BI Driftsethe

Bürger-Initiative gegen die Bauschuttdeponie in Driftsethe

Altlastenkataster für die ganze Stadt erstellt

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Prioritätenliste für Untersuchungen – Nach dem Zweiten Weltkrieg sind viele Tongruben verfüllt worden

BREMERHAVEN. Rund 570 Flächen gibt es in Bremerhaven, die im sogenannten Altlastenkataster aufgeführt sind. Dabei handelt es sich um Flächen mit Altablagerungen (Hausmüll, Bauschutt, Schlacken) und um Altstandorte. „Das sind Grundstücke, auf denen mit umweltgefährlichen Stoffen umgegangen worden ist“, klärt Eilert Janßen, Leiter des Umweltschutzamts, auf. „Nur wenn nach eingehender Untersuchung feststeht, dass eine Gefahr für die Umwelt besteht, werden diese Standorte saniert.“

Unter der Sportanlage der TSV Wulsdorf lagert Hausmüll. Am westlichen Teil der abgedeckten Altdeponie werden regelmäßig Wasserproben gezogen. Foto NZ

In den 1990er Jahren hat das damals noch zuständige Amt für Stadtreinigung damit begonnen, Daten über Altlasten zu sammeln. Mit Inkrafttreten des Bremischen Bodenschutzgesetzes 1999 übernahm das Umweltschutzamt diese Aufgabe. Dazu gehört die Bewertung der möglichen Gefahrenorte im Boden genauso wie der vorsorgende Bodenschutz. „Schlacke aus einer Müllverbrennungsanlage oder aus einem Hochofen darf wegen der gebundenen Rückstände zum Beispiel nicht in den Boden eingebaut werden“, so Janßen.

Bohrungen niedergebracht

Seit 2000 ist das Umweltschutzamt dabei, nach einer internen Prioritätenliste die Altstandorte zu beurteilen. „Dafür werden Bohrungen niedergebracht, Proben gezogen und analysiert“, beschreibt Janßen die Vorgehensweise. Denn längst nicht von jedem Altlaststandort gehe eine Gefahr aus. Eine große Rolle spiele zum Beispiel die Bodenbeschaffenheit und die Frage, ob Flüssigkeiten auslaufen und ins Grundwasser gelangen können. „All das versuchen wir herauszufinden“, so Janßen.

Ganz oben auf der Liste stehen Standorte ehemaliger chemischer Reinigungen. „Anlagen, die seit Anfang der 1930er Jahre betrieben wurden“, sagt Martin Albers, Abteilungsleiter der Bodenschutzbehörde. „Damals kamen nämlich chlorierte Kohlenwasserstoffe (CKW) auf. Ein guter Fettlöser.“ Solche Rückstände halten sich im Boden und stellen ein Gefahrenpotenzial dar.

Schon lange im Blick haben die Bodenschützer unter anderem den Sportplatz der TSV Wulsdorf. „In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts lagen dort nämlich Eisteiche“, berichtet Janßen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Lehmkuhle, sie lag an der heutigen Heinrich-Kappelmann-Straße, mit Hausmüll verfüllt und anschließend mit Bauschutt abgedeckt. 80 Zentimeter liegen heute zwischen der Oberfläche und dem vier bis fünf Meter in die Tiefe reichenden „Müllkörper“. „Eine Gefahr geht von der Kippe nicht aus“, sagt Janßen. Mit einer Einschränkung. Im westlichen Teil in Richtung Fischereihafen tritt Wasser mit einer großen Bandbreite an Mineralöl-Kohlenwasserstoffen aus.

Unbedrohliche Kleinstmengen
„Wir haben zwar nur unbedrohliche Kleinstmengen festgestellt, aber der Bereich liegt im Wasserschutzgebiet.“ Aus diesem Grund werden seit Jahren an 15 Messstellen drei Mal im Jahr Proben gezogen. „Handlungsbedarf besteht zurzeit aber nicht“, versichert Janßen. Solche ehemaligen Müllhalden wie in Wulsdorf gibt es stadtweit. Auch unter dem Platz des SC Sparta an der Pestalozzistraße habe früher ein Ziegelei-Teich existiert.

Im Prinzip kann jeder Bürger eine Altlastenanfrage für sein Grundstück stellen. Sie ist allerdings kostenpflichtig (58 Euro). „Wer neu bauen möchte, für den ist es sogar Pflicht“, sagt Albers. Aber immer wenn ein Altstandort so liege, dass zum Beispiel auch Gärten davon betroffen sind, „benachrichtigen wir grundsätzlich die Eigentümer.“

Wasser aus dem Graben am Loxstedter Weg wird regelmäßig untersucht. Über das Grabensystem entlang des „Schietbergs“ könnten Schadstoffe in die Rohr fließen. Foto NZ

Auf einen Blick:

Was?
Zwischen der „Industriesiedlung“ und der Weserstraße befand sich zwischen 1874 und 1934 eine Ziegelei. Die angrenzende ehemalige Tongrube wurde verfüllt.

Geologie:
Das Gebiet liegt am Übergang von der Wulsdorfer Geest zur Luneplate. Der nordöstliche Bereich liegt auf sogenanntem Geschiebelehm, südlich des Loxstedter Wegs ist der Lehm von Klei überlagert. Westlich des Ziegeleiwegs und südlich dominiert Klei, im östlichen Bereich liegt unter dem Klei Lauenburger Ton.

Hydrologie:
Die oberflächennahen Schichten sind gering durchlässig. Der Schutz des Grundwassers wird von Experten dadurch als hoch eingestuft

Quelle: NORDSEE-ZEITUNG vom 29.02.2012 von (bel)

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