BI Driftsethe

Bürger-Initiative gegen die Bauschuttdeponie in Driftsethe

„Wir tun da nichts Böses“

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Bauschutt-Deponie in Driftsethe: Jörg Freimuth nimmt erstmals öffentlich Stellung zu seinen Plänen

BÜLKAU. Jörg Freimuth ist kein Freund großer Worte. „Nicht viel reden, viel arbeiten“ ist das Motto des florierenden Abbruchunternehmens, das der Selfmade-Mann in Bülkau betreibt. In der NORDSEE-ZEITUNG spricht er jetzt zum ersten Mal über seinen umstrittenen Plan, in Driftsethe eine Bauschutt-Deponie einzurichten. „Ich will den Leuten nicht den Dreck vor die Tür kippen – und schon gar nicht heimlich“, sagt er. „Asbest kommt dort nicht hinein.“

Mit der Deponie möchte er seine Firma auf ein weiteres Standbein stellen – und hat damit ganz Hagen gegen sich aufgebracht: Jörg Freimuth, Bauunternehmer aus Bülkau. Foto Hansen

Mit der Deponie möchte er seine Firma auf ein weiteres Standbein stellen – und hat damit ganz Hagen gegen sich aufgebracht: Jörg Freimuth, Bauunternehmer aus Bülkau. Foto Hansen

Das schmucke Bürogebäude mit der großen Fensterfront spricht Bände. Keine Frage, hier draußen in den Weiten des Sietlandes residiert eine höchst erfolgreiche Firma. Jörg Freimuth, inzwischen alleiniger Geschäftsführer des Tiefbau- , Abbruch- und Recyclingunternehmens, ist Herr über 350 Mitarbeiter und beackert Aufträge in der ganzen Republik. 1965 als Ein-Mann-Betrieb von seinem Vater Bodo aus der Taufe gehoben, reißt die Firma heute stillgelegte Zechen im Ruhrgebiet und Hafenhallen in Rostock ab, baut Deiche an der Küste und bereitet in Aachen den Boden für ein großes Kulturzentrum. Nun plant der Bauunternehmer sein nächstes Projekt – die Lagerung von Bauschutt und Boden. „Es muss ja weitergehen, mit der Firma“, sagt er. In den vergangenen vier Jahren ging da nicht viel weiter. Als 2008 bekannt wurde, dass Freimuth die ehemalige Sandgrube der Firma Bunte am Weißenberg nicht weit von der Autobahn 27 gekauft hat, um dort eine Deponie zu errichten, brach in Hagen ein Sturm der Entrüstung aus. Gleich zwei Bürgerinitiativen zogen gegen das Ansinnen zu Felde, es gab Demos, Gemeinde und Samtgemeinde begannen mit Hochdruck, an einer Bauleitplanung für das Gelände zu arbeiten, mit der sie die Deponie-Pläne vereiteln können. Ganz Hagen fürchtet, zum „Entsorgungsklo“ der Region zu werden. Denn überall im Land wurden Bauschutt-Deponien geschlossen, nachdem die Umweltauflagen verschärft worden sind. In der Elbe-Weser-Region gibt es überhaupt keine mehr, Baufirmen müssen jetzt den weiten Weg nach Hittfeld auf sich nehmen, um ihren Schutt loszuwerden.

In diese Marktlücke will der Unternehmer stoßen. Und der Standort direkt an der Autobahn 27, zwischen Bremen und Bremerhaven, noch dazu zwischen Autobahnabfahrt und dem Dorf, sei für eine Deponie ideal. „Die Bürger bekommen von dem Verkehr gar nichts mit.“ Boden und Bauschutt, wie Steine, Ziegel, Fliesen und Beton, möchte Freimuth auf dem zwölf Hektar großen Gelände einlagern. Keine Giftstoffe, wie er beteuert, keinen Asbest. „Alles, was bei uns eingelagert werden soll, wird zuvor genau untersucht.“ Oben und unten wird die Deponie abgedichtet. Und wenn sie gefüllt ist, in einigen Jahren wieder renaturiert. Sicher, Boden und Schutt dürfen mit Schadstoffen wie Schwermetallen gering belastet sein. Deponieklasse I heißt es in der Behördensprache. Wenn der Schutt gar keine Schadstoffe enthalte, könne man ihn schließlich überall lassen und brauche auch keine Deponie.

Glücklich ist der 44-Jährige nicht damit, dass er in Hagen als Buhmann gilt. Aber seine Pläne, daran lässt er keinen Zweifel, wird er weiterverfolgen. Anfang August hat das Oberverwaltungsgericht in Lüneburg den Bebauungsplan der Gemeinde gekippt, der aus dem Gelände rund um die Baggerkuhle eine Art Naherholungsgebiet machen wollte. Nun darf Freimuth seinen Bauantrag stellen. Und das will er bis Ende des Jahres auch tun, kündigt er an. Dann ist das Gewerbeaufsichtsamt in Lüneburg am Zug. Bis zur Entscheidung kann es allerdings eineinhalb bis zwei Jahre dauern, kündigt der dortige Sachbearbeiter an.

Quelle: NORDSEE-ZEITUNG vom 24.08.2013 von Inga Hansen

Anmerkung:
Die Firma Freimuth hat nicht nur ganz Hagen gegen sich aufgebracht – auch das nähere Driftsethe ist gegen die Deponie! Problematisch ist doch aber, dass die Politik wichtige (hoheitliche) Aufgaben gewinnorientierten Unternehmen überlässt. Das Ergebnis kann man überall sehen: die Gier nach immer mehr Profit lässt Hemmschwelle und Anstand sinken. So wird es auch in diesem Fall sein! Wir wollen keine krank machende Deponie in Wohnortnähe!

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