BI Driftsethe

Bürger-Initiative gegen die Bauschuttdeponie in Driftsethe

Schatzgrube Weißer Berg und Hermann Allmers

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Im Norden der Landstraße (Straße Hagen – Sandstedt) hat der Gärtner Wilhelm Friedrich 1879 ein Haus gebaut (Driftsethe, Nr. 83) und seit dem aus ödester Haide schöne Baumschulen und Anlagen zum Betriebe der Gärtnerei geschaffen, die jetzt eine Zierde der Gegend genannt werden können. Ein solches Kleinod beschreibt Heinrich Schriefer schon in seinem 1901 erschienenen Buch „Hagen und Stotel – Geschichte der beiden Häuser und Ämter“ im Kapitel „Die Börde Bramstedt“.

Genannter Wilhelm Friedrich war der Betriebsgründer dieser „Kunst- und Handelsgärtnerei“ und als solcher ein alter Freund von Hermann Allmers, dem er zu seinem 70. Geburtstag (1891) sieben Birnbäume (geschenkt hat), die wurden mitten im Dorfe (Rechtenfleth) gepflanzt und sind heute als „Allmersbirnen“ bekannt (Th. Siebs in „Hermann Allmers – Sein Leben und Dichten“, S. 293).


Und Allmers lud den Alten des Weißen Berges – vulgo: Herrn Handelsgärtner Friedrich, Amt Hagen zum Beispiel im Jahre 1888 mit einem freundschaftlichen Gedicht zu sich nach Rechtenfleth ein:

Du kennst das Haus, kehr’ bald dann ein,
schon gut ist’s unter seinem Dach.
Wir haben Brot, wir haben Wein
und geben, was das Haus vermag.
Das Beste doch in Ernst und Schmerz
sei unser treu und fröhlich Herz.

Das 1879 erbaute, einzelstehende Backsteinhaus – heute Weißenberger Straße 27 – wird jetzt in der fünften Generation „Friedrich“ bewohnt; von Reinhard und Elrita Friedrich. Die „Kunst- und Handelsgärtnerei“ wurde von Vater und Sohn Wilhelm Friedrich betrieben, ihre Betriebsflächen befanden sich in Sandstedt und in dem damals selbstständigen Ort „Weißenberg“, der jetzt seit langen Jahren politisch und schulgemeindlich ganz zu Driftsethe gehörig ist (Anm.: Schriefer, a.a.O.). Von dem Betrieb ist heute nur noch das etwa 2.500 m² große Grundstück mit Garten und Freifläche geblieben; grün, vielfältig bewachsen – darunter mit einem Birnbaum aus der „Gründerzeit“ des Betriebs – und ein „Hühnerparadies“.

 

Trübe Aussicht: Eingeklemmt zwischen zwei Straßen und einer Sandgrube – das 1879 gebaute Haus eines Freundes von Hermann Allmers

Doch jetzt sorgen sich die Bewohner dieses Stücks Driftsether Dorfgeschichte ernstlich darum, dass ihr Anwesen – statt ein Teil der vielfach gewünschten „Schatzgrube Weißer Berg“ zu werden – nun industriellem Landschaftsverbrauch in Form einer unkontrollierten Bauschutt-Deponie (Fa. Freimuth, Bülkau) und einer 8,5 ha großen Sandgrube „direkt vor unserer Nase“ (Fa. Mehrtens, Bramstedt) zum Opfer fallen und wieder „ödeste Haide“ werden könnte.

Und ihre Sorge wächst weiter: So begünstige die aktuelle Flurbereinigung in der Feldmark Driftsethe den Verkauf der dann zusammengelegten Flächen an einen Großabnehmer – zum Beispiel an die Fa. Mehrtens. Die Sorgen der Familie Friedrich sind leider nur zu begründet, denn

  1. hat der Gemeinderat Driftsethe im Juni „Ja“ gesagt zu der neuen Sandgrube „direkt von unserer Nase“ – allerdings mit der Auflage, die Nachnutzung der später einmal ausgebeuteten Grube klar festzulegen
  2. kann das Gewerbeaufsichtsamt in Lüneburg die neue Nutzung der Freimuth’schen Sandgrube als Bauschuttdeponie ohne Zustimmung der direkt betroffenen Gemeinde Driftsethe und der um die Naherholung besorgten Samtgemeinde genehmigen, sofern ein „höherwertiges Interesse“(!) besteht
  3. kann sich diese Behörde, die auch den Geflügelschlachthof in Wietze bei Celle genehmigt hat und dort die Schlachtung von bis zu 2,6 Mio. Hähnchen / Woche erlaubt, wegen des „höherwertigen Interesses“(!) quasi in Gutsherrenart über das geschlossene Nein „unserer“ Kreistagsabgeordneten (!) zur hiesigen Bauschuttdeponie hinwegsetzen
  4. muss die Kreisverwaltung das Raumordnungsverfahren für die Einrichtung der Deponie einleiten und „gemäß rechtlicher Vorgaben abarbeiten“, wenn der künftige Betreiber (Fa. Freimuth) solch ein Verfahren beantragt
  5. hat die Firma Freimuth Ende Juni diesen Antrag bei der Kreisverwaltung eingereicht.

Dieses gut 100 Seiten starke Aktenbündel liegt nun bis 24. September in der Samtgemeinde zur Einsicht- und Stellungnahme für jedermann aus. Weitere Informationen können nachgelesen werden unter www.hagen-cux.de und unter www.driftsethe-gegen-deponien.de.

Quelle: STALEKE, Ausgabe 179, Herbst (von Hansdieter Kurth)

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