BI Driftsethe

Bürger-Initiative gegen die Bauschuttdeponie in Driftsethe

Asbest auf Bauschuttdeponie? – Nie

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HAGEN. Kein Baustoff hat so viel „Staub“ aufgewirbelt wie Asbest. Die Wunderfaser mit tausendfachen Verwendungsmöglichkeiten ist heute zu einem Reizwort höchster Sensibilität und Beunruhigung geworden. Das Wissen über ihre Verwendung und Wirkung reicht aber oft über „Eternit“ und Auslöser von Asbestose/Krebs nicht hinaus.
Der Name Asbest stammt aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie „unauslöschlich“ bzw. „unvergänglich“. Mineralogisch handelt es sich um faserförmige, silikatische Mineralien, die unter hohem Druck und hoher Temperatur aus Magnesium und magmatischen Ausgangsgesteinen entstanden sind. Asbeste weisen eine Reihe außergewöhnliche Eigenschaften auf:

  • Nichtbrennbarkeit/Hitzebeständigkeit (Schmelzpunkt 1.200 – 1.500°C)
  • Elektrische Isolierfähigkeit
  • Chemische Resistenz gegen Säuren und Laugen
  • Hohe Zugfestigkeit/Flexibilität
  • Alterungsbeständigkeit

Bereits vor 4.000 Jahren wurde Asbest zur Herstellung von Lampendochten, Totenhemden und bruchsicheren Keramiken verwendet. Seine Vielseitigkeit führte bis heute zu einer Verarbeitung in mehr als 3.500 (!) Produkten ganz unterschiedlicher Art:

  • Leichtputzmörtel, Kamindichtungen
  • Lüftungskanäle, Fensterbänke/-kitt
  • Tapeten, Isolierungen
  • Abwasserleitungen, Pappen und Matten
  • Bodenbeläge, Stuck
  • Kunstholz, Straßendeckschichten
  • Dacheindeckungen, Fassadenverkleidungen
  • Leichtbauplatten

Die Gesundheitsgefährdung von Asbest geht von winzigen, „lungengängigen“ Faserstäuben aus, deren Länge größer als 5 pm* und deren Durchmesser kleiner als 5 pm ist. Das Verhältnis von Länge zu Durchmesser muss größer als 3 zu 1 sein. Bei Freisetzung schweben diese Fasern in der Luft und können bei entsprechenden Windverhältnissen mehrere Kilometer weit fliegen. Diese feinen „Nadeln“ durchlöchern beispielsweise in der Lunge unsere Zellmembranen. Die getroffenen Zellen verlieren ihre Flüssigkeit und sterben ab. Durch diese Narbenbildung entsteht eine Staublunge (Asbestose). Es können sich aber auch Lungen-Kehlkopfkrebs oder das „Mesotheliom“ (Deckzellenschicht) des Rippen- oder Bauchfelles bilden.

Über ein natürliches Erkennungs-/Warnsystem (sehen, riechen …) für den Asbestgehalt eines Produktes verfügt der Mensch nicht. Ein sicherer Nachweis lässt sich nur über aufwändige Luftuntersuchungen bzw. mikroskopisch führen.
Allein im Bereich der Berufsgenossenschaften gab es 2005 etwa 1540 „Asbesttote“. Obwohl Produktion und Verarbeitung inzwischen fast gänzlich verboten sind, wird diese Zahl in den nächsten Jahren wahrscheinlich noch ansteigen, da der Zeitraum von der Einwirkung bis zur Erkrankung (Latenzzeit) ca. 20 – 40 Jahre beträgt (Ø 25 Jahre) Asbest ist die Hauptursache für berufsbedingte Erkrankungen mit tödlichem Ausgang.
Für den Umgang (Abbruch/Sanierung) mit Asbest hat der Gesetzgeber zwar strenge Auflagen erlassen, ob diese aber immer eingehalten werden (können), erscheint nicht gesichert.

Mögliche Fehlerquellen sind:

  • Unkenntnis (Gelingt es bei einem Abbruch wirklich alle asbesthaltigen Stoffe zu erfassen?)
  • Unachtsamkeit (Wo immer Menschen arbeiten, werden auch Fehler gemacht; möglicherweise sogar aus „Schludrigkeit“ nach dem Motto: Es wird schon nichts passieren!“)
  • Technische Defekte
  • Gewinnstreben (Wie oft konnte man in den letzten Jahren von illegaler Müllentsorgung lesen)

Unbestritten ist, dass Schadstoffe entsorgt werden müssen, auch dass es dabei zu gesundheitlichen Gefährdungen kommen kann. Wir Hagener leisten dazu unseren Beitrag. Wir leben seit Jahrzehnten in der Windfahne des AKW Esenshamm.
Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass unser „Weißer Berg“ kein „Schwarzes Loch“ wird.

*pm = 1 Pikometer ist ein billionstel Meter

Quelle: STALEKE 176 – vom Winter 2009 von Rainer Rohde

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