BI Driftsethe

Bürger-Initiative gegen die Bauschuttdeponie in Driftsethe

Die Nordsee soll es ausbaden

| Keine Kommentare

K+S Kali plant Anträge für Salz-Pipeline bis zur Küste – Gegner des Projekts sind in der Minderheit

KREIS CUXHAVEN. Mehrere Millionen Kubikmeter Salzlauge, Abfallprodukt der Kaliproduktion in Hessen und Thüringen, sollen pro Jahr über eine Pipeline direkt an die niedersächsische Küste geleitet werden. Seit fast fünf Jahren wird darüber heftig gestritten. Jetzt verkündet das Unternehmen K+S Kali Anträge auszuarbeiten, präsentiert aber auch Lösungen, die den Bau der Pipeline überflüssig machen sollen.

Im Cuxland ist die Haltung klar: „Hier drängt es niemanden zu einer Salz-Pipeline“, versichert Landrat Kai-Uwe Bielefeld auf Anfrage. Das sei der eindeutige Tenor aus Sitzungen im Kreis- und im Umweltausschuss. Bisher habe man sich aber nur am Rande mit dem Thema beschäftigt, denn noch lägen keine konkreten Pläne und Anträge vor.

Mit großen Schaufelladern wird das losgesprengte Rohsalz transportiert. Daraus produziert die K+S Kali GmbH vor allem Düngemittel und Salze für die Industrie sowie Streusalz. Doch wohin mit den Produktionsresten? In der Diskussion ist eine Salzpipeline, die bis in die Nordsee führen soll. Foto K+S Aktiengesellschaft

Auch der Wurster Samtgemeinderat protestierte bereits im Februar 2010 einstimmig gegen die Einleitung der Salzlauge direkt in die Nordsee. Alle Gegner drängen auf umweltschonendere Abbautechnik und eine Entsorgung dort, wo die Salzlauge auch anfällt.

Dass es so wie bisher nicht weiter geht – da sind sich alle einig. Das Unternehmen K+S Kali entsorgt derzeit jährlich 14 Millionen Kubikmeter Salz-Gemisch. Je zur Hälfte wird es in den hessischen Untergrund gepresst oder in die Werra und damit indirekt auch in die Weser geleitet. Beide Entsorgungsmethoden sind aus Umweltschutzgründen Auslaufmodelle.

Bau bis 2020 gefordert

An einem „Runden Tisch“ forderte ein breites Bündnis der Länder Hessen, Thüringen, Bremen und Nordrhein-Westfalen sowie der Anwohner, der Gewerkschaften und einiger Umweltverbände neue Lösungen von K+S. Die favorisierte Idee: eine mehr als 400 Kilometer lange Salz-Pipeline von der hessisch-thüringischen Grenze direkt bis in die Nordsee. Sie forderten deren Bau bis spätestens 2020. Die ökologischen Auswirkungen einer Einleitung im küstenfernen Nordseebereich könnten nach ihrer Ansicht als sehr gering bewertet werden. Und die „Abwasserkanäle“ Werra und Weser könnten so wieder reine Süßwasserflüsse werden. Die K+S würde jedoch lieber weiter lokal entsorgen. Erst rund zehn Monate nach dem Votum des Runden Tischs hat die K+S jetzt angekündigt, Anträge für solche Fernleitungen vorzubereiten. Zwei Alternativen sind im Gespräch: eine Pipeline direkt in die Nordsee und eine nur bis zur Weser. Dies werde laut eines Unternehmenssprechers aber „einen erheblichen Zeitraum in Anspruch nehmen“. Aus seiner Ablehnung gegen die „standortferne Entsorgung“ macht K+S dabei keinen Hehl.

Stattdessen präsentiert der Kaliproduzent ein Maßnahmenkonzept, mit dem dank noch nicht näher benannter „innovativer Verfahren“ die Salzabwassermenge in den nächsten fünf Jahren halbiert werden könne. Im Unternehmen zeigt man sich überzeugt, damit einen „dauerhaften Weg für die lokale Entsorgung“ gefunden zu haben. Vor allem ist die Lösung günstiger für das Unternehmen: 360 Millionen will K+S in sein Maßnahmenkonzept investieren, bis zu 600 Millionen würde dagegen der Bau einer Nordsee-Pipeline kosten.

Unterstützung dürfte K+S damit bei den Pipeline-Gegnern finden. Doch die sind klar in der Unterzahl. Unter den Bundesländern stellt sich einzig das Land Niedersachsen klar dagegen. Belastungen des Weltnaturerbes Wattenmeer müssten vermieden werden, machte Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) mehr als einmal deutlich.

Doch das Maßnahmenkonzept der K+S Kali beeindruckt die Pipeline-Befürworter nur wenig. Klaus Wedemeier, der als Vertreter der gesamten Weser-Region Mitglied am „Runden Tisch“ ist, macht deutlich: „Die Lösung der Probleme kann nur im Bau einer Pipeline zur Nordsee liegen.“ Der ehemalige Bremer Bürgermeister appelliert an das hessische Unternehmen, die Planungen zügig voranzubringen.


 
Probleme an Produktionsstätten lösen
Von Herbert Klonus

Auch wenn die Firma K+S Kali für sich entschieden hat, keine teure Salzpipeline zur Weser oder Nordsee zu bauen: Das Projekt ist damit noch nicht vom Tisch. Zu sehr drängen die Länder Hessen, Thüringen, Bremen und Nordrhein-Westfalen darauf, das bei der Produktion übrig bleibende Salzgemisch nicht länger in die Werra – und damit indirekt in die Weser – zu leiten. Diese Forderung nach mehr Umweltschutz vor der Haustür ist zwar verständlich, aber die Schlussfolgerung ist unsinnig: Werra und Weser sollen geschützt werden, damit die Nordsee oder Wesermündung stärker belastet werden? Welch ein Humbug. Und was für eine Gefahr für das Wattenmeer, das seit 2009 Weltnaturerbe ist.

Nicht ohne Grund hat die Unesco die deutschen und niederländischen Teile des Wattenmeers bereits 1991 unter internationalen Schutz gestellt.

Das Wattenmeer ist sehr empfindlich gegenüber äußeren Einflüssen. Es dient Fischen ebenso wie Meeressäugern als Kinderstube. Das zu gefährden ist die weitaus schlechtere Alternative als die Entsorgungsprobleme dort zu lösen, wo sie entstehen: an den Kali-Produktionsstätten selbst.

Quelle: NORDSEE-ZEITUNG vom 05.01.2011 von Marc Wagner

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.