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Bürger-Initiative gegen die Bauschuttdeponie in Driftsethe

Trauriger Rekord mit Asbest-Toten

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BREMEN. Mit über 100 anerkannten Asbest-Toten jährlich liege Bremen bevölkerungsbezogen an der Spitze aller Bundesländer, hieß es bei „Wissen um 11“ im Vortrag „Gesundheits- und Lebenssituation der ehemaligen Werft- und Hafenarbeiter in Bremen“ im Haus der Wissenschaft.

Der Arbeits- und Gesundheitswissenschaftler Dr. Wolfgang Hien referierte mit der Expertin für Erstattungsansprüche bei Berufskrankheiten der AOK Bremen/Bremerhaven, Daniela Privenau, über das jahrzehntelange Vorkommen von Asbest in den Bremer Häfen und den daraus resultierenden Krebserkrankungen zahlreicher Hafen- und Werftarbeiter. „Der Bremer Überseehafen war bis zu seiner Schließung 1991 ein Hauptumschlagsplatz für Roh-Asbestlieferungen“, erklärte Privenau. Darüber hinaus sei das hochgiftige Material lange Zeit für die heimische Schiffbauindustrie verwendet worden.

Foto sg: Dr. Wolfgang Hien und Daniela Privenau

Dr. Wolfgang Hien und Daniela Privenau referierten über die gesundheitsschädigenden Folgen von jahrzehntelangem Asbestvorkommen in den Bremer Häfen

Erst 1993 verboten
Obwohl Experten schon 1964 herausgefunden hatten, wie giftig der Kontakt mit Asbest ist, erfolgte das endgültige Verbot erst 1993. In Ländern wie Russland, China und Kanada ist es bis heute nicht verboten.

Hien sprach von einem „Skandal“: „Asbestmaterial fasert und staubt bei Verarbeitung sehr stark. Diese Asbestfaser- Stäube sind hochgradig krebserzeugend.“ Die Folgen seien Lungen-, Kehlkopfkrebs oder Rippen- und Bauchfellkrebs oder asbestbedingte Lungenfibrose. Dabei hätten Asbestschäden eine besonders lange Latenzzeit, so Hien weiter. Erst nach 30 bis 40 Jahren käme es zum Krankheitsausbruch, so dass man erst ab 2017 mit einem allmählichen Rückgang von Asbest-Kranken oder –Toten rechnen könne.

Sein Fazit: „Die Asbestproblematik muss neben der Kernenergie und dem Pestizidgebrauch zu den weltweit folgenreichsten Katastrophen falscher und unverantwortlicher Technologiepolitik gezählt werden.“ Das Thema ging vielen Zuhörern nah, so dass anschließend großer Redebedarf seitens des Publikums bestand. Ein lungenkranker Mann, selbst ehemaliger Hafenmitarbeiter, brach sogar in Tränen aus: „Meine Frau ist an Asbestose gestorben, weil sie jahrelang meine verseuchte Wäsche mit der Hand gewaschen hat.“ (sg)

Quelle: NORDSEE-ZEITUNG vom 26.04.2011 von sg

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