BI Driftsethe

Bürger-Initiative gegen die Bauschuttdeponie in Driftsethe

Nun strahlt noch mehr Müll

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Menge des Atomabfalls ist viel größer als angenommen – Weiterhin kein Endlager in Sicht

BERLIN. Eine Bestandsaufnahme zeigt es schwarz auf weiß: Die Atommüll-Menge ist in Deutschland viel größer als erwartet. Das Problem ist: Die strahlenden Abfälle stehen an Dutzenden Orten herum und warten auf eine Endlagerung.

Atommüllfässer in DeutschlandJa, was haben wir denn da? Neuen Zahlen zufolge hat sich die Zahl der Atommüllfässer in Deutschland deutlich erhöht. Foto Anspach/dpa

Das Ende des Strahlenanzugs schien geregelt. „Der geht auch irgendwann nach Konrad“, sagte der RWE-Manager beim Besuch eines Atomkraftwerks – mit der Betonung auf „irgendwann“. Das war kurz vor der Katastrophe in Fukushima. Schon damals hieß es, Schacht Konrad sei als Endlager für 90 Prozent der deutschen Atomabfälle bald startklar.

Von Medizinabfällen über Reaktorbauteile bis zu Kleidung, alles soll in das zentrale Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle bei Salzgitter. Genehmigt für 303.000 Kubikmeter. Der damalige Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) bezeichnete das Müllproblem als gelöst. Inzwischen soll der Start nicht vor 2022 sein.

Immer mehr Atommüllfässer rosten oder sind beschädigt. Es wurde ja nie damit gerechnet, sie Jahrzehnte in oberirdischen Lagern parken zu müssen. Von 85.000 Behältern seien fast 2.000 beschädigt, berichtete der NDR. Aber das Bundesamt für Strahlenschutz warnt, den Verzögerungen bei Konrad die Schuld zuzuschieben: „Jeder Besitzer radioaktiver Abfälle ist dafür verantwortlich, seine Abfälle sicher und den geltenden Bestimmungen gemäß aufzubewahren.“

Um eine Richtlinie der Europäischen Union zu erfüllen, wurde nun ein Nationales Entsorgungsprogramm erarbeitet. Der Entwurf spricht eine klare Sprache. Wie sich bereits seit Jahren andeutet, soll sich die Menge schwach- und mittelradioaktiven Atommülls deutlich erhöhen. Statt 300.000 könnten es 600.000 Kubikmeter werden.

Die Vermehrung hat zwei Gründe. Zum einen wird erstmals in Aussicht gestellt, auch Abfälle aus der Urananreicherungsanlage Gronau als Atommüll einzustufen. Zumindest theoretisch würde das alles nach Konrad passen. Aber erstens wollen das die Anwohner nicht, und zweitens ist es nur für die Hälfte genehmigt. „Eine Erweiterung des Endlagers Konrad für diese möglichen Abfälle wird nicht ausgeschlossen“, heißt es im Entwurf.

Zum anderen hat die neue Zahl aber auch mit dem Asse-Debakel zu tun. Dort wurden bis 1978 etwa 126.000 Fässer in unverantwortlicher Weise eingelagert. Wegen Wassereinbrüchen droht nun ein Absaufen. Die Abfälle könnten das Grundwasser verseuchen und sollen nun raus. Zusammen mit kontaminiertem Salzgestein könnte die Menge bis zu 200.000 Kubikmeter betragen.

Vor 2033 kann laut Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) die Bergung aber nicht beginnen, und ob es überhaupt möglich ist, wird immer fraglicher. Sollte das dennoch gelingen, bräuchte man hierfür wohl ein weiteres, dann drittes Endlager. Das wichtigste wird das für den hochradioaktiven Atommüll. Nach dem Dauerstreit um Gorleben soll ab 2016 bundesweit neu gesucht und bis 2031 ein Ort gefunden sein.

Beschädigte Atomfässer
Extrem problematisch ist die Situation im Zwischenlager Karlsruhe, wo Prüfer mehr als 1.700 beschädigte Behälter fanden. Ein Sprecher der für die Entsorgung der Anlage zuständigen Firma sagte, es sei nicht erwartet worden, dass die Lagerung bis zum Transport in ein Endlager so lange dauert. Dem Bundesumweltministerium ist bisher offiziell nur eine Freisetzung von Radioaktivität „im Kontrollbereich des Atomkraftwerkes Brunsbüttel“ bekannt. (dpa)

Quelle: NORDSEE-ZEITUNG vom 19.11.2014 von Georg Ismar

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