aus dem Kreis Cuxhaven vor allem nach Hittfeld (Kreis Harburg) gebracht, weil die kreiseigene Deponie in Neuenwalde im Juli schließen musste. Dabei ist sie keineswegs voll. „Wir können das Gelände nicht nachträglich abdichten“, sagt Jochimsen mit Blick auf neue Umweltauflagen. Eine 1,5 Meter dicke Schutzschicht aus Lehm und Klei sei heute Vorschrift.

Deponie soll Bauschutt aus gesamten Elbe-Weser-Dreieck fassen

Cuxhaven ist mit dem Bauschutt-Problem nicht allein. Jochimsen schätzt, dass etwa die Hälfte der rund 40 Bauschuttdeponien in Niedersachsen betroffen sind. Entsprechend groß ist das Einzugsgebiet der geplanten Deponie in Driftsethe. Aus dem gesamten Elbe-Weser-Dreieck soll der Bauschutt in das Dorf am Geestrand rollen: aus den Kreisen Cuxhaven, Rotenburg und Stade sowie aus den Städten Bremen und Bremerhaven. Die Anfahrt soll über die A27 erfolgen, anders als die Sandladungen, die heute durch Hagen rollen. Allein im Landkreis Cuxhaven wurden im vergangenen Jahr 20.000 Tonnen Steinschutt entsorgt. „Das ist wenig. Das meiste wird für den Straßenbau recycelt“, sagt Günter Jochimsen.

„Das ist erst der Anfang“, befürchtet Gitta Brede. Wenn die erste Deponie erst genehmigt sei, werde die zweite folgen. Gleich neben der Freimuth-Fläche liegt eine weitere Sandgrube einer anderen Firma. Diese hat für die noch grüne Wiese gegenüber bereits den Sandabbau beantragt.

Quelle: WESER-KURIER vom 1. September 2009 (von Silke Looden)

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