BI Driftsethe

Bürger-Initiative gegen die Bauschuttdeponie in Driftsethe

Lagerhalle stößt auf Ablehnung

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Das Kernkraftwerk Unterweser in Kleinensiel soll abgerissen werden, ein Zwischenlager muss her.

Darum geht es in der kommenden Woche bei einem Erörterungstermin, zu dem auch die Kommunen im Cuxland Stellungnahmen abgegeben haben.

Das Kernkraftwerk Unterweser in kleinensiel in der Abenddämmerung. Der Rückbau der stillgelegten Anlage steht im Mittelpunkt eines Erörterungstermins, der am Dienstag in Rodenkirchen beginnt. Foto Wagner

Das Kernkraftwerk Unterweser in kleinensiel in der Abenddämmerung. Der Rückbau der stillgelegten Anlage steht im Mittelpunkt eines Erörterungstermins, der am Dienstag in Rodenkirchen beginnt. Foto Wagner

Mehr als 1000 Einwendungen, viele davon auf Sammellisten, müssen besprochen werden, wenn am kommenden Dienstag, 23. Februar, in der Rodenkircher Markthalle unter der Federführung des niedersächsischen Umweltministeriums der Erörterungstermin zum Rückbau des Kernkraftwerkes Unterweser und des damit verbundenen Baus eines Zwischenlagers für schwach und mittelradioaktive Abfälle beginnt. Auf dieser Weserseite haben Loxstedt, Beverstedt und Hagen Stellungnahmen abgegeben, die erörtert werden.

In dem Genehmigungsverfahren konnten vor der Beteiligung der Öffentlichkeit alle Behörden des Bundes, der Länder, der Gemeinden und der sonstigen Gebietskörperschaften, deren Zuständigkeitsbereich berührt wird, Stellung nehmen. Nach Angaben des Umweltministeriums haben sich zwei Landkreise und elf Städte beziehungsweise Gemeinden zu den Plänen von Eon Kernkraft GmbH geäußert.

Abbruch wird begrüßt
Dabei ist eine fast einheitliche Meinung festzustellen. Der geplante Abriss des Kernkraftwerks Unterweser wird allgemein begrüßt, wenn dieser unter größtmöglichen Sicherheitsstandards vorgenommen werde. Lediglich die Gemeinde Hagen verlangt, das Kraftwerk nicht abzureißen, sondern durch eine Betonglocke zu versiegeln, wenn die Brennelemente entfernt sind.

Arge Bauchschmerzen hat die Kommunalpolitik links und rechts der Weser allerdings mit dem Bau des Zwischenlagers, in dem radioaktive Abfälle, die beim Abriss entstehen, gelagert werden sollen. Eigentlich sollten die im Schacht Konrad, einem stillgelegten Erzbergwerk bei Salzgitter, deponiert werden, doch die Fertigstellung der Anlage, deren erste Planungen bereits drei Jahrzehnte zurückreichen, dürfte sich noch um einige Jahre verzögern.

Zwei Lagerhallen gibt es bereits auf dem Gelände des Kernkraftwerks. Die erste ist ein Fasslager, in dem sich behandelte Abfälle befinden, die keine Wärme entwickeln. Sie stand in den achtziger Jahren in den Schlagzeilen, nachdem in Fässern, die im belgischen Atomforschungszentrum Mol verarbeitet worden waren, heimlich hochradioaktives Plutonium beigemischt worden war. Einige dieser Fässer wurden auch in Kleinensiel abgestellt.

Im Juni 2007 wurde das Zwischenlager für abgebrannte Brennelemente in Betrieb genommen, nachdem die Bundesregierung der Wiederaufarbeitung von Brennstäben im Ausland ein Ende gesetzt hatte. Derzeit befinden sich 26 Castorbehälter mit Brennelementen in dieser Halle. 80 Stellplätze stehen zur Verfügung.

In unmittelbarer Nähe dieser zwei Hallen soll nun das Lager Unterweser (Luna) für schwach bis mittelradioaktive Abfälle entstehen. Die sollen nach den Endlagerbedingungen für den Schacht Konrad so lange deponiert werden, bis Deutschland eine Endlagerstätte für Atommüll fertiggestellt hat.

Standortfremde Abfälle
Allerdings will Eon Kernkraft maximal 20 Prozent der Lagerfläche auch für standortfremde Abfälle beanspruchen. Das wird von den Kommunen abgelehnt. Die Stadt Nordenham fordert beispielsweise, dass das Zwischenlager nicht überdimensioniert wird. Es dürfe nur Abbruchmaterial aus Kleinensiel und nicht von anderen Eon-Kraftwerkstandorten eingelagert werden. Zudem dürfe dieses Lager keinesfalls zu einem Endlager werden. Der Landkreis Wesermarsch verlangt, die Betriebsgenehmigung für die Lagerstätte auf maximal 25 Jahre zu begrenzen. Das ist auch Loxstedts parteilosem Bürgermeister Detlef Wellbrock wichtig. Es müsse gewährleistet sein, dass das Zwischenlager nicht durch wiederholte Verlängerung der Genehmigung zum provisorischen Endlager werde.

W eil davon auszugehen sei, dass auf dem Kraftwerksgelände über Jahrzehnte radioaktives Material lagern wird, wollen die Kommunen einen besseren Hochwasserschutz. So sagt Dr. Volker Strass, Ratsmitglied der Grünen in Loxstedt und von Beruf Diplom-Ozeanograf: „Die Pläne berücksichtigen den Meeresspiegelanstieg, der im Zuge der globalen Erwärmung auf uns zukommt, überhaupt nicht.“ Würde man das einkalkulieren, müsste das Zwischenlager auf einer Wurt von mindestens acht Metern Höhe über Normalnull stehen.

Auch die Folgen möglicher terroristischer Anschläge wollen die Kommunen stärker gewichtet sehen. Laut Eon-Antrag soll das neue Zwischenlager für Druckwellen bis zu 0,16 bar ausgelegt werden. Zu wenig, sagt die Stadt Nordenham. „Hier ist vor dem Hintergrund der aktuellen terroristischen Bedrohung nachzubessern und die Standsicherheit auch für Druckwellen von 0,45 bar zu gewährleisten.“

Seltenes Ereignis
Und weiter: „Die radiologischen Auswirkungen eines Flugzeugabsturzes mit Treibstoffbrand wurden als seltenes Ereignis rechnerisch untersucht. Dabei wurde der Absturz einer schnell fliegenden Militärmaschine angenommen. Der absichtlich herbeigeführte Absturz einer Verkehrsmaschine mit wesentlich höheren Treibstoffvorräten wird nicht berücksichtigt. Gleiches gilt für den Beschuss mit militärischen Waffen.“

Das Kernkraftwerk Unterweser ist auf den ersten Blick eine ganz normale Industrieanlage. Bis auf vier Bereiche, die in diesem Übersichtsplan farbig markiert sind. Denn in denen wird mit radioaktivem Material hantiert. Beim jetzt anstehenden Erörterungstermin geht es um die Entsorgung des Reaktorgebäudes und des dazu gehörenden Hilfsanlagengebäudes (ZCO). Radioaktiv belastete Abfälle sollen in einer neu zu errichtenden Lagerhalle (ZV4) untergebracht werden, weil das Endlager Schacht Konrad noch nicht zur Verfügung steht. Bereits vorhanden ist das Fasslager (ZL6) mit bearbeiteten Abfällen und das Zwischenlager (ZV1), in dem derzeit 26 Castorbehälter mit abgebrannten Brennelementen deponiert werden. Grafik Eon Kernkraft

Das Kernkraftwerk Unterweser ist auf den ersten Blick eine ganz normale Industrieanlage. Bis auf vier Bereiche, die in diesem Übersichtsplan farbig markiert sind. Denn in denen wird mit radioaktivem Material hantiert. Beim jetzt anstehenden Erörterungstermin geht es um die Entsorgung des Reaktorgebäudes und des dazu gehörenden Hilfsanlagengebäudes (ZCO). Radioaktiv belastete Abfälle sollen in einer neu zu errichtenden Lagerhalle (ZV4) untergebracht werden, weil das Endlager Schacht Konrad noch nicht zur Verfügung steht. Bereits vorhanden ist das Fasslager (ZL6) mit bearbeiteten Abfällen und das Zwischenlager (ZV1), in dem derzeit 26 Castorbehälter mit abgebrannten Brennelementen deponiert werden. Grafik Eon Kernkraft

Zahlen und Daten
April 1971: Antrag der Nordwestdeutschen Kraftwerke AG und der Preussen Elektra AG auf Errichtung und Betrieb des Kernkraftwerks Unterweser
18. Juni 1971: Bei der Kraftwerk Union wird unter der Voraussetzung der behördlichen Genehmigung ein schlüsselfertiges Kernkraftwerk bestellt.
1972: Erste atomrechtliche Teilgenehmigung und damit Baubeginn der Anlage
September 1978: Erteilung der Teilbetriebsgenehmigung, erste Stromeinspeisung ins öffentliche Netz
September 1979: Beginn des kommerziellen Leistungsbetriebes
1980/1981/1993: Das Kernkraftwerk Unterweser wird Produktions-Weltmeister.
März 1982: Erteilung der Dauerbetriebsgenehmigung
August 1989: Erzeugung der 100-milliardsten Kilowattstunde
September 2000: Erzeugung der 200-milliardsten Kilowattstunde
September 2003: atomrechtliche Genehmigung zur Errichtung des Zwischenlagers
Juni 2004: Baubeginn des Zwischenlagers für abgebrannte Brennelemente
Juni 2007: Inbetriebnahme des Zwischenlagers
30. Juni 2011: Das Kernkraftwerk verliert die Berechtigung zum Leistungsbetrieb.

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Schicht im Schacht Konrad?

Der Schacht Konrad bei Salzgitter: Die Fertigstellung des Endlagers lässt weiterhin auf sich warten. Foto Spata

Der Schacht Konrad bei Salzgitter: Die Fertigstellung des Endlagers lässt weiterhin auf sich warten. Foto Spata

Die Ablehnung des Schachts Konrad als Atommülllager wird immer größer. Viele Gemeinde- und Stadträte aus dem südöstlichen Niedersachsen, darunter Braunschweig und Salzgitter, haben im Verlauf des vergangenen Dezembers Resolutionen gegen die geplante Deponie verabschiedet. „Nach dem heutigen Stand von Wissenschaft und Technik scheidet Schacht Konrad als Lagerstätte für Atommüll aus!“, heißt es beispielsweise in einem Appell des Braunschweiger Stadtrats an den Bund und das Land Niedersachsen. Der Schacht liege in einer wasserführenden Schicht. Zudem sollten die radioaktiven Abfälle den Planungen zufolge so eingelagert werden, dass sie nicht zurückgeholt werden können. Außerdem seien zu Schacht Konrad keine Standort-Alternativen geprüft worden, kritisiert der Stadtrat. Bereits im Frühjahr des vergangenen Jahres hatten rund 70.000 Menschen aus Salzgitter und Umgebung die Einwendung „Konrad stoppen – statt erweitern“ unterschrieben. Aufgerufen dazu hatte ein Aktionsbündnis aus der Stadt Salzgitter, der Industriegewerkschaft Metall, dem Landvolk und der atomkraftkritischen Arbeitsgemeinschaft Schacht Konrad. Das Bundesamt für Strahlenschutz baut das frühere Eisenerzbergwerk Konrad derzeit zum nationalen Endlager für schwach und mittelradioaktive Abfälle um. Es ist für bis zu 303.000 Kubikmeter Atommüll genehmigt. Weil aber in Deutschland nach neuen Berechnungen doppelt so viele Abfälle dieser Kategorie anfallen, hat die Bundesregierung inzwischen eine Vergrößerung des Endlagers nicht ausgeschlossen

Quelle: NORDSEE-ZEITUNG vom 20.02.2016 von Uwe Stratmann

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