BI Driftsethe

Bürger-Initiative gegen die Bauschuttdeponie in Driftsethe

Schatzgrube soll Formen annehmen

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Naherholung statt Deponie: Hagen treibt Bau der Sand-Erlebniswelt voran – Startschuss fällt, sobald der Förderbescheid da ist

DRIFTSETHE. Im Kampf gegen die geplante Bauschutt-Deponie in Driftsethe macht die Gemeinde Hagen nun Nägel mit Köpfen. Noch in diesem Jahr, so hofft Bürgermeister Andreas Wittenberg, soll mit dem Bau der Aussichtsplattform der Startschuss für die „Schatzgrube Weißenberg“ fallen, das Naherholungsgebiet, das die Gemeinde in unmittelbarer Nachbarschaft zum angedachten Deponie-Gelände plant.

So soll die geplante Sand-Erlebniswelt am Weißenberg, an der Kreisstraße 51 zwischen der Autobahn 27 und Driftsethe, einmal aussehen. Grafik Gausmann/Quelle Gemeinde Hagen

„Der Ball liegt jetzt beim Amt für regionale Landesentwicklung. Wir haben unseren Antrag auf Fördermittel aus dem Leader-Programm eingereicht“, sagt der parteilose Verwaltungschef. Sobald der bewilligt ist, will die Gemeinde loslegen. Die Hagener demonstrieren damit auch, dass sie es mit ihren Plänen für das zum Teil noch als Sandkuhle genutzte Gelände an der Kreisstraße 51 ernst meint. „Wir werden dort eine Erlebniswelt rund ums Thema Sand schaffen“, verspricht Wittenberg. Schließlich habe man im Frühsommer bereits den Parkplatz neu gestaltet.

So manch einer dürfte schon daran gezweifelt haben. Schließlich ist es fast eineinhalb Jahre her, dass die Gemeinde grünes Licht für ihre Bauleitplanung bekommen hat. Warum man in Hagen erst jetzt aktiv wird, begründet Wittenberg damit, dass die Planung für die Plattform noch mal überarbeitet werden musste, weil auch Rolli-Fahrer und Gehbehinderte einen Zugang bekommen sollen und zudem das Budget dafür auf 25 000 Euro beschränkt war. „Wir mussten das erst mal zusammenbringen.“

Kampf gegen die Deponie
Nun aber soll Schwung in den Aufbau der Sand-Erlebniswelt kommen. Ein Projekt, das Bülkauer Abbruch-, Tiefbau- und Recycling-Unternehmer Bodo Freimuth einen Strich durch seine Pläne machen könnte. Freimuth hatte deshalb auch gegen den Bebauungsplan geklagt, war aber vor Gericht gescheitert. 2008 hatte er direkt nebenan zwölf Hektar gekauft, um dort eine Bauschutt-Deponie zu errichten. Fast genauso lange kämpft ganz Hagen dagegen. Und im Rathaus wurde die alte Idee, die Sandkuhle, die nach ihrer Ausbeutung ohnehin renaturiert werden sollte, in ein Naherholungsgebiet umzuwandeln, aus der Schublade hervorgeholt.

Mittlerweile hat die Gemeinde ihre Ideen kräftig überarbeitet. Herausgekommen ist ein touristisches Vorzeigeprojekt, in dem bis 2022 aus einer schnöden Sandkuhle eine Erlebniswelt rund ums Thema Sand werden soll – mit Beachvolleyball-Platz und Barfuß-Pfad, mit Informationen darüber, wie sich die Natur die Sandkuhle zurückerobert, aber auch mit Boule-Feld, Grillplatz und Reitparcours. Fast 400 000 Euro sollen dafür ausgegeben werden, über die Hälfte kommt aus EU-Töpfen. Für die Förderung aus Leader-Mitteln gibt es bereits ein grundsätzliches Okay. Allerdings muss jede Baumaßnahme wie jetzt die Plattform einzeln abgesegnet werden. Und darauf wartet die Gemeinde gerade.

Ob das Naherholungsgebiet die Deponie wirklich verhindern kann, bleibt abzuwarten. Bodo Freimuth verfolgt seine Pläne unbeirrt weiter. Derzeit lässt er eine Umweltverträglichkeitsstudie für die Deponie erstellen.


Chronologie

2008 kauft Bodo Freimuth die ehemalige Sandkuhle der Firma Bunte in Driftsethe, um dort eine Deponie für Bauschutt und leicht belastete Böden zu bauen.

Einen Sturm der Entrüstung lösen die Pläne in und um Hagen aus. Zwei Bürgerinitiativen formieren sich. Im Rathaus reaktiviert man den Plan, den Weißenberg zum Naherholungsgebiet zu machen. Das Kalkül: In direkter Nachbarschaft dazu könne eine Deponie kaum genehmigt werden.

Die Bauleitplanung bringen die Hagener Ende 2009 auf den Weg. Außerdem erlässt der Rat eine Veränderungssperre für die Kuhle.

Freimuth kontert: Der Bauunternehmer ruft Anfang 2010 das Oberverwaltungsgericht (OVG) Lüneburg an, das klären soll, ob der Ratsbeschluss rechtens ist.

Der Kreistag schlägt sich im Juni 2010 auf die Seite der Hagener. Man sehe keinen Bedarf für eine Bauschutt-Deponie im Kreis.

Im August 2013 kippen die Lüneburger Richter den Bebauungsplan „Schatzgrube Weißenberg“. Im Hagener Rathaus kündigt man die Überarbeitung an.

Sommer 2014: Die Gemeinde legt die zweite Version des Bebauungsplans „Weißenberg“ vor. Nur wenige Monate später, Anfang 2015, wird er beschlossen.

Freimuth zieht erneut vors Verwaltungsgericht, um den Bebauungsplan anzufechten. Außerdem stellt er im März 2015 nun auch formell den Antrag auf die Bauschutt-Deponie beim Gewerbeaufsichtsamt in Lüneburg.

Über 1000 Einwände gegen die Deponie gehen nach der Auslegung im Mai 2015 in Lüneburg ein. Die Folge: Der Unternehmer gibt eine groß angelegte Umweltverträglichkeitsstudie in Auftrag, an der bis heute gearbeitet wird.

Mai 2016: Die Lüneburger Richter erklären den überarbeiteten Bebauungsplan für rechtmäßig.

Quelle: NORDSEE-ZEITUNG vom 03.11.2017 von Inga Hansen

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