BI Driftsethe

Bürger-Initiative gegen die Bauschuttdeponie in Driftsethe

Wohin mit dem AKW-Schutt?

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BUND Elbe-Weser lehnt mögliche Entsorgung auf geplanter Deponie in Driftsethe entschieden ab

DRIFTSETHE. Berge von Beton und Stahl fallen an, wenn die stillgelegten Atommeiler abgerissen werden. Dieser Bauschutt darf aber nicht auf einer herkömmlichen Deponie landen. Das fordert Bernd Quellmalz, Geschäftsführer der BUND-Regionalgruppen in der Elbe-Weser-Region. Hintergrund sind der bevorstehende Abriss des AKW Unterweser und der geplante Bau einer Bauschutt-Deponie in Driftsethe.

Für das Umweltministerium in Hannover steht fest, dass das Atomkraftwerk Unterweser in Esenshamm abgerissen werden soll. Derzeit werden dort die Einwendungen gegen den Abriss geprüft. Noch sei unklar, wann mit einer Entscheidung zu rechnen ist, heißt es. Foto Wagner

Für das Umweltministerium in Hannover steht fest, dass das Atomkraftwerk Unterweser in Esenshamm abgerissen werden soll. Derzeit werden dort die Einwendungen gegen den Abriss geprüft. Noch sei unklar, wann mit einer Entscheidung zu rechnen ist, heißt es. Foto Wagner

„Wir sehen den Plänen des Landes mit großer Sorge entgegen“, betonte Quellmalz, der den Naturschutzverband BUND zwischen Elbe und Weser seit einem Dreivierteljahr hauptamtlich vertritt. Im Umweltministerium in Hannover wird derzeit mit Hochdruck an einer Verfügung gearbeitet, mit der das Atomkraftwerk Unterweser, das seit 2011 vom Netz ist, abgerissen werden kann.

Nach Ansicht des BUND sind aber noch viele Fragen offen. Zum einen betrachtet der Naturschutzbund die Einlagerung von eigenen, aber auch fremden radioaktiven Abfällen auf dem AKW-Gelände sehr kritisch und vermisst eine verbindliche Festlegung der Laufzeit für das Zwischenlager, was dort entstanden ist. Zum anderen vermisst der BUND eine Lösung für die schwach radioaktiven Abfälle, die beim Abriss anfallen. Dazu zählen die fast 200.000 Tonnen Bauschutt, die für den Betreiber wie für das Land als frei gemessen und damit nicht verstrahlt gelten.

»Wir sehen den Plänen des Landes mit großer Sorge entgegen. Die Alternativen zum Abriss des AKW Unterweser müssen geprüft werden. «
Bernd Quellmalz, Geschäftsführer des BUND im Elbe-Weser-Raum

Strahlung ist Strahlung, sagt BUNDGeschäftsführer Bernd Quellmalz – auch wenn sie geringer ist als zehn Mikrosievert. Foto Hansen

Strahlung ist Strahlung, sagt BUNDGeschäftsführer Bernd Quellmalz – auch wenn sie geringer ist als zehn Mikrosievert. Foto Hansen

„Alle Teile, die eine Strahlung von weniger als zehn Mikrosievert aufweisen, gelten als nicht radioaktiv. Sie können überall landen, im Straßenbau oder auf einer Deponie“, warnt Quellmalz. Dabei strahlten auch diese Teile noch, wenn auch minimal. Der Grenzwert sei von der Internationalen Atomenergiebehörde willkürlich festgelegt worden. „Es gibt 300 verschiedene radioaktive Stoffe, fünf davon werden gemessen. Und wenn die unter 10 Mikrosievert liegen, gilt das als frei von Strahlung“, schildert er.

Der BUND übt auch Kritik daran, dass das Umweltministerium keine Alternativen zum Abriss geprüft habe. So gebe es auch die Möglichkeit, das AKW durch eine Betonglocke zu versiegeln, wenn die hoch radioaktiven Brennelemente entfernt sind (so genannte Einsargung). Geprüft werden könnte auch, das AKW zumindest 30 bis 40 Jahre zu versiegeln, damit die Rest-Strahlung abklingen könnte. Oder man könnte den schwach radioaktiven Abfall auf dem AKW-Gelände lagern.

Vor dem Hintergrund des AKW-Abrisses ist dem BUND die geplante Bauschutt-Deponie des Abbruchunternehmers Bodo Freimuth bei Driftsethe ein besonderer Dorn im Auge. Der Naturschutzbund fürchtet ebenso wie die Bürgerinitiativen vor Ort, dass der frei gemessene Schutt aus dem AKW-Abriss dort landen könnte. Ob das der Fall sein wird, ist offen. Zuständig für die Entsorgung des Schutts ist der Landkreis Wesermarsch. Der verfügt auch über eine eigene Bauschutt-Deponie, in Brake-Käseburg.

Der Abriss des AKW Stade, der bereits seit 2005 in Gang ist, zeigt aber, dass es nicht einfach ist, den Bauschutt aus den Atommeilern loszuwerden. Der Schutt aus Stade wurde nach Auskunft des BUND zunächst auf einer Deponie in Schneeverdingen untergebracht, bis der dortige Landrat das 2011 stoppte. Ab 2014 dann ging er nach Sachsen, nach Grumbach im Erzgebirge. Aber auch dort wurde die Einlagerung nach Bürgerprotesten gestoppt.

Quelle: NORDSEE-ZEITUNG vom 22.04.2017 von Inga Hansen

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