BI Driftsethe

Bürger-Initiative gegen die Bauschuttdeponie in Driftsethe

Gemeinsam gegen den Müll

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Hagener Lutz Mehrtens startet Initiative bei Facebook – Auf dem Weg zu einem „unverpackten“ Leben

HAGEN. Wenn Lutz Mehrtens im Wald spazieren geht, dann hat er immer eine Tüte dabei, um Müll aufzusammeln. Und auch sonst versucht der Finanz- und Versicherungsmakler Abfall zu vermeiden. „Wenn man eine Vision hat, fängt alles mit dem ersten Schritt an“, sagt der 43-Jährige. Jetzt hat er auf Facebook die Seite „Müllfrei-Forum“ ins Leben gerufen, um eine Bewegung zu starten.

Lutz Mehrtens möchte die Welt ein klein wenig besser machen: Auf Facebook hat er die Seite „Müllfrei-Forum“ ins Leben gerufen, um sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Foto: Brocks

„Auf dieser Facebook-Seite tauschen und sammeln wir Ideen, wie wir unsere von Konsum geprägte Welt davor retten können, immer mehr und mehr Verpackungen zu erzeugen.“ Die Müllflut belaste die Umwelt zunehmend und führe leider auch zum qualvollen Tod von Tieren. „Die Berichte über im Meer angehäuften Müll sind wohl das populärste Beispiel dafür“, sagt Mehrtens.

Ein Fernsehbericht über das toskanische Städtchen Capannori löste Lutz Mehrtens’ Engagement aus. Dort richtet sich die Abfallgebühr nach der Menge, die jeder Haushalt produziert. „Die Einwohner erhalten kostenlos Mülltüten mit integrierten Mikrochips. So wird der Ehrgeiz der Bürger geweckt.“ Innerhalb weniger Jahre wurde die Abfallmenge pro Person so um rund 40 Prozent reduziert und die Recycling-Quote auf knapp 80 Prozent gesteigert.

„Eine tolle Idee“, findet Mehrtens. Alles nachzulesen auf seiner Facebook-Seite. Dort teilt er auch regelmäßig mit, was ihn bewegt und gibt Tipps für andere Aktivisten. Sein Ziel ist, die Welt ein kleines bisschen besser zu machen. „Bequemlichkeit und Komfort sorgen für den meisten Müll“, betont der Hagener. Auch er kann sich nicht immer frei von Verpackungen machen. „Reis aus der Tüte, fertig gewürzt und in zwei Minuten zubereitet kommt auch mal bei mir auf den Tisch“, sagt er und lacht – undogmatisch, das kann man auch als Müllvermeider sein. Der Weg zu „Zero Waste“ (überhaupt kein Müll mehr) ist lang. Privat verzichte er zwar sogar auf Kaffeefilter, doch für seine Kunden hat der Finanz- und Versicherungsmakler einen Kapselautomaten im Büro stehen: „Weil es schnell geht und ich das Büro so nicht verlassen muss“, erläutert er.

Mehrtens versucht aber, möglichst müllfrei zu leben. Auf die kostenlos angebotenen Plastiktüten aus der Obst- und Gemüseabteilung verzichtet er so gut es geht, Milchprodukte wie Joghurt kauft er nur noch im Pfandglas.

Der 43-Jährige hofft auf neue Unverpackt-Läden: Die Waren werden dort in großen Glaszylindern nebeneinander aufgereiht und Kunden füllen sich so Reis, Nudeln oder Haferflocken in wiederverwendbare Gläser. „Mich ärgert, dass der unverpackte Käse an der Theke in Supermärkten meist mehr kostet, als wenn man ihn verpackt kauft.“

„Wir sollten uns selbst sensibilisieren und banale Gewohnheiten verändern“, sagt Mehrtens. „Unterwegs zu sein und nebenbei etwas zu essen oder zu trinken, liegt im Trend, verursacht aber auch jede Menge Verpackungsmüll.“ Die „to go“-Mentalität stehe im Widerspruch zum Genuss. „Ein guter Kaffee ist doch etwas, was man genießen und nicht in Eile in sich hineinschütten sollte. Leider wird das Gegenteil in vielen Fernsehserien und Filmen vorgelebt“, ist Mehrtens überzeugt.

Auch das Verschenken und Wiederbenutzen hält er für ratsam: „Wie oft schmeißen wir etwas weg, weil es uns nicht mehr gefällt. Andere Menschen könnten es aber gut gebrauchen und würden sich darüber freuen.“ Zudem hofft Mehrtens, dass sich der schwedische Trend „Plogging“, bei dem Menschen beim Joggen Müll aufsammeln, in der Region durchsetzt. Der Hagener ist sich sicher: „Gemeinsam können wir etwas erreichen.“
www.facebook.com/muellfreiforum

Quelle: Nordsee-Zeitung vom 07.09.2018 von Ann-Kathrin Brocks

Meine Tops und Flops der Woche
Von Christian Döscher

Foto: NZ


Müllsammler: Die sechsjährige Rona aus Langen ist anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Ortsverschönerungsvereins als „VIP-Gast“ gewürdigt worden. Die Kleine hatte eine Müllsammelaktion mit auf den Weg gebracht. Eine ebenso tolle Idee hatte Lutz Mehrtens aus Hagen mit seinem Müllfrei-Forum bei Facebook. Er will auf Verpackungen verzichten. Für seine Kunden macht der Versicherungsmakler aber auch eine Ausnahme, mit einem Kapselautomaten. Dogmatiker find ich ja auch blöd, aber gerade mit Kaffeekapseln über die Stränge zu schlagen, ist dann doch bedenklich. Allein in Deutschland entstanden so im Jahr 2016 rund 8000 Tonnen Verpackungsmüll. Müllfrei sieht anders aus.

Quelle: Nordsee-Zeitung vom 08.09.2018 von Christian Döscher

Ein Kommentar

  1. Zum Hintergrund:
    1. Bei SPONTANEN Besuchern ist nichts vorbereitet. Allerdings darf ich das Büro dann auch nicht mehr verlassen, um in der Küche einen Kaffee zu kochen, da ich durch meine Anwesenheit sicherstellen muss, dass der Datenschutz gewährleistet bleibt.
    2. Das kommt max. 1x/Woche vor. Alles andere ist terminiert und somit vorbereitet.
    3. Ich hätte den Kaffe-Kapsel-Automaten auch verschweigen können, doch das wäre erst recht scheinheilig.
    4. Niemand wird von heute auf morgen vom Saulus zum Paulus. Müllfrei ist das Endziel! Auf dem Weg dahin gilt:
    „Lieber improvisiert starten, als perfekt zu zögern!“

    Es sind solche Kritiken, die immer wieder Menschen davon abhalten öffentlich über Veränderungen zu sprechen, die sie gerade planen bzw. an deren Umsetzung arbeiten. Denn stets müssen sie befürchten dafür Häme zu kassieren, wenn sie MAL ihrem geäußerten Ziel/Anspruch untreu sind.

    Zur Erinnerung:
    Wir sind keine Maschinen, sondern Menschen!

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