BI Driftsethe

Bürger-Initiative gegen die Bauschuttdeponie in Driftsethe

„Xaver“ spült Bausünde frei

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Asphalt- und Steinbrocken in neuem Deich freigelegt – Verbandsgeschäftsführer spricht von Versehen

LAND WURSTEN. Vor einer Woche hat „Xaver“ für eine der schwersten Sturmfluten der vergangenen 50 Jahre gesorgt. Die Deiche haben den Wassermassen getrotzt – auch der gerade erst verstärkte Abschnitt zwischen Misselwarden und Padingbüttel. Dennoch hat das Orkantief hier ein zumindest für Hochwasserschutzwälle gefährliches Gut ans Licht gespült: Bauschutt.

Auf einem gerade erst verstärkten Deichabschnitt zwischen Misselwarden und Padingbüttel hat  Orkantief „Xaver“ die oberste Erdschicht weggespült. Darunter kamen ganze Ziegel, Gesteinsbrocken, Eisenteile und Asphaltstücke (Lupe) zum Vorschein.  Fotos (2) Ulich/Montage Ohlthaver

Auf einem gerade erst verstärkten Deichabschnitt zwischen Misselwarden und Padingbüttel hat
Orkantief „Xaver“ die oberste Erdschicht weggespült. Darunter kamen ganze Ziegel, Gesteinsbrocken, Eisenteile und Asphaltstücke (Lupe) zum Vorschein. Fotos (2) Ulich/Montage Ohlthaver

„Das hätte nicht passieren dürfen“, sagt Hartmut von Häfen von der Unteren Deichbehörde des Landkreises Cuxhaven: „Bauschutt ist für den Deichbau tabu.“ Das räumt auch Thomas Ströer, Geschäftsführer des zuständigen Deichverbandes, und Herr über die Baustelle ein, die sich über einen hochwassertechnisch „äußerst sensiblen Bereich“ zwischen den beiden Wurster Gemeinden Misselwarden und Padingbüttel erstreckt.

Es ist ein einsamer Deichabschnitt, an den sich nur selten Spaziergänger verirren. Tun sie es in diesen Tagen doch, sind sie „erschüttert“ wie der Wurster Verwaltungschef Wolfgang Neumann (SPD). Das frisch angesäte Gras des neuen Deiches ist auf einer Breite von mehreren hundert Metern bis zur Hochwasserkante weggespült worden. Darunter kommen Schutt- und Betonbrocken, Asphalt vom Straßenbau und sogar Eisenteile zum Vorschein, die in die Kleischicht des Deiches eingearbeitet sind.

Hartmut von Häfen, untere Deichbehörde beim Landkreis

Hartmut von Häfen, untere Deichbehörde beim Landkreis

» Die Baufirma hätte beim Einbau des Materials stutzig werden müssen. «

Glücklicherweise sei der auf dem Deich gefundene Sand keiner aus dem Inneren, dem Kern des Deiches. „Das wäre fatal gewesen“, gibt von Häfen zu. Denn das hätte bedeutet, dass die gut zwei Meter dicke Kleischicht, mit der der Nordseedeich erst im zurückliegenden Sommerhalbjahr auf 1.000 Metern Länge stabilisiert worden war, nicht dicht ist. Die Gefahr eines Deichbruches bei einer weiteren Sturmflut wäre dann enorm hoch.

Doch in diesem Punkt gibt der Wasserbauingenieur des Landkreises Entwarnung. Der Kleiboden sei vorschriftsgemäß in mehreren, 30 bis 50 Zentimeter breiten Schichten aufgefahren, verdichtet und mittels Bodenproben geprüft worden.

Bei einem Kontrollgang Anfang dieser Woche hat von Häfen an der jüngsten Wurster Deichbaustelle „lediglich kleinere Ausspülungen von wenigen Zentimetern Tiefe“ festgestellt. „Für einen schwarzen (noch nicht begrünten, die Red.) Deich waren wir angenehm vom guten Zustand überrascht. Wir müssen auf keinen Fall in Panik geraten.“

„Handvoll Löcher“
Dennoch: Eine „Handvoll Löcher“ müsse der Deichverband „noch vor der nächsten Sturmflut“ schließen. Der Auftrag sei bereits erteilt, versichert Land Wurstens Oberdeichgräfe Hermann Möhlmann. Auch der sichtbare Bauschutt soll abgesammelt werden, „sobald es das Wetter zulässt“. Aufgrund der nassen Witterung bestehe im Moment allerdings die Gefahr, durch schweres Baugerät Schäden an der Grasnarbe anzurichten.

Thomas Ströer, Geschäftsführer Deichverband

Thomas Ströer, Geschäftsführer Deichverband

» Da ist ein Lapsus passiert, aber der Deich ist trotzdem absolut sicher. «

Wie der Bauschutt überhaupt auf den Deich gelangen konnte, erklärt der Geschäftsführer des Deichverbandes, Thomas Ströer: „Für die letzte, etwa 15 Zentimeter dicke Schicht mussten wir an unsere verbandseigenen Klei-Reserven ran. Dort war neben dem für den Deichbau geeigneten Kleiboden aber auch Erde gelagert, die mit Bauschutt versetzt war.“ Ströer geht davon aus, dass die mit den Deichbauarbeiten beauftragte Firma Bodo Freimuth versehentlich falsche Erde aufgeladen und zur Baustelle gefahren habe. Geschäftsführer Jörg Freimuth bestätigt den Auftrag. Von Bauschutt wisse er jedoch nichts. Dass den Arbeitern vor Ort weder die Gesteinsbrocken noch ganze Rohrabschnitte aufgefallen seien, verstehen allerdings weder Ströer noch von Häfen.

Die Untere Deichbehörde fordert vom Deichverband, die oberste Schicht auf dem betroffenen Deichabschnitt im kommenden Jahr im Rahmen des ohnehin geplanten zweiten Bauabschnitts mit einwandfreiem Kleiboden zu bedecken und neu einzusäen.

Der Deichverband prüft indessen Gewährleistungsansprüche gegen die Baufirma. „Von Mehrkosten für den Deichverband gehen wir im Moment noch nicht aus“, sagt Ströer.

Quelle: NORDSEE-ZEITUNG vom 13.12.2013 von Heike Leuschner

Bausünde freigespült
Zum Artikel „,Xaver‘ spült Bausünde frei“, NZ v. 13. 12.:
Wie in dem Beitrag berichtet wurde, sind von der Firma Freimuth, Bülkau, beim Deichbau unrechtmäßig Steine eingebaut worden. Es ist eine große Verantwortungslosigkeit, und dann noch zu sagen, es war ein Versehen. Freimuth will in Driftsethe-Weißenberg eine Abfalldeponie errichten – nur für schadstofffreie Abfälle.
Wilfried Kuhrt, Driftsethe

Quelle: Leserbrief in der NORDSEE-ZEITUNG vom 10.01.2014

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