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Müllvisionen

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Alles Müll, oder?! – Aufgaben und Herausforderungen für die Abfallentsorgung in den Gemeinden des Landkreises Osterholz

Es dampft ganz schön, wenn Bioabfall in Kompost umgewandelt wird. Neben Rest-, Papier- und Elektroschrott sammelt die Aso unter anderem auch Biomüll ein. Am Ende landet er als Dünger wieder in den Gärten.

Fotos Christian Kosak

Christof von Schroetter (43) 
Nach seinem Studium in Wirtschaftsingenieurwesen bewarb sich Christof von Schroetter bei der Firma Nehlsen, kurz bevor 1999 daraus der Abfall-Service Osterholz hervorging. Vom Controller entwickelte sich der gebürtige Stralsunder zunächst zum Prokuristen. 2016 wurde er zum Geschäftsführer des Entsorgungsunternehmens ernannt.

Foto Gabriela Keller

Herr von Schroetter, immer mehr Entsorgungsunternehmen digitalisieren ihre Betriebe. Einer Umfrage der Netwaste zufolge, geben 45 Prozent der Befragten bei der Abfallsortierung Robotern eine Zukunft, 35 Prozent glauben an den Einsatz von Robotern in der Abfallsammlung und bei selbstfahrenden Behältern. Welche Rolle spielen innovative Technologien für die Abfall-Service-Osterholz (Aso) GmbH – heute und in Zukunft?

Christof von Schroetter: Wir sind dabei, unsere Homepage komplett neu zu gestalten, auch in Zusammenarbeit mit dem Landkreis und den Gemeinden, sodass entsprechend auf allen Plattformen der Abfallkalender und die Standorte wie die Glascontainer-Abholstellen verfügbar sind. Im Moment ist es möglich, Sperrmüll, die Biotonne und die blaue Tonne online zu bestellen. Das werden wir sukzessiv aber erweitern. Dazu werden wir auch eine Umfrage starten, um zu sehen, was gewünscht ist. Eine App haben wir schon seit längerer Zeit. Da haben wir mittlerweile auch so um die 12.000 User; bei 115.000 Bewohnern sind das knapp zehn Prozent. Da sind wir, glaube ich, auf einem steigenden Ast. Ein aktuelles Thema ist die Digitalisierung der Fahrzeugflotte. Es ist mittlerweile möglich, dass der Disponent sieht, wo sich das Fahrzeug gerade befindet und welchen Auftrag der Fahrer zuletzt erledigt hat. Wenn beim Sperrmüll zu viel abgestellt wird, kann der Fahrer ein Foto machen. Das ist in der nächsten Sekunde bei der Verwaltung. Insofern bringt die Technologie, Arbeitserleichterung und mehr Möglichkeiten auf Kundenwünsche einzugehen. In Schweden gibt es sogar schon Mülltonnen, die zum richtigen Zeitpunkt selbstständig an die Straße fahren. Ob das alles Dinge sind, die sich umsetzen lassen, müssen wir abwarten. Auf jeden Fall ist in diesem Bereich jede Menge Musik drin.

Inwiefern sehen Sie die immer knapper werdenden Ressourcen als eine Herausforderung an?
Das ist ein Riesen-Thema und, aus meiner Sicht, ein großes Problem. Wir hatten gerade den Earth Overshoot Day („Welterschöpfungstag“). An dem Tag haben wir die Ressourcen aufgebraucht, die innerhalb dieses Jahres auch nachwachsen können. Wenn alle leben würden wie wir Deutschen, dann bräuchten wir drei Erden. Wenn die Entwicklung so weitergeht, reicht das, was an Kupfer in der Erde liegt, vielleicht nur noch 70 Jahre. Als Abfallentsorger stehen wir am Ende der Verwertungskette und sind bemüht das, was wir bekommen, möglichst gut auch wieder recyceln zu können. Unser Elektroschrott geht an zertifizierte Entsorgungsanlagen und bleibt in Deutschland. Die Ressourcenknappheit ist ein Thema, an dem wir alle arbeiten müssen und das ist wirklich eine Herausforderung für die gesamte Gesellschaft.

Wird es in naher Zukunft eine 100-prozentige Verwertung des Abfalls geben?
Eine 100-prozentige Verwertung des Abfalls sehe ich in naher Zukunft leider nicht. Richtig gut funktioniert das bisher bei der Fraktion Glas und auch Papier. Selbst bei den normalen Metallen wie Eisen sind wir auf einem sehr guten Recyclingweg. Wenn wir uns aber den Kunststoff und die Weltmeere anschauen, ist das schon ein Thema, wo ich sage, das ist katastrophal. Recycling ist an der Stelle sehr schwierig, weil es nicht den einen Kunststoff gibt, sondern Hunderte, wenn nicht sogar Tausend verschiedene Arten. Bei einer Reihe davon funktioniert das Recycling gut, bei vielen anderen dagegen nicht. Ich sage mal, mittel- bis langfristig muss es eine 100-prozentige Verwertung geben. Man müsste eigentlich dazu übergehen, die Hersteller zu zwingen, nur noch Stoffe einzusetzen, die leicht zu recyceln und biologisch abbaubar sind. Aber das ist eine Aufgabe, die ich auf Bundes oder EU-Ebene sehe, weil wir das als kleiner Abfallentsorger im Landkreis Osterholz nicht bewerkstelligen können.

Am Wochenende feiert die Aso ihr 20-jähriges Bestehen. Wo sehen Sie das Abfallunternehmen in 20 Jahren?
Wenn ich in meinem Job bleibe, werde ich zu dem Zeitpunkt 63 Jahre alt sein. Und ich hoffe, dass die Aso genauso sattelfest ist, dass die Geschäftsmodelle und die Service-Erweiterung, die wir vorhaben, auch dann greifen, sodass wir irgendwann vielleicht wirklich mal selbstfahrende Müllwagen oder Mülltonnen sehen oder ganz andere Dinge. Wenn wir schon über Drohnen ausliefern, sammeln wir ja vielleicht auch irgendwann den Müll so ein.

Angenommen Sie hätten einen „abfallwirtschaftlichen“ Wunsch frei, was würden Sie sich wünschen?
Mein Wunsch wäre, dass darüber nachgedacht wird, wie man auf Herstellerseite Produkte so designet, dass sie gut wieder auseinandergebaut werden können und in neue Produkte einfließen können.

Das Interview führte Milena Schwoge.

Durchaus begehrt, denn aus altem Papier werden unter anderem neue Kartons gemacht.

Wertvoller Abfall: Der Elektroschrott der Aso geht an zertifizierte Entsorgungsanlagen und bleibt in Deutschland.

Anmerkung der BI: Bis auf wenige Ausnahmen fallen alle Geräte, die Strom – ob aus der Steckdose, dem Telefonkabel oder einer Batterie – für ihre Funktion benötigen, unter das „Elektro- und Elektronikgerätegesetz (ElektroG)“. Neu dabei sind zum Beispiel Pedelecs bis maximal 25 km/h, Photovoltaikmodule, Nachtspeicheröfen und Leuchten. Vorsicht bei Nachtspeicheröfen: Enthalten alte Heizkörper Asbest, müssen die Öfen fachmännisch abgebaut und verpackt werden. Die öffentlichen Sammelstellen nehmen die Heizungen mit den giftigen Fasern kostenlos entgegen. Nach vorheriger Anmeldung holen Mitarbeiter die alten Öfen auch ab. Seit dem 15. August 2018 gehören auch Produkte zum Elektroschrott, wenn sie fest verbaute elektrische oder elektronische Bestandteile enthalten. Dazu zählen Schuhe mit beleuchteter Sohle, Rucksäcke mit fest vernähter Beleuchtung, Badezimmerschränke mit fest eingebautem beleuchteten Spiegel, ein elektrisch verstellbarer Fernsehsessel oder ein Tresor mit elektrischem Schloss.

Die Mitarbeiter der Aso wissen genau, was Sperrmüll ist und was nicht. Dafür gibt es klare Regeln.

Anmerkung der BI: Sperrmüll sind solche Gegenstände , die wegen ihrer Größe oder ihres Gewichtes nicht in die Restmülltonne passen. Darunter fallen Haushaltsgeräte und Mobiliar, Gartenmöbel und Gartengeräte, die mit Haus und Garten nicht fest verbunden sind. Elektro- und Elektronikaltgeräte im Sinne des Elektroaltgerätegesetzes fallen auch unter die Regelungen der Sperrmüllabfuhr.

2017 kamen gut 74 400 Tonnen Siedlungsabfall zusammen.

 

 

 

 

 

 

 

Anmerkung der BI: Siedlungsabfall ist ein Oberbegriff für Abfälle, die nicht bei Produktionsprozessen anfallen. Zu den Siedlungsabfällen gehören Bauabfälle, Abfälle von öffentlichen Flächen (Parkabfälle, Straßenkehrricht, Marktabfälle), Haushaltabfälle (Hausmüll, Sperrmüll, Wertstoffe u.ä.), Gewerbeabfälle, Abfälle aus wasserwirtschaftlichen Maßnahmen (Klärschlamm u.ä.).

Quelle: Osterholzer Kreisblatt vom 15.08.2018 von Milena Schwoge

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