BI Driftsethe

Bürger-Initiative gegen die Bauschuttdeponie in Driftsethe

Lebendiges Geschichtsbuch

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In Driftsethe-Weißenberg sind Bürger auf Spurensuche gegangen und erinnern an frühere Bewohner

„Spurensuche“ heißt ein Bürgerprojekt, das die Natur und Lokalgeschichte in Driftsethe-Weißenberg lebendig werden lässt und zu einem begreifbaren Geschichtsbuch macht. Die Mitglieder zweier Bürgerinitiativen haben viele Informationstafeln mit ausführlichen Erklärungen aufgestellt, um auf das Gebiet mit seiner einzigartigen Mischung aus Natur- und Lokalgeschichte hinzuweisen.

Das lebendige Geschichtsbuch rund um den Weißenberg ist um eine Geschichte reicher: Engagierte Bürger erinnern an Hermann Joppert, der hier seine Villa Haidpark baute und seine letzten Lebensjahre verbrachte. Foto Luise Bär

Das lebendige Geschichtsbuch rund um den Weißenberg ist um eine Geschichte reicher: Engagierte Bürger erinnern an Hermann Joppert, der hier seine Villa Haidpark baute und seine letzten Lebensjahre verbrachte. Foto Luise Bär

Hagen. Villa Haidpark nannte der Rechtenflether Hermann Joppert (1828 -1878) sein Haus, das er auf der höchsten Stelle am Weißenberg in Driftsethe in der Samtgemeinde Hagen baute. Wenn Joppert anwesend war, sei eine weiß-goldene Fahne gehisst worden, heißt es in Überlieferungen. Das Gebäude wurde vor über 30 Jahren abgerissen, ganz in der Nähe weht jetzt wieder eine Fahne im Wind, Informationstafeln weisen auf die Rechtenflether Persönlichkeit hin – und eine Liebesgeschichte.

„Spurensuche“ heißt das Bürgerprojekt, das die Natur und Lokalgeschichte in Driftsethe-Weißenberg lebendig werden lässt und zu einem begreifbaren Geschichtsbuch macht. Die Mitglieder der Bürgerinitiativen M.U.T. und Driftsethe-gegen-Bauschuttdeponien haben bereits viele Informationstafeln mit ausführlichen Erklärungen aufgestellt, um auf das Gebiet auf großen Sanddünen am Übergang in das ehemalige Urstromtal der Weser mit seiner einzigartigen Mischung aus Natur- und Lokalgeschichte hinzuweisen. Seitdem vor mehr als drei Jahren die Pläne des Abbruch- und Recyclingunternehmens Freimuth bekannt wurden, in einer ausgebeuteten Sandgrube eine Bauschuttdeponie zu errichten, setzten engagierte Bürger gemeinsam mit der Gemeinde Driftsethe und der Samtgemeinde Hagen die hohe Geestkante für Freizeit und Erholung in Szene.

Als jüngstes Projekt wurde nun mit Informationstafeln die Erinnerung an Hermann Joppert wachgehalten. Über seinen Lebensweg hat Felicitas Gottschalk im vergangenen Jahr den Dokumentar-Roman „Hin nach Texas! Hin nach Texas!“ veröffentlicht. Der Vetter von Hermann Allmers verließ als junger Mann sein Dorf und seine große Liebe Alrike Allmers aus Offenwarden und zog für politische Ideale in den mexikanisch-amerikanischen Krieg von 1846 bis 1848.

Traurige Liebesgeschichte
An einem nun aufgestellten, ausgedienten Gatter geben Schrift- und Fototafeln weitere Informationen. Das Gatter hatte seinerzeit für einen kleinen Jungen eine besondere Bedeutung, wie Karla Mombeck, eine der Initiatorinnen, aus den hinterlassenen Aufzeichnungen des Driftsether Landwirts Lüder Wilhelm Steilen (1847-1927) aufspürte. Als Junge habe er die Schafe auf dem kargen Ödland am Weißenberg gehütet. Von hier hatte er einen weiten Ausblick in die Wesermarsch, schrieb er in seiner Familienchronik. Wenn Joppert mit der Droschke seine Villa anfuhr, sei er zum Gatter gelaufen und habe es geöffnet. Dafür gab es „drei Grote“ vom Kutscher, das waren zwölf Pfennig. Vom Parkplatz „Schatzgrube“ an der Kreisstraße machten die aktiven Landschaftsgestalter einen schmalen Pfad entlang der Mehrtens-Sandgrube gangbar, der am Ausgang auf den Weg „Auf der Horst“ mündet.

Die ehemalige Villa Haidpark am Weißenberg, erbaut 1850 von Hermann Joppert, nach einer erhaltenen Fotografie. Foto Luise Bär

Die ehemalige Villa Haidpark am Weißenberg, erbaut 1850 von Hermann Joppert, nach einer erhaltenen Fotografie. Foto Luise Bär

Hier befestigte die Gruppe das Gatter und hisste die Fahne „Haidpark-Weg“. Ein weiterer Teil, der das lebendige Geschichtsbuch in der Landschaft um den Weißenberg vervollständigt. Nur wenige hundert Meter weiter befindet sich das Mausoleum der Familie Illjes. Die Geschichte zweier großer Marschenhof-Familien ist eng verwoben – über Alrike, die große Liebe zweier Männer. Der Sandstedter Jacob Illjes verlobte sich mit Alrike, als ihre Jugendliebe Joppert nach Amerika auswanderte.

Als dieser desillusioniert vom „Freiheitskampf“ in seine Heimat zurückkehrte, löste Alrike die Verlobung und das Paar heiratete. Illjes verkaufte daraufhin den Sandstedter Hof und siedelte auf den Weißenberg um. Mit 41 Jahren (1854) verstarb er und wurde im Mausoleum beigesetzt. Im gleichen Jahr verstarb auch Alrike. Joppert war Witwer und verwaister Vater, ihre Tochter war zuvor mit eineinhalb Jahren verstorben. Auf dem Rechtenflether Friedhof ließ Joppert eine Kapelle errichten, in der die Särge der Familie bis heute stehen. Nun zog es auch Joppert auf den Weißenberg, wo er auf dem höchsten Punkt die romantische Villa mit Turm errichten ließ, in der er seine letzten Lebensjahre verbrachte.

Quelle: Osterholzer Kreiszeitung vom 30.06.2013 von Luise Bär

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