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Bürger-Initiative gegen die Bauschuttdeponie in Driftsethe

Pannenmeiler vor dem Abriss

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Beim Kernkraftwerk Krümmel gehen die Lichter aus – Betreiber Vattenfall hat Rückbau beantragt

KIEL. Das Kernkraftwerk Krümmel in Geesthacht bei Hamburg soll endgültig abgerissen werden. Ein entsprechender Antrag auf Stilllegung und Abbau sei am Montag der Atomaufsicht des Landes Schleswig-Holstein übergeben worden, teilten der Betreiber Vattenfall und das Energiewendeministerium am Dienstag in Kiel mit. Minister Robert Habeck (Grüne) begrüßte den Schritt, den er oft angemahnt habe.

Das Kernkraftwerk Krümmel in Geesthacht (Schleswig-Holstein) steht seit fast acht Jahren still. Der Energiekonzern und Betreiber Vattenfall will den Pannenmeiler endgültig stilllegen und komplett abbauen. Nach dem Atomgesetz wäre es auch möglich gewesen, eine Art Betonsarg um das Kraftwerk zu bauen.  Foto Warmuth/dpa

Das Kernkraftwerk Krümmel in Geesthacht (Schleswig-Holstein) steht seit fast acht Jahren still. Der Energiekonzern und Betreiber Vattenfall will den Pannenmeiler endgültig stilllegen und komplett abbauen. Nach dem Atomgesetz wäre es auch möglich gewesen, eine Art Betonsarg um das Kraftwerk zu bauen.
Foto Warmuth/dpa

Der Meiler steht seit einer Pannenserie seit fast acht Jahren still. Er gehört zudem – wie der in Brunsbüttel – zu den acht Kraftwerken in Deutschland, die nach der Katastrophe von Fukushima keinen Strom mehr produzieren dürfen. Habeck zeigte sich zufrieden darüber, dass Vattenfall Krümmel komplett abreißen will und nicht den nach dem Atomgesetz auch möglichen Weg des sicheren Einschlusses wählt, also eine Art Betonsarg um das Kraftwerk baut. „Es ist gut, dass Vattenfall jetzt bereit ist, den Rückbau des Atomkraftwerks Krümmel einzuleiten – auch wenn der Konzern parallel noch vor einem internationalen Schiedsgericht versucht, Schadenersatz für die deutsche Entscheidung zum Atomausstieg zu erhalten.“

Vattenfall klagt wegen der Stilllegung der schleswig-holsteinischen Atomkraftwerke Krümmel und Brunsbüttel als Konsequenz aus der Katastrophe von Fukushima 2011 auf 4,7 Milliarden Euro Schadenersatz. Das schwedische Energieunternehmen kann als ausländischer Konzern gemäß der Energiecharta bei Investitionsstreitigkeiten vor ein Schiedsgericht ziehen.

Für ihn sei klar, dass Vattenfall nicht heimlich doch auf einen Wiedereinstieg in die Atomkraft in Deutschland hofft, sagte Habeck. Vattenfall selbst teilte mit: „Der Antrag beinhaltet keinen Verzicht auf bestehende Genehmigungen.“ Ein Satz, den der Minister jedoch mit Gelassenheit sieht: Er interpretiere ihn nicht in die Richtung, dass Vattenfall zurück zur Atomkraft wolle.

Der eigentliche Schicksalstag für Krümmel war schon vor Fukushima: Am 28. Juni 2007 stand eine dichte schwarze Rauchwolke über dem Atomkraftwerk an der Elbe, ein riesiger Transformator brannte. Der weltweit größte Siedewasserreaktor ging vom Netz – und stand aufgrund einer Pannenserie bis auf wenige Tage im Sommer 2009 bis heute still. Ähnlich wie der Reaktor in Brunsbüttel, der am selben Tag im Sommer 2007 abgeschaltet wurde. In Schleswig-Holstein ist damit allein das von Eon betriebene Kernkraftwerk Brokdorf noch am Netz.

Krümmel ist das letzte der acht abgeschalteten Kraftwerke, für das eine Rückbaugenehmigung beantragt wurde. Für die Anlage Brunsbüttel hatte Betreiber Vattenfall Ende 2012 den Rückbau beantragt. Eine Stilllegung der Anlagen können die Betreiber nicht umgehen, allerdings gebe es keinen Zeitpunkt, wann mit dem Abbau der Meiler begonnen werden müsse, sagte Habeck.

Wie der Müll entsorgt wird
Die Antragstellung war nur ein erster Schritt, dem ein aufwendiges Genehmigungsverfahren folgt. Vattenfall muss verschiedene Konzepte vorlegen – beispielsweise detailliert erläutern, wie es den anfallenden kontaminierten Müll und auch den nicht-radioaktiven Bauschutt entsorgen will.

Mit dem eigentlichen Abriss kann erst begonnen werden, wenn die Genehmigungsvoraussetzungen vollständig erfüllt sind und bis dahin unter anderem alle rund 1000 Brennelemente in das Zwischenlager auf dem Kraftwerksgelände gebracht worden sind. „Nach derzeitiger Planung wird dies Ende 2018 der Fall sein“, sagte Habeck. Der Abriss wird dann noch einmal rund 15 Jahre in Anspruch nehmen.

Rückbau eines AKWs
Nach einem Antrag zum Rückbau bedarf es der Zustimmung der zuständigen Behörde. Danach werden die Anlagebereiche abgebaut. Im nächsten Schritt werden alle Gebäude freigeräumt und alle kontaminierten Teile entfernt. Das sind 1,5 bis 3 Prozent der gesamten Abrissmasse. Dann folgt der konventionelle Abriss der Gebäude. In Deutschland wurden bereits zwei Anlagen in Bayern vollständig abgebaut.

Quelle: NORDSEE-ZEITUNG vom 26.08.2015 von Birgitta von Gyldenfeldt

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