BI Driftsethe

Bürger-Initiative gegen die Bauschuttdeponie in Driftsethe

Altlast schlummert am „Schietberg“

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Umweltschutzamt untersucht 42000 Quadratmeter großes Gelände – Gutachten sieht ein hohes Gefährdungspotenzial

Altlasten in der Stadt: Kataster weist 570 Flächen mit Altablagerungen und Altstandorten von Industriebetrieben aus

WULSDORF. „Habt ihr wieder auf dem Schietberg gespielt?“, hieß es in den 60er Jahren, wenn die Wulsdorfer Butjer mit irgendeinem Fund nach Hause kamen. Der „Schietberg“ war ein ehemaliger Ziegeleiteich südlich vom Loxstedter Weg. Er wurde unter anderem mit Müll und Schutt verfüllt. Was unter der Erde schlummert, weiß niemand genau. Seit 2010 zieht das Umweltschutzamt Wasserproben.

Die ehemalige Tongrube südlich des heutigen Loxstedter Wegs: Vor dem Zweiten Weltkrieg wurde sie als Badesee genutzt, später mit Müll und Schutt verfüllt. Foto: Schmalstieg

Untersucht wird aber nicht nur der Bereich der ehemaligen Tongrube. Das komplette Gelände, auf dem die Ziegelei stand, steht im Fokus der Bodenschutzbehörde. Immerhin 42000 Quadratmeter. Ein Teil der Flächen im Bereich der Straßen An der Tongrube und Ziegeleistraße wurde verfüllt und mit Einfamilienhäusern bebaut. Südlich davon liegt die ungeordnete Deponie – der „Schietberg“, über den heute Gras gewachsen ist.

Dass der Bereich jetzt intensiver untersucht wird, hat seinen Grund. „Das Wasserschutzgebiet soll erweitert werden. Die Planungen dafür laufen“, sagt Eilert Janßen, Leiter des Umweltschutzamtes. Geklärt werden soll, wie sicher die Deponie ist, und ob über einen Graben möglicherweise belastetes Wasser in die Rohr fließen kann. „Wir entnehmen Proben aus einem Graben, haben verschiedene Oberflächenmessstellen und werden auch noch Grundwassermessstellen in 8 bis 9 Meter Tiefe einrichten“, so Janßen. Zwei bis drei Jahre werde die Erkundung dauern, „bis aussagekräftige Ergebnisse vorliegen. Wenn Grenzwerte überschritten werden, müssen wir handeln.“ Gemeint ist damit eine Sanierung.

 

Unrat, Container, ein Schrott-Boot, Altreifen und vieles mehr lagern immer noch auf dem „Schietberg“. 1999 hatte das die Polizei bei einer Ortsbegehung bereits moniert. Verändert hat sich dadurch nichts. Foto NZ

Werft-Schlacke und Schutt
Ein unabhängiges Gutachterbüro hat den Bereich bereits untersucht, in dem unter anderem die Schichau Seebeck Werft Schlacke abgeladen hat. Abgekippt wurde in den Nachkriegsjahren aber auch von der US-Army. Unterlagen, worum es sich dabei gehandelt hat, gibt es keine. Aber auch Hausmüll und Schutt landeten auf dem „Schietberg“. Im Gutachten heißt es dazu: „Aufgrund des wahrscheinlich hohen Anteils industriellen Mülls ist mit einem hohen Gefährdungspotenzial zu rechnen. Eine Gefährdung der Pfade Boden und Grundwasser ist wahrscheinlich. Eine Gefährdung der Bewohner über den Boden- oder Luftpfad kann ebenfalls nicht ausgeschlossen werden.“

Gelb und orange eingerahmt ist das Untersuchungsgebiet in Wulsdorf . Über die ungeordnete Deponie (Aufschüttung) ist inzwischen Gras gewachsen. Quelle Umweltschutzamt

 

Bei der historischen Bestandsaufnahme wurden Luftbilder, Bohrprofile und Unterlagen von Bau- und Umweltschutzamt sowie dem Stadtarchiv verwendet. Eine Zeitzeugenbefragung, um herauszufinden was dort noch lagern könnte, fand bisher nicht statt.Auf einem unbebauten Grundstück am Loxstedter Weg 9 liegt unter 60 Zentimeter Sand eine gut 3,60 Meter dicke Schlackeschicht, darunter folgt Ton. Eine chemische Analyse ergab hohe Blei-, Zink- und PAK-Belastungen (Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe). Auch Quecksilber, Cadmium und Chrom traten erhöht auf.

Quelle: NORDSEE-ZEITUNG vom 29.02.2012 von Jürgen Rabbel

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