BI Driftsethe

Bürger-Initiative gegen die Bauschuttdeponie in Driftsethe

Wohin mit dem Atom-Schutt?

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Umweltminister Wenzel fordert vom Bund deutschlandweites Konzept – Betreiber zuständig für Lagerung

HANNOVER. Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel hat von der Bundesregierung ein deutschlandweites Konzept zur Lagerung des Schutts aus dem Rückbau von Atomkraftwerken gefordert. Es zeichne sich bereits ab, dass nicht genügend Deponien für den nichtradioaktiven Abfall aus den deutschen Atomkraftwerken vorhanden seien, sagte der Grünen-Politiker. Er kündigte an, das Problem bei der nächsten Umweltministerkonferenz zur Sprache bringen zu wollen. Der letzte deutsche Atommeiler soll 2022 vom Netz gehen.

Generell seien die Betreiber der Atommeiler und damit die Verursacher des Schutts für dessen spätere Lagerung zuständig, betonte Wenzel. Angesichts der erwarteten Schuttmengen sei aber klar, dass nicht genügend Deponien vorhanden seien. In Niedersachsen habe er deshalb die Landkreise aufgefordert, sich um neue Deponieräume zu kümmern. Bislang setzten die Kraftwerksbetreiber nur auf private Deponien. Der zu erwartende Müll sei so aber nicht zu bewältigen. Wie viel Schutt beim Rückbau eines Reaktors anfällt, zeigt sich am Beispiel Stade: Laut Umweltministerium werden Abbaumassen von etwa 330 000 Tonnen zu entsorgen sein, davon 198 000 Tonnen aus dem nichtnuklearen und 132 000 Tonnen aus dem nuklearen Bereich.

Mammutaufgabe Energiewende: Beim Rückbau des stillgelegten Atomkraftwerks in Stade werden 330 000 Tonnen Schutt anfallen – 132 000 Tonnen davon aus dem nuklearen Bereich.  Foto Charisius/dpa

Mammutaufgabe Energiewende: Beim Rückbau des stillgelegten Atomkraftwerks in Stade werden 330 000 Tonnen Schutt anfallen – 132 000 Tonnen davon aus dem nuklearen Bereich.
Foto Charisius/dpa

Damit das Problem nicht die Suche nach einem Atommüllendlager erschwert, forderte Wenzel eine politische Debatte. Generell könnten zwar die Betreiber der Atommeiler aufgefordert werden, Deponien zu errichten, Deutschland benötige aber ein einheitliches Konzept. Ob die ehemaligen Braunkohlegruben, die sich im Besitz der Akw-Betreiber befänden, eine Option seien, hänge von den Genehmigungen ab. „Man kann ja nicht irgendein Loch nehmen und da das Zeug reinschütten“, so Wenzel.

Ungeachtet des Deponieproblems unterstrich Wenzel seine Forderung an den Bund, sich offenen Fragen bei der Zwischenlagerung des Atommülls sowie der Forschung für ein Endlager zu stellen. Der Zeitplan, bis 2031 ein Endlager zu finden, sei nicht zu halten. Die Einlagerung des Mülls werde länger dauern – hier sei nicht mit einer Lösung vor 2060 zu rechnen. Für einen realistischen Zeitplan müssten drei Punkte gelöst werden: Die Suche nach einer Deponie für den Schutt, die Forschungsfrage und das nicht ausreichende Zwischenlagerungskonzept.

FDP-Landeschef Stefan Birkner warf Wenzel Untätigkeit vor. „Wer den Rückbau von Kernkraftwerken ernsthaft befördern will, zeigt nicht mit dem Finger auf andere, sondern wird selbst aktiv“, sagte der ehemalige Umweltminister. Wenzel müsse mit den Betreibern der Atomkraftwerke und den Landkreisen nach
Lösungen suchen. (dpa)

AKW Unterweser
Ob beim Rückbau des 2011 stillgelegten Kernkraftwerkes Unterweser in der Gemeinde Stadland ebenfalls unerwartet radioaktiver Schutt wie in Stade anfallen könnte, ist laut Angaben des Betreibers Eon noch nicht absehbar. „Der Rückbau hat noch nicht begonnen“, erklärte Eon-Sprecherin Almut Zyweck auf Nachfrage unserer Zeitung. Es handele sich derzeit um ein „Stilllegungsprojekt in der Genehmigungs- und Planungsphase“. Jeder einzelne Schritt müsse dabei der Aufsichtsbehörde vorgelegt werden. „Im Kontrollbereich steht und fällt alles mit den Messungen“, so Zyweck. Konkrete Aussagen zu einer eventuellen Belastung des anfallenden Schutts seien in dieser Planungsphase jedoch nicht zu treffen. (mj)

Quelle: NORDSEE-ZEITUNG vom 18.09.2014

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