BI Driftsethe

Bürger-Initiative gegen die Bauschuttdeponie in Driftsethe

Eine Straße wie eine Mauer

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Der Amtsdamm ist wie eine Grenze für Kinder: Zu viele Autos machen das Überqueren zum Risiko

HAGEN. Tim ist acht Jahre alt. Sein Bewegungsdrang ist groß und kennt wohl nur eine Grenze: den Hagener Amtsdamm. Die vielbefahrene Ortsdurchfahrt schneidet Hagen in zwei Teile und wirkt für den pfiffigen Achtjährigen und seinen Bruder Lennart (5) wie eine Mauer. Ihre Mutter Katrin hat sich zum Ziel gesetzt, genau das zu ändern, und denkt dabei an alle Kinder.

Die 40-Jährige forderte beim NZ-Leserstammtisch am Montagabend eine Fußgängerampel im östlichen Teil des Amtsdamms. Im alten Ortskern, wo Schulen, Geschäfte, Rathaus und Kirche liegen, gibt es eine Ampel. Aber Hagen dehnt sich aus. Neue Wohngebiete und der Gewerbepark Döhrenacker wachsen nach Osten Richtung Alte Molkerei. Der Verkehr hat zugenommen. Die eine Ampel an der etwa zwei Kilometer langen Hauptstraße allein reicht nicht mehr. Das sehen die Kommunalpolitiker genauso wie die Mutter von Tim und Lennart. Vor drei Jahren beantragte die Gemeinde eine zweite Fußgängerampel.

Im Januar 2008 wurde der Verkehr gezählt. Das Ergebnis war ernüchternd. Gezählt wurde tagsüber im Viertelstundentakt. In diesem Zeitraum rauschten zwischen 100 und 195 Fahrzeuge durch. Aber nur maximal eine Handvoll Kinder oder Erwachsener überquerte die Straße. Nicht genug, als dass die Kreisverkehrsbehörde grünes Licht für eine Ampel geben konnte. Dabei hätte die Gemeinde sogar 25000 Euro investiert.
„Zu gefährlich“

„Natürlich geht kaum jemand über diese Straße, weil es zu gefährlich ist“, sagt die Mutter. Sie hat den Versuch mit ihrem Fünfjährigen gemacht, dessen Freund auf der anderen Seite des Amtsdamms wohnt. Sie haben gewartet und gewartet, bis endlich kein Auto mehr kam. Für Katrin war danach klar, dass ihre Kinder nicht allein über diese Straße gehen können. „Du hast das verboten“, bestätigt Tim und guckt ein bisschen grimmig, weil er an Match Attax denkt, die Fußballer-Sammelkarten, die er und sein Freund sich wegen des Verbots nicht allein kaufen durften. Die Szene kann sich Johannes Schmidt, Vorsitzender des Kinderschutzbundes in Niedersachsen, lebhaft vorstellen. Sie ist nicht nach seinem Geschmack. „Kinder haben ein Recht auf Mobilität“, sagt er. „Wie sollen sie sonst ihre Umgebung erkunden?“ Schmidt bezeichnet es als entscheidend für den Lebenswert eines Dorfes, ob diese Mobilität gewährleistet ist – und zwar nicht nur für Kinder, sondern auch für die wachsende Zahl der Senioren. Er prophezeit, dass Gemeinden mit Bewegungsfreiheit für die schwachen Verkehrsteilnehmer den Wettbewerb um junge Familien gewinnen werden. Hagens Bürgermeisterin Giesela Schwertfeger (CDU) will das Thema wieder auf die Tagesordnung setzen. Die SPD wird laut Leo Mahler dabei sein.

Meine Meinung (von Barbara Fixy)
Kinder nach der Lösung fragen

Gewinnen werden die Dörfer, die ihre Wege für Kinder und Senioren ebnen. Sie werden in Zeiten demografischen Wandels den Wettbewerb um jeden Einwohner durch ihre Lebensqualität für sich entscheiden.
Die Samtgemeinde Hemmoor hat das schon jetzt erkannt. Dort ist man gerade dabei, das Tempo auf der Ortsdurchfahrt zu verringern, indem man die Straße umbaut. Bei der Planung hat man Kinder und Familien beteiligt, wie das in Niedersachsen übrigens auch gesetzlich gefordert wird. Der Kinderschutzbund hat für solche Beteiligungsprojekte sogar einen Preis ausgelobt.
Hagen wäre also auf der Höhe der Zeit, wenn es den Kindern das Kommando gäbe und die Schulen zum Beispiel zum Ideenwettbewerb über das Problem Amtsdamm aufriefe. Und natürlich gehört das Thema in den Rat.

Quelle: NORDSEE-ZEITUNG vom 8. Mai 2010 (von Barbara Fixy)

[yellow_box]Anmerkung: Was hat dieser Artikel mit der Deponie zu tun? Bereits in unserer Infoveranstaltung am 12. April 2010 im Hagener Schützenhaus haben wir auf das Problem Verkehr auf dem Amtsdamm hingewiesen.
Zitat: Seit Einführung der LKW-Maut und Ausrüstung der Fahrzeuge mit Navigationsgeräten verlagert sich jedoch der gewerbliche Güterverkehr mehr und mehr auf die mautfreien Bundesstraßen mit ihren Neben- und Ausweichstrecken. Dieser Entwicklung folgend werden auch die LKW-Transporte aus den o.g. Einzugsgebieten zur Bauschuttdeponie in Driftsethe auf diesen gebührenfreien und kürzeren Strecken durchgeführt. Von den Bundesstraßen 71 und 74 wird der LKW-Verkehr zur Deponie über die Ortschaften Lunestedt, Wittstedt, Beverstedt, Stubben, Bokel, Bramstedt, und von der Landesstraße L 135 über Nesse, Hahnenknoop, Wülsbüttel und Dorfhagen in einen Trichter münden: Der Ortsdurchfahrt von Hagen. Zitat Ende.[/yellow_box]

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