BI Driftsethe

Bürger-Initiative gegen die Bauschuttdeponie in Driftsethe

Widerstand auf ganz breiter Basis

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AKW-Einleitungen aus Brunsbüttel in die Elbe: Bürgerinitiative fordert Transparenz und Unterstützung aus der Politik

KREIS CUXHAVEN. Der Widerstand gegen Einleitungen von kontaminiertem Wasser aus dem stillgelegten AKW Brunsbüttel in die Elbe geht weiter. Bereits im Dezember hatten tausende Bürger aus Stadt und Landkreis Cuxhaven per Unterschrift ihren Widerwillen bekundet. Klarheit, Transparenz und Unterstützung fordert der Arbeitskreis jetzt von den politisch Verantwortlichen der Region.

Gegen kontaminierte Einleitungen aus dem Atomkraftwerk Brunsbüttel wehren sich Bürger an der Niederelbe, Foto: Charisius/dpa

Landrat Kai-Uwe Bielefeld, Oberbürgermeister Dr. Ulrich Getsch, Samtbürgermeister Harald Zahrte und der Stader Landrat Michael Roesberg erhalten Post von der Initiative aus Otterndorf und Umgebung.

In ihrem Brief bitten die Vertreterinnen um Aufklärung, Information und Unterstützung. Ein breites bürgerschaftliches Bündnis haben die Sprecherinnen des Arbeitskreises, Dr. Silke Eulenstein, Dr. Gisela Penteker (beide Otterndorf) und Elke Roskosch-Buntemeyer (Cuxhaven), in dieser Sache hinter sich. Aus der Region vertreten sind IPPNW (Ärzte zur Verhütung des Atomkrieges/Ärzte in sozialer Verantwortung), die Energiegenossenschaft Otterndorf, BUND sowie SPD, FDP, CDU und Grüne.

Im Zuge des geplanten AKW Abbaus tauchen etliche weitere Fragen auf, finden die Sprecherinnen der Initiative. So kritisieren sie auch Verschleierungstaktik durch Fachchinesisch: So nenne der Betreiber Vattenfall Fachbegriffe, deren Bedeutung vielen unbekannt sein dürften. Von den Bürgermeistern und Landräten erhofft man sich nun eine Beurteilung der Auswirkungen des Eintrags in die Elbe.

Auflistung der Nuklide
Unterschiedliche Einschätzungen über die Einleitungen sowie über Folgen des Abrisses sollten auch als solche dargestellt werden. Unmissverständlich macht die Initiative deutlich, dass sie dabei nicht allein auf die Aussagen von Vattenfall vertrauen mag: „Werden uns Angaben des Betreibers des AKW präsentiert, werten wir diese als einseitig und interessengeleitet.“ Dr. Silke Eulenstein ergänzt: „Wir erwarten eine genaue Auflistung über Nuklide, die in die Elbe geleitet werden sollen.“

Die Sprecherinnen des Arbeitskreises: Silke Eulenstein und Gisela Penteker. Foto: Kramp

Besorgniserregend finden die Sprecherinnen zum Beispiel die beantragten und genehmigten Einleitungsmengen an Nukliden in die Elbe. Sie seien um den Faktor 1.000 höher angegeben als während des laufenden Betriebs des Atomkraftwerkes.

Weitere Kritikpunkte: Jede zusätzliche Strahlung könne zu Gesundheitsbeeinträchtigungen führen. Vattenfall wolle offensichtlich mit ungenügender Filterung Geld zulasten von Mensch und Umgebung beim Atomkraftwerk-Abbau sparen. Dass die Kraftwerkbetreiber Strahlungswerte von Radon – das auch in der Natur vorkommt – als Referenzwert benutzen, empfinden sie als Form der Augenwischerei. So liege die Halbwertzeit von Radon bei 3,8 Tagen, während die von Strontium sich schon auf 28,8 Jahre belaufe. Problem: Strahlende Stoffe in der Natur verhielten sich chemisch anders als in Atomkraftwerken entstandene.

Durch Uranspaltung in Atomkraftwerken, so die Ärztin Dr. Penteker, entstünden also Elemente, die in dieser Form in der Natur nicht vorkämen. „Strontium zum Beispiel hält der Körper für Kalzium und er baut es in seinen Organismus, zum Beispiel in die Knochen, ein.“ So etwas könne zur Zellzerstörung oder zu bestimmten Krebsarten führen. „Das ist vor allem gefährlich für Kleinkinder und Embryonen, bei denen die Zellteilung erhöht ist. Deswegen sollte man für Referenzwerte auch keine erwachsenen Männer nehmen.“ Die Agrarwissenschaftlerin Dr. Silke Eulenstein erläutert: „Im Gegensatz dazu wird hingegen das natürliche Radon nicht inkorporiert.“


Aktionen
› Der Rat der Samtgemeinde Land Hadeln sowie weitere Gemeinderäte haben eine Resolution gegen Einleitung von kontaminiertem Wasser aus dem stillgelegten AKW Brunsbüttel in die Elbe verfasst. Viele Bürgerinnen und Bürger unterzeichneten eine Sammeleinwendung. Gefordert wird darin die Ablehnung der Einleitungserlaubnis durch das Ministerium für Energie, Landwirtschaft, Umwelt, Natur- und Digitalisierung Schleswig-Holstein. Gefordert wird beispielsweise der Einsatz entsprechender Filtertechnik. Das haben Land Hadelns Samtgemeindebürgermeister Harald Zahrte und Dr. Silke Eulenstein aktuell auch Donnerstag erneut in einem Interview eines Fernsehteams des NDR Schleswig-Holstein bekräftigt.

Quelle: Niederelbe-Zeitung vom 19.01.2019 von Wibke Kramp

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