BI Driftsethe

Bürger-Initiative gegen die Bauschuttdeponie in Driftsethe

Fund im Garten ist Schlacke

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Bürgerinitiative lässt Ascheproben elektronenmikroskopisch untersuchen – Eilantrag der CDU abgelehnt

BREMERHAVEN. Wenn man nicht in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem Vulkan lebt, fliegen einem für gewöhnlich keine Schlackebrocken in den Garten. Es sei denn: Der Garten befindet sich in der Nachbarschaft der Grauwall-Deponie. Das jedenfalls dachten sich Mitglieder der Bürgerinitiative gegen die Erweiterung der Deponie (Bikeg) und ließen Proben elektronenmikroskopisch untersuchen.

Dr. Sabine Hanisch und Dr. Friedrich Walz forschen nach der Quelle hochgiftiger Schlacke in Walz´ Garten. Fotos: Lammers/ Masorat

Dr. Sabine Hanisch und Dr. Friedrich Walz forschen nach der Quelle hochgiftiger Schlacke in Walz´ Garten. Fotos: Lammers/ Masorat

Vor einigen Monaten hatte Dr. Friedrich Walz eine eigenartige Entdeckung auf seinem Grundstück, das sich rund 850 Meter von der Deponie am Grauen Wall entfernt befindet, gemacht: Asche. Die ließ er in einem Bremerhavener Labor auf ihre Inhalte untersuchen. Ergebnis: diverse grenzwertüberschreitende und gesundheitsgefährdende Stoffe (das SJ berichtete). Vergleichsproben mit Schlacken von der Deponie ergaben eine ähnliche Zusammensetzung. Um Klarheit über die Herkunft der Giftstoffe im Garten zu bekommen, hat die Bikeg jetzt weitere Untersuchungen in Auftrag gegeben. „Wir haben die Proben elektronenmikroskopisch untersuchen lassen. Dabei heraus gekommen ist, dass es sich um miteinander verschmolzene Stoffe nicht natürlichen Ursprungs handelt. Solche Strukturen entstehen, wenn man etwas unter sehr hohen Temperaturen erhitzt, wie bei der Entstehung von Schlacke“, erläutert Dr. Sabine Hanisch von der Bikeg. Derartige Schlacken würden auf der Deponie dazu verwendet, die ebenfalls hochgiftigen Filterstäube abzudecken. Um auszuschließen, dass es sich bei den Proben aus Walz´ Garten um Schlacken von benachbarten Tennisplätzen handelt, hat die Bikeg auch hiervon Proben untersuchen lassen. „Die Zusammensetzung und Struktur der Tennisplatz-Proben ist deutlich anders als die aus dem Garten“, fasst Hanisch zusammen. Das Untersuchungsresultat sei ein weiteres Indiz für die Annahme, dass es sich bei der Quelle für die im Garten gefundenen Stoffe um die Mülldeponie handelt. „Wenn man davon ausgeht, dass diese verhältnismäßig großen Teilchen schon 850 Meter weit in den Garten verblasen wurden, kann man sich vorstellen, wie weit die hochgiftigen Feinstäube geweht werden, zumal da ja bei Wind und Wetter Feinstäube abgekippt werden dürfen. Es gibt keine Reglementierungen und noch nicht einmal eine Wetterstation, die Windgeschwindigkeiten anzeigen würde“, sagt Sabine Hanisch. „Bei großen Windgeschwindigkeiten wehen die Feinstäube bis Wulsdorf und noch weiter“, ist die Geowissenschaftlerin überzeugt. Um endlich Klarheit in die Frage um gefährliche Emissionen von der Grauwall-Deponie zu bekommen, wird in der Politik der Ruf nach der Einrichtung von Staubmess-Stellen lauter. Ein entsprechender Eil-Antrag der CDU wurde in der Stadtverordnetenversammlung abgelehnt. Wie sich Messungen realisieren lassen, ist demnächst Gegenstand eines Gespräches zwischen Oberbürgermeister Melf Grantz und beteiligten Stellen wie dem Umweltschutzamt, Vertretern der senatorischen Umweltbehörde, des Gewerbeaufsichtsamtes und der Bremerhavener Entsorgungsgesellschaft. Vertreter der Bürgerinitiative sind nicht eingeladen.

Quelle: Sonntagsjournal vom 08.09.2013 von Andrea Lammers

MEINE MEINUNG
Hinterzimmer-Politik ist schädlich
Wer je ein Auto zum TÜV gebracht hat, weiß was Sicherheitsstandards sind. Bei einer Sondermülldeponie scheinen andere Maximen zu gelten. Messung von Feinstaub-Emissionen? Fehlanzeige, hier genügt eine Hochrechnung. Die Skepsis der Initiativen-Mitglieder ist berechtigt. Sehr viel professioneller als es die eigentlich Verantwortlichen bisher getan haben, haben sie versucht, Licht ins Dunkel zu bringen. Endlich scheint die Politik hier nachzuziehen. Dass der OB keine Vertreter der Bikeg zu dem Gespräch eingeladen hat, ist schlechter Stil, wirft aber vor allem folgende Frage auf: Haben die Verantwortlichen Angst vor deren stichhaltigen Argumenten? Andrea Lammers

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