BI Driftsethe

Bürger-Initiative gegen die Bauschuttdeponie in Driftsethe

Ab 2034 kommen die Bagger

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Bürgerdialog zum Rückbau des Kernkraftwerks: Forum mit verschiedenen Interessensvertretern

BRAKE. Der Rückbau des Kernkraftwerks Unterweser wird die Region mehr als ein Jahrzehnt beschäftigen. Was ist mit der Sicherheit der Bürger? Wo bleiben Brennelemente und Bauschutt? Und: Was kommt danach? Solche Fragen soll der Bürgerdialog Wesermarsch beantworten. Zum ersten Mal gab es dazu ein Forum. Dabei zeigte sich auch: Das Thema birgt Streitpotenzial.

Das Kernkraftwerk in Kleinensiel in der Wesermarsch steht vor dem Rückbau. Das wird die Region mindestens 15 Jahre beschäftigen. Foto Wagner/dpa

Der Teilnehmermix im Kreishaus in Brake reichte von Kreislandvolk über Touristiker und Wirtschaftsförderung bis hin zu Gewerkschaftsbund und Unternehmensvereinigung. Naturschützer, die Aktion Z und der Arbeitskreis Wesermarsch saßen ebenfalls im Kreishaus am Tisch. Auch Jörg Gosse von der Gemeinde Loxstedt hatte sich auf den Weg nach Brake gemacht: „Uns interessiert der Ablauf. Wir wollen gewappnet sein, wenn Fragen kommen.“

Das erste Forum sollte alle rund 20 Beteiligten auf einen Stand bringen. Dr. Edgar Mergel vom Bundesumweltministerium gab einen Überblick, wie Genehmigung und Rückbau ablaufen. Zurzeit sind unter anderem 21 Leistungsreaktoren in der Stilllegung, bei dreien ist sie abgeschlossen. „Es ist möglich, ein Kernkraftwerk vollständig zurückzubauen“, sagte er. Die Brennelemente für die Zwischenlagerung in Castor-Behälter zu bringen, ist aus seiner Sicht zurzeit „das Sicherste, was es gibt“.

Florian Reisenhofer, Experte für nukleare Entsorgung von der Universität Aachen, ging in seinem Vortrag auf die Strahlung ein. Er erinnerte daran, dass jeder Mensch ohnehin einer Strahlenbelastung von durchschnittlich 4.000 Mikrosievert pro Jahr ausgesetzt sei. 10 Mikrosievert kämen bei einer Zahnröntgenaufnahme zusammen. Eine längere Flugreise bringe locker das Zehnfache.

Die Dosis 10 Mikrosievert spielt deshalb eine Rolle, weil dieser Wert für das „Freimessen“ und Deponieren von Kraftwerksbauschutt die Grenze bildet. Andreas Lesch vom Landkreis Cuxhaven hatte zu Beginn des Forums die Frage gestellt, wo denn welche Stoffe aus dem Rückbau verbleiben. Schließlich sind Bürger im Kreisgebiet in Sorge, dass Bauschutt vom Kernkraftwerk bei ihnen deponiert wird. Bei einem Kernkraftwerk gelten drei Prozent als radioaktiver Abfall und rund 90 Prozent als Bauschutt.

Für Mergel sorgt der Grenzwert für einen guten Schnitt: „Das ist so weit weg von 4.000.“ Er kenne keine Deponie, wo dieser Grenzwert erreicht werde. Andreas Obermair vom Arbeitskreis Wesermarsch wetterte, das sei eine absolute Zumutung. Die Zahl sei willkürlich gegriffen und helfe den Betreibern, sich ihres Problems zu entledigen. Er will nur zwei Mikrosievert gelten lassen.

Abbruch ab 2034
Gerd Reinstrom, Leiter des zu Preussen Elektra gehörenden Kernkraftwerks auf der anderen Weserseite, berichtete, dass die Bagger nicht vor dem Jahr 2034 kommen würden. Bis dahin laufe der Rückbau. Die Technik sei bewährt; Preussen Elektra habe Erfahrungen durch Rückbauten in Würgassen und Stade. „Wir wollen unserer Verantwortung gerecht werden“, so Reinstrom. Zurzeit arbeiten rund 400 Menschen beim Kernkraftwerk, darunter Fremdarbeiter. Der technische Bereich wurde von 340 auf 185 Mitarbeiter abgebaut. „Wir sind immer noch ein großer Arbeitgeber in der Region“, so Reinstrom. Beim Rückbau rechnet er mit 100 Fremdarbeitern und in Spitzen mit 250 Mann. Das eigene Personal werde in den nächsten zehn Jahren um 100 reduziert.

Bürgerdialog Wesermarsch

› Beim Forum sitzen als Multiplikatoren Vertreter verschiedener Interessengruppen der Wesermarsch und angrenzender Gemeinden zusammen: unter anderem Wirtschaftsverbände, Gewerkschaften und Kommunalvertreter. Interessierte können die Diskussion verfolgen.
Das nächste Forum ist am Donnerstag, 15. Februar, 18 Uhr, im Kreishaus Brake. Thema: Umgebungssicherheit

› Bei den Bürgerdialogen können sich alle Bürger informieren.
Der nächste findet am Sonnabend, 3. März, von 14 bis 18 Uhr zum Thema Deponierung in der Markthalle Rodenkirchen statt.

› Mit dem Bürgerdialog will der Landkreis Wesermarsch den Menschen Gelegenheit geben, sich über den Rückbau des Kernkraftwerkes Unterweser schlau zu machen.

Quelle: Die NORDSEE-ZEITUNG vom 09.12.2017 von Ursel Kikker

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