BI Driftsethe

Bürger-Initiative gegen die Bauschuttdeponie in Driftsethe

Die Bauschuttdeponie am Weißenberg – nur ein Driftsether Problem? | von Heino Fromme

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Die Deponie und der Verkehr

Das Abbruchunternehmen Freimuth aus Bülkau hat für das Gelände der ausgebeuteten Sandgrube in Driftsethe-Weißenberg den Antrag auf Erteilung einer Betriebsgenehmigung für eine Bauschuttdeponie gestellt.

In der für dieses Genehmigungsverfahren erforderlichen Umweltverträglichkeitsstudie wird angegeben, dass hier nicht recycelbarer Bauschutt aus den Landkreisen Cuxhaven, Stade, Rotenburg, Osterholz und dem Land Bremen eingelagert werden soll. Die Anlieferung der einzulagernden Materialien soll über die Autobahn A 27 erfolgen.

Seit Einführung der LKW-Maut und Ausrüstung der Fahrzeuge mit Navigationsgeräten verlagert sich jedoch der gewerbliche Güterverkehr mehr und mehr auf die mautfreien Bundesstraßen mit ihren Neben- und Ausweichstrecken. Dieser Entwicklung folgend werden auch die LKW-Transporte aus den o.g. Einzugsgebieten zur Bauschuttdeponie in Driftsethe auf diesen gebührenfreien und kürzeren Strecken durchgeführt. Von den Bundesstraßen 71 und 74 wird der LKW-Verkehr zur Deponie über die Ortschaften Lunestedt, Wittstedt, Beverstedt, Stubben, Bokel, Bramstedt, und von der Landesstraße L 135 über Nesse, Hahnenknoop, Wülsbüttel und Dorfhagen in einen Trichter münden: Der Ortsdurchfahrt von Hagen.


Offiziell wurde in Veröffentlichungen und in Diskussionsveranstaltungen die Zahl von 200 zusätzlichen Lastkraftwagen genannt. Diese in den Raum gestellte absolute Zahl ist wenig aussagefähig. 200 Fahrzeuge zusätzlich zu welcher schon vorhandenen Belastung? 200 zusätzlich zu 200, 300 oder 500 Fahrzeugen? Eine Zunahme von 100, 50 oder 40 %?

Für die Beurteilung der Größenordnung der zu erwartenden Mehrbelastung benötigt unsere Bürgerinitiative Zahlenmaterial über das vorhandene Verkehrsaufkommen in Hagen.

Wir sind leider nicht in der Lage, ein Ingenieurbüro mit der Durchführung einer aktuellen Verkehrszählung zu beauftragen und können diese Kosten auch nicht gewinnmindernd als Betriebsausgabe beim Finanzamt geltend machen. Also müssen wir andere Wege gehen, um Informationen über den Durchgangsverkehr in Hagen zu erhalten. Die Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr in Stade beantwortete unsere Anfrage umgehend und bot auch ihre weitere Unterstützung an. Uns wurde das Ergebnis der Verkehrszählung aus dem Jahr 2000 zur Verfügung gestellt. Aktuellere Zahlen sind nicht vorhanden, die nächste Zählung erfolgt in diesem Jahr, die Auswertung wird 2012 vorliegen.

Im Jahr 2000 befuhren innerhalb von 24 Stunden 7.302 Fahrzeuge die Ortsdurchfahrt von Hagen. Die Gesamtzahl gliedert sich auf in 6.903 PKW und 399 LKW. Das Gesamtgewicht von 376 LKW war höher als 12 t. Aus den ermittelten Werten ergibt sich ein Durchschnitt von 304 Fahrzeugen pro Stunde und 5,1 Fahrzeugen pro Minute.

Dies ist ein statistischer Durchschnittswert ohne Aussagekraft.

Um eine realistische Zahl über das effektive Verkehrsaufkommen in Hagen zu erhalten, haben wir folgende, geschätzte Eckdaten festgelegt:

1. 90% des Verkehrs rollen in den 15 Stunden von 6:00 – 21:00 Uhr durch Hagen.
In absoluten Zahlen bedeutet das: 6.572 Fahrzeuge gesamt, davon 6.213 PKW und 359 LKW. Dies ergibt einen Durchschnittswert von 438 Fahrzeugen pro Stunde und 7,1 Fahrzeugen pro Minute. Vergleicht man jetzt den 24-Stunden- und den 15- Stundenwert ergibt sich eine Steigerung von 50%.

2. Das Verkehrsaufkommen aus dem Jahr 2000 hat sich bis 2010 um 30% erhöht. Tabelle „Zunahme des Verkehrs innerhalb von 10 Jahren um 30%“

Bei den linear hochgerechneten Werten wurde die Einführung der LKW-Maut und die Funktion der Kreisstraße 51 als Umleitungsstrecke bei Sperrungen der A 27 nicht berücksichtigt.

Hieraus resultieren folgende Einzelwerte für den 24-Stunden-Zeitraum: 9.493 Fahrzeuge gesamt, 8.974 PKW und 519 LKW.

Überträgt man diesen Wert auf die Hauptverkehrszeit von 6:00 – 21:00 Uhr und rechnet die 200 zusätzlichen Bauschutt-LKW und die 60 zusätzlichen Tanklastfahrzeuge für die Abfuhr des anfallenden Niederschlagswassers hinzu, ergeben sich folgende Zahlen:

8.803 Fahrzeuge gesamt, davon 8.077 PKW und 727 LKW, d.h. 587 Fahrzeuge pro Stunde und 9,8 Fahrzeuge pro Minute.

Es ist in dieser Tabelle auch deutlich zu erkennen, dass durch den Deponiebetrieb die Anzahl der LKW von 467 auf 727, d.h. um 56%, zunimmt.

Zur Kontrolle unserer hochgerechneten Zahlen dient eine Verkehrszählung der Gemeinde Hagen aus dem Jahre 2008. In drei Zählphasen zwischen 7:30 und 15:45 Uhr wurde ein durchschnittlicher Wert von 544 Fahrzeugen / Stunde ermittelt.

An dieser Stelle die Rückkehr zu Eingangsfragestellung: „Deponiebetrieb am Weißenberg – ein Driftsether Problem?

Eine eigene Zählung des LKW-Verkehrs von und zu den Sandgruben der Firmen Freimuth und Mehrtens hat ergeben, dass entgegen der Vorgaben aus dem Umweltgutachten 75% der Fahrzeuge aus Richtung Hagen bzw. in Richtung Hagen und nur 25% von bzw. zur A 27 unterwegs waren.

Hagen hat zur bereits erfolgten Steigerung des Verkehrsaufkommes um 30 % auch noch 195 zusätzliche LKW-Transporte von und zur Deponie zu erwarten.

Es ist zukünftig für Hagen zwischen 6:00 und 21:00 Uhr mit einer durchschnittlichen Verkehrsbelastung von 587 Fahrzeugen pro Stunde zu rechnen.

Heino Fromme, Dipl.-Ing. Architekt Driftsethe

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