BI Driftsethe

Bürger-Initiative gegen die Bauschuttdeponie in Driftsethe

Sandabbau schreckt Anlieger

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Furcht vor Lärm- und Staubbelastung – Höhere Wälle gefordert – Verwaltung nimmt Sorgen ernst

NORDHOLZ. Maisstauden rascheln im Wind, Vögel zwitschern. Noch blicken die Anwohner im hinteren Teil des Hasenwegs auf ein Maisfeld. Der Lärm von Lkw, Baggern und Schaufelladern, laute Rückwärtsgang- Warnpieper und Dieselabgase könnten diese Idylle im nächsten Jahr zunichte machen, wenn auf dem Maisfeld ein Sandabbau entsteht. Die Anlieger sind beunruhigt.

„Das ist hammerhart“, sagt Marcus Machnow, der mit Frau Manuela und den Söhnen Luka (3) und Louis (vier Monate) erst im Februar in den Hasenweg gezogen ist. „Wir sind extra hierhin gezogen, weil die Kinder hier sicher spielen können“, sagt der Familienvater. „Da gehen natürlich auch die Preise für die Häuser und Grundstücke in den Keller. Gegen die Pläne werden wir in jedem Fall Protest einlegen.“

Auf dem 12 Hektar großen Gelände zwischen Hasenweg, Nordholzer Weg, Hohe Lieth und L135 plant die Gemeinde Nordholz Sandabbau in großem Stil. Von der L135 her soll dort in vier Bauabschnitten Sand abgebaut werden. Als Lärm- und Sichtschutz sind zwar temporäre Wallhecken von drei bis vier Metern Höhe geplant. Dennoch dürfte es mit der Ruhe vorbei sein, befürchten die Anwohner.

Laute Rückwärtspieper

„Ich höre jetzt schon die Rückwärtspieper ab morgens früh um 4.30 Uhr vom Mischwerk hinter der Hohen Lieth“, sagt Diana Schmilewski, die am Nordholzer Weg wohnt. „Wie soll das erst werden, wenn hier die Lkw und Bagger anrücken?“ Die Nordholzerin befürchtet auch, dass der Grundwasserspiegel absinken könnte. „Einspruch gegen die Pläne werden wir auf jeden Fall einlegen, aber verhindern können werden wir den Abbau wohl kaum“, sagt die Anwohnerin.

Die Chancen, mit Klagen die Abbaupläne zu stoppen, sind gering. Das wissen auch Olaf Kroschel, Detlef Jungclaus und Christian Jung, die alle in Häusern im Hasenweg wohnen. „Die meisten Klagen dieser Art sind abgeschmettert worden“, sagt Olaf Kroschel, „denn das Areal ist als vorrangiges Abbaugebiet im Raumordnungsplan des Kreises ausgewiesen.“ Die Anwohner fordern aber wenigstens höchstmöglichen Schutz.

„Die Wälle müssen mit Sicherheit höher werden, und wir wollen von Baubeginn an einen hohen Schutzwall direkt vor unseren Häusern“, sind sich die drei Anlieger einig. Ein Gutachter, von der Gemeinde finanziert, müsse vor den Baumaßnahmen den Status quo der Häuser feststellen, damit mögliche Setzungsrisse später eindeutig identifiziert werden können.

Auch Kroschel, Jungclaus und Jung befürchten Lärmbelästigungen. „Wie ich dann im Büro daheim Unterricht vorbereiten oder Korrekturen machen soll, ist mir schleierhaft“, sagt Lehrer Jung. „Wir werden für einen Arbeitsbeginn in der Sandgrube erst ab 7 statt ab 6 Uhr eintreten“, sagt Olaf Kroschel. „Und hoffentlich wird die Grube später wieder mit Erdreich verfüllt und nicht mit Bauschutt“, sagt Jungclaus.

Trügerische Idylle am Hasenweg: Wo hinter dem Grundstück von Detlef Jungclaus (Mitte) zurzeit noch ein Maisfeld ist, soll ab kommendem Jahr Sand abgebaut werden. Auch die Anwohner Olaf Kroschel (links) und Christian Jung fürchten die Lärmbelastung. Foto mar

Gemeinde hat Verständnis
Wilhelm Flaswinkel, Vertreter von Bürgermeister Bernhard Jährling, hat Verständnis für die Sorgen. „Die Gemeinde wird alle Einwände sehr ernst nehmen“, kündigt er an, „doch sicher werden wir nicht alle Wünsche erfüllen können“. Allzu überraschend käme der Sandabbau nicht, denn dass das Gelände als vorrangiges Rohstoffgebiet ausgewiesen ist, könnten Bauherren jederzeit im Flächennutzungsplan der Gemeinde einsehen.

Besonders treffen wird der Sandabbau Uwe Schrammek, dessen Grundstück an der Hohe Lieth zum Großteil auf Altenwalder, zu einem kleinen Teil aber auch auf Nordholzer Gebiet liegt. „Ich befürchte für mich eine Insellage und dass ich bald in eine Grube gucke. Was sollen die Touristen denken, die an diesem Tagebau vorbeifahren? Hat die Gemeinde bedacht, dass durch den Abbau die Filterfunktion der oberen Erdschichten für das Grundwasser verloren geht? Und dass die jungen Familien, die dort ihr Haus finanziert haben, möglicherweise neue Kredite aufnehmen müssen, weil das Risiko für ihre Eigenheime steigt?“, gibt Schrammek zu bedenken.

Der Anwohner wünscht sich einen Runden Tisch mit der Gemeinde, um alle Bedenken und Sorgen gemeinsam zu erörtern und Lösungen zu suchen

Diana Schmil: Einspruch gegen die Pläne werden wir auf jeden Fall einlegen, aber verhindern können werden wir den Abbau wohl kaum.

Quelle: NORDSEE-ZEITUNG vom 4. August 2010 (von Markus Roloff)

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