BI Driftsethe

Bürger-Initiative gegen die Bauschuttdeponie in Driftsethe

Zu viel Nitrat in der Oste

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Gewässerschutzverband: Ursache sind Gärreste aus Biogasanlagen

KREIS CUXHAVEN Malerisch, fast ein wenig verwunschen sieht sie aus: Die Oste, die sich auch durchs Cuxland schlängelt. Der Rund 150 Kilometer lange Nebenfluss der Elbe gilt als Paradies für Wassertouristen, Angler und Naturliebhaber. Doch die Idylle könnte in Gefahr sein. Gär-Abfälle aus Biogasanlagen und Gülle aus der Massentierhaltung sorgen laut dem Umweltverband VSR-Gewässerschutz für immer höhere Nitratwerte – für Störe und Lachse ein Desaster.

Foto: Heinz Tomforde/pixelio.de

Dabei galt die Oste bislang als Hoffnungsträger bei der Wiederansiedlung des Störs. Zwischenzeitlich sind die Nitratwerte des Flusses jedoch in die Höhe geschnellt. Bei jüngsten Messungen hat der Gewässerschutz-Verein auf Höhe Hemmoor beispielsweise 17 Milligramm Nitrat pro Liter ermittelt. Elf Milligramm seien eigentlich die Grenze für einen „guten Zustand“, berichtet Harald Gülzow vom VSR. Das Problem: Zu viel Nitrat und andere Stickstoffverbindungen führen im Wasser zu erhöhtem Algenwachstum, erklärt der Physiker. Die Algen nehmen den anderen Lebewesen den Sauerstoff zum Atmen. Im schlimmsten Fall kommt es zum Fischsterben.

Lücke in der Düngeverordnung
Schuld an den erhöhten Werten seien die Massentierhaltung und eine Zunahme von Biogasanlagen. Beides führe zu einer Überdüngung der Äcker. Zwar begrenze die Düngeverordnung den Nährstoffeintrag in den Boden, so Gülzow. Doch geregelt seien darin lediglich die Mengen des Wirtschaftsdüngers tierischer Herkunft wie Mist und Gülle. Gärreste aus Biogasanlagen pflanzlicher Herkunft – also insbesondere aus Mais – würden nicht erfasst. „So kann zum Beispiel dreimal so viel Stickstoff aufs Feld ausgebracht werden als erlaubt“, kritisiert er. Die Verordnungen müssten dringend geändert werden, fordert Harald Gülzow. „Aber das Thema wird gerne totgeschwiegen.“

Gegen den Bau von Biogasanlagen sei dabei prinzipiell nichts einzuwenden, meint er. „Die Frage ist nur: wie viele?“ Außerdem plädiert er für eine Landwirtschaft, die eine Fruchtfolge einhalte, also auf verschiedene Nutzpflanzen im Wechsel setze.

Nicht nur, dass auf vielen Feldern jedes Jahr immer wieder nur Mais angebaut werde, kritisiert er. Auch dass die Böden zwischen September und Mai brach lägen, sei nicht nötig. In diesem Zeitraum könnten durchaus andere Pflanzen angebaut werden, die überschüssige Nährstoffe aus der Erde wieder aufnehmen. Darüber hinaus sei Mais ja nicht die einzige Energiepflanze, die sich für Biogasanlagen eigne, so Gülzow. Als Alternative gilt beispielsweise die „Durchwachsene Silphie“.

Wegen erhöhter Nitratwerte ist laut Gewässerschützern der Fischbestand in der Oste gefährdet.

Von den so genannten Blühstreifen, die im Zuge der öffentlichen Kritik verstärkt am Rand von Maisfeldern angelegt werden, und auf denen verschiedene Pflanzen und Gräser stehen, hält er nicht so viel: „Das ist eher Kosmetik.“ Für die Stickstoffbilanz des Bodens und damit auch der anliegenden Gewässer falle ein anderer Aspekt viel stärker ins Gewicht: Die Gülle von Rindern, die überwiegend Kraftfutter zu fressen bekommen – was vor allem in der intensiv betriebenen Landwirtschaft mit Hochleistungstieren der Fall sei – enthalte bei Weitem mehr Stickstoff als die Hinterlassenschaften der Tiere, die mit Raufutter wie Heu gefüttert werden.

Quelle: Sonntagsjournal vom 09.09.2012 von Susanne Seedorf

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