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7.000 Tonnen Schrott kreisen um die Erde

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Raumfahrtsparte von Airbus DS entwickelt Bergungssysteme

BREMEN. 7.000 Tonnen Schrott kreisen um die Erde. Im All. In den Umlaufbahnen in einigen hundert Kilometern Höhe. Ein zerlegter Eiffelturm. Mehr als 750.000 Teile, die einen Zentimeter und größer sind – und 5.000, die größer als einen Meter sind. Experten der europäischen Raumfahrtagentur Esa sprechen von „fliegenden Geschossen“.

Foto/Graphik esa

Die Raumfahrtsparte von Airbus Defence & Space (DS) in Bremen ist an der Entwicklung von Bergungssystemen für Weltraumschrott im Auftrag der ESA und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) beteiligt. Projektleiter ist Detlef Wilde, zuständig für Robotik und autonome Systeme. Er sagt: „Die Gefahr für die Raumfahrt ist größer als für die Erde.“

Ganz kleine Asteroiden und Meteoriten fallen täglich auf die Erde herunter. Auch sie zählen zu den vielen tausend Objekten, die in niedrigen Umlaufbahnen (bis 1.000 Kilometer) umherschwirren. Hinzu kommen ebenjene „menschlich geschaffenen Objekte“, sagt Wilde.
Überbleibsel aus sechs Jahrzehnten Raumfahrt, seit dem Start von „Sputnik“ 1957. Kleinstteile zählen dazu, ausgebrannte Raketenoberstufen, Trümmerteile und ganze Satelliten, die längst außer Betrieb sind. „Unser Problem sind vor allem die Altlasten und die Fehlschläge“, sagt Wilde.

Der Weltraummüll in den niedrigen Umlaufbahnen verglüht irgendwann beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre. Bei einem kaputten Satelliten, der aus 400 Kilometern Höhe herabfällt, dauert es bis dahin ein Jahr. Gerät er in einer Höhe von 800 Kilometern aus der Umlaufbahn, dauert der Absturz schon 100 Jahre, sagt der Bremer Airbus-Mann. Die lange Verweildauer im All ist dementsprechend ein großes Problem. In den sonnensynchronen Orbit, wo Erdbeobachtungssatelliten unterwegs sind. Oder noch höher im geostationären Orbit (36.000 Kilometer Höhe), wo größere Schrottwolken Fernsehsatelliten gefährden könnten.

2.300 Fragmente
Wie hoch ist die Gefahr? Man könne nicht ausschließen, dass etwas passiert, sagt Wilde. Aber es geht darum, das Risiko zu minimieren. 2009 sind der US-Satellit Iridium 33 und die ausgemusterte russische Sonde Kosmos 2251 im All zusammengestoßen. Der Crash hat rund 2.300 Fragmente hinterlassen, die größer als zehn Zentimeter sind. Kollisionen erhöhen die Schrottdichte im All. Die Zahl der Trümmerteile von mehr als zehn Zentimetern Größe ist jedenfalls seit 1993 von rund 7.000 auf mehr als 18.000 gewachsen. Die internationale Raumstation (ISS) hat bereits mehr als 25 Ausweichmanöver geflogen, um Schrottteilen auszuweichen.

Das Problem ist erkannt. Satelliten und Trägerraketen, die jetzt in den Orbit geschossen werden, dürfen keinen neuen Weltraummüll produzieren, „um künftigen Generationen den Zugang zum Weltraum zu sichern“, heißt es bei Airbus D&S. So sollen weniger resistente Werkstoffe wie Aluminium bei der Konstruktion großer Objekte Titan und Edelstahl ersetzen. „Es gibt strenge Vorschriften“, sagt Wilde. Auch sollen Strategien für die Stilllegung ausgedienter Satelliten entwickelt werden. Große Trümmerteile sollen aus den Erdumlaufbahnen entfernt und das All gesäubert werden.

Im ersten Halbjahr 2018 soll die außer Kontrolle geratene chinesische Raumstation „Tiangong-1“ auf die Erde stürzen. Noch befinde sich die Altlast in 300 Kilometern Höhe. Wo er genau landet, lässt sich erst ein bis zwei Tage vor der Landung sagen. Nach den Regeln der Wahrscheinlichkeit landen die Trümmerteile im Ozean oder auf unbewohntem Gebiet.

Quelle: NORDSEE-ZEITUNG vom 22.07.2017 von Jörg Esser

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