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Greta Thunberg: „Ohne Asperger wäre das hier nicht möglich“

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Was bewegt die 16-Jährige zu ihrem Kampf gegen den Klimawandel? Greta Thunberg erklärt im ZDF-Interview, warum ihre Krankheit der Grund für ihren Protest ist.

ZDF: Greta, Sie sind 16 Jahre alt. Manche Menschen halten Sie für zu jung, um zu protestieren. Was sagen Sie diesen Menschen?

Greta Thunberg: Denen stimme ich zu. Ich denke, ich bin zu jung, um zu handeln. Es ist absurd, dass Kinder das hier tun müssen. Aber da niemand sonst etwas tut, habe ich das Gefühl das hier tun zu müssen. Es liegt in meiner moralischen Verantwortung das zu tun, was ich kann. Manche Menschen sagen: Du bist nur ein Kind. Du hast keine Erfahrung, Menschen sollten nicht auf dich hören. Aber die Menschen müssen gar nicht auf mich hören, solange sie den Wissenschaftlern zuhören, auf die ich mich berufe. Ich spreche auch nichts Neues an. Was ich sage, sagen Wissenschaftler seit Jahrzehnten.

Umweltaktivistin Greta Thunberg spricht im ZDF-Interview darüber, wie ihre Krankheit sie im Kampf für die Umwelt vorantreibt und warum sie die Welt anders sieht als viele. Bildquelle: dpa

ZDF: Wann haben Sie vom Klimawandel erfahren?

Thunberg: Als ich das erste Mal vom Klimawandel gehört habe, war ich etwa acht Jahre alt. Ich habe davon in der Schule erfahren. Man hat mir erklärt, dass der Klimawandel von Menschen und ihrem Verhalten ausgelöst wird. Und ich dachte mir, dass das sehr merkwürdig ist. Denn eine so existenzielle Krise müsste doch das Thema Nummer eins bei jedem sein. Und dennoch wurde das Thema von niemandem angesprochen und wir haben uns auf andere Dinge konzentriert. Das habe ich nicht verstanden.

ZDF: Was haben Sie dann getan?

Thunberg: Es hat damit angefangen, dass ich damit begonnen habe das Licht zuhause auszuschalten, um Strom zu sparen. Außerdem habe ich Ladekabel aus der Steckdose gezogen. Meine Eltern haben sich dann gefragt, was ich da mache und ich habe ihnen dann vom Klimawandel erzählt.

 ZDF: Sie reden sehr offen über ihre Asperger-Erkrankung. Glauben Sie, dass es eine Verbindung zwischen Ihrer Krankheit und Ihrem Handeln gibt?

 Thunberg: Absolut! Ich denke, wenn ich kein Asperger hätte, wäre das hier nicht möglich gewesen. Ich hätte einfach weiter so gelebt und gedacht, wie jeder andere auch. Ich sehe die Welt aus einer anderen Perspektive – Schwarz und Weiß.

 ZDF: Sind Sie dadurch radikaler?

 Thunberg: Es macht mich nicht radikaler, aber es macht mich realistischer. Ich schaue mir die Statistiken an, wie stark die Emissionen zugenommen haben und um wie viel sie reduziert werden müssen. Und dann denke ich mir, okay so sieht es aus, das muss ich tun. Und mein Gewissen lässt nicht zu, nicht zu handeln. Ich muss etwas tun – ansonsten kann ich nachts nicht schlafen.

 ZDF: Sie haben in Kattowitz und Davos vor vielen mächtigen Menschen gesprochen. Hatten Sie davor Angst?

 Thunberg: Zum Glück habe ich kein Lampenfieber, was mir dabei sehr hilft. Ich denke, dass es gut ist etwas zu sagen zu haben, obwohl es manchmal schwer ist im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Weil ich bislang immer das unsichtbare Mädchen war, das in der Schule ganz hinten gesessen hat. Jetzt bin ich das nicht mehr und das ist ein großer Unterschied für mich.

 ZDF: Was muss sich ändern, um den Klimawandel aufzuhalten?

Greta Thunberg Bildqelle: dpa

Thunberg: Es ist unmöglich nur einen Punkt herauszugreifen, weil sich praktisch alles ändern muss. Aber wenn ich mir eine Sache aussuchen dürfte, dann wäre es, dass wir klar ansprechen was passiert und, dass wir damit anfangen müssen diese Krise als echte Krise zu behandeln.

 ZDF: Haben Sie Forderungen an die Mächtigen?

 Thunberg: Ich habe viele Forderungen an sie. Die Zukunft der Menschheit liegt in ihren Händen. Und sie haben die Möglichkeit alle wirtschaftlichen Interessen beiseite zu legen und gute Lebensbedingungen für die zukünftigen Generationen zu sichern. Oder sie können einfach so weitermachen und damit scheitern.

 ZDF: Überall auf der Welt folgen Schülerinnen und Schüler Ihrem Beispiel. Was denken Sie darüber?

Thunberg: Ich finde, dass es großartig ist, dass eine kleine Aktion so etwas auslösen kann. Ich glaube, dass ich den richtigen Zeitpunkt getroffen habe.


  • Greta Thunberg…

Greta Thunberg auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos Bildquelle: dpa

… begann am 20. August 2018 mit ihrem Protest unter dem Motto „Schulstreik für das Klima“ vor dem schwedischen Reichstag. Seitdem demonstriert die 16-jährige Tochter einer schwedischen Opernsängerin jeden Freitag. In zahlreichen Ländern schlossen sich Schülerinnen und Schüler den Freitags-Protesten unter dem Hashtag #fridaysforfuture an.

Abseits ihres Protests versucht Greta Thunberg ihre Lebensweise nachhaltig zu gestalten. Die Schülerin ernährt sich vegan, spart Strom und verzichtet auf das Fliegen. Im Dezember 2018 reiste sie mit einem Elektroauto zum Weltklimagipfel nach Kattowitz, sprach dort mit UN-Generalsekretär Antonio Guterres und hielt eine Rede. Im Januar 2019 fuhr sie von Schweden mit dem Zug in die Schweiz, um dort auf dem Weltwirtschaftsforum zu sprechen.

Quelle: ZDF vom 06.02.2019 von Anne Brühl

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