BI Driftsethe

Bürger-Initiative gegen die Bauschuttdeponie in Driftsethe

Kritik am Deponie-Betrieb

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Bürgerinitiative will Müllverbrennungs-Produkte unter Tage lagern – Kontra von Amt und Betreiber

SPECKENBÜTTEL. Die Bürgerinitiative „Keine Erweiterung Grauer Wall“ (BIKEG) äußert neue Kritik an der Mülldeponie in Speckenbüttel. Sie hat Recherchen zu auf der Deponie abgeschütteten Filterstäuben und Filterkuchen veröffentlicht. Diese Ablagerungen seien womöglich für erhöhte Bleibelastungen im angrenzenden Wohngebiet verantwortlich. Die BIKEG stellt daher mehrere Forderungen.

Dieses Bild von 2013 stammt laut BIKEG aus den Akten der Gewerbeaufsicht und zeigt die Anlieferung von giftigem Filterstaub auf dem Grauen Wall. Dieser Staub wird derzeit nicht mehr auf der Deponie gelagert, die BIKEG fürchtet aber, dies könne wieder passieren. Foto BIKEG/Gewerbeaufsicht

Dieses Bild von 2013 stammt laut BIKEG aus den Akten der Gewerbeaufsicht und zeigt die Anlieferung von giftigem Filterstaub auf dem Grauen Wall. Dieser Staub wird derzeit nicht mehr auf der Deponie gelagert, die BIKEG fürchtet aber, dies könne wieder passieren. Foto BIKEG/Gewerbeaufsicht

Was Filterstäube und Filterkuchen eigentlich sind, das erklärt BIKEG-Vorstandsmitglied Ernst Baran: „Bei der Verbrennung von Müll entsteht nicht nur hochbelastete Schlacke, die Schwermetalle und weitere giftige Bestandteile enthält. Es entstehen auch flüchtige Verbrennungsprodukte wie Gase, in denen ebenfalls jede Menge gefährliche Schadstoffe stecken. Daher müssen beim Betrieb einer Müllverbrennungsanlage Abgase gereinigt werden. Dies geschieht im Wesentlichen auf zweierlei Weise: durch Nasswäsche und Elektrofilter.“

In der Nasswäsche, sagt Baran, entstehe ein Schlamm mit den entsprechenden gefährlichen Inhaltsstoffen, der zu sogenannten Filterkuchen gepresst werde. „Und im Elektrofilter werden Stäube mittels elektrostatischer Aufladung abgeschieden. Dabei entsteht Filterstaub, der wegen Inhaltsstoffen wie Blei und Cadmium extrem giftig ist.“ Diesen Staub einfach auf der Deponie abzukippen, sei daher brandgefährlich. Bis Ende 2013 sei auf dem Grauen Wall so verfahren worden. Dass die Behörden das gebilligt hätten, findet Baran unverantwortlich. Er befürchtet, der Staub könnte wiederkommen.

„Denn“, sagt Baran, „als die Gewerbeaufsicht nachgefragt hat, ob vorgesehen sei, in Zukunft wieder Filterstäube auf dem Grauen Wall abzulagern, wurde dieses Thema vom Deponie-Betreiber – der Bremerhavener Entsorgungsgesellschaft (BEG) – zum Betriebsgeheimnis erklärt.“ Und Baran kritisiert weiter.

„Die Filterkuchen werden ja nach wie vor auf dem Grauen Wall abgelagert“, sagt er. „Deren regelmäßige Untersuchung auf ihre Inhaltsstoffe nimmt die BEG heutzutage einmal pro Jahr vor, früher tat sie das vermutlich öfter. Kein Wunder!“

„Denn diese Aufgabe kostet ja Geld und könnte unangenehme Folgen haben, wenn sich dabei zeigt, dass Grenzwerte nicht eingehalten werden“, sagt der BIKEG-Vorstand. „Das Umweltschutzamt Bremerhaven sollte deshalb besser die Kontrolle selbst übernehmen und diese nicht dem Deponie-Betreiber überlassen.“ Ernst Baran verlangt noch mehr.

BEG widerspricht
„Die Filterkuchen sollten der Sicherheit wegen am besten unter Tage gelagert werden“, sagt er. „Und um solche Fragen diskutieren zu können, fordern wir endlich die Einrichtung des Deponie-Beirates, von dem die Politik schon seit einem Jahr redet.“

Stellung zu diesen Forderungen bezieht auf Nachfrage der NORDSEE-ZEITUNG Stefan Ketteler, der BEG-Geschäftsführer: „Wir gehen davon aus, dass mit ,Filterkuchen‘ der Pressschlamm aus der Abwasserbehandlung gemeint ist. Bezüglich der Häufigkeit der Untersuchungen hat es in den letzten Jahren keine Veränderung gegeben.“ Die Ablagerung der Kuchen erfolge nach den geltenden rechtlichen Bestimmungen. „Eine Ablagerung unter Tage führt zu keiner weitergehenden Verbesserung.“ Und was ist mit den Filterstäuben?

Lutz Becker, Umweltschutzamt Foto Rabbel

Lutz Becker, Umweltschutzamt Foto Rabbel

„Derzeit erfolgt keine Ablagerung dieser Stoffe auf der Deponie Grauer Wall“, sagt Ketteler. „Sofern sich diesbezüglich Veränderungen ergeben sollten, wird die BEG im Vorfeld darüber informieren, unter anderem über die Presse sowie den beabsichtigten Deponie-Beirat.“ Der werde bald seine Arbeit aufnehmen, kündigt Lutz Becker an, der Leiter des Umweltschutzamtes.

„Die Abstimmungen zum Deponie-Beirat sind so gut wie abgeschlossen“, sagt er. „Eine Geschäftsordnung wird voraussichtlich in Kürze vorliegen.“ Er äußert sich auch zu den weiteren BIKEG-Forderungen.

Zum Ruf nach einer Kontrolle der Filterkuchen durch das Amt sagt er: „Das sieht das Gesetz nicht vor. Abfallentsorger müssen den Müll, den sie produzieren, in ganz Deutschland selbst analysieren und das auch bezahlen. Wir können die Kosten nicht übernehmen, das wäre für den Steuerzahler viel zu teuer.“ Und eine Lagerung der Kuchen unter Tage hält Becker für unangebracht.

Amt weist Forderung zurück
„Die BEG hat eine Genehmigung, die Kuchen auf der Deponie abzulagern“, sagt er. „Dort wird dafür gesorgt, dass keine Schadstoffe in die Umgebung gelangen können, was unser Emissionsmessprogramm beweist.“
Die komplette BIKEG-Schrift zu Filterstäuben und -kuchen steht im Netz: bit.ly/2bjX6R

Quelle: NORDSEE-ZEITUNG vom 17.08.2016 von Christopher Beschnitt

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