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Verzicht hängt eng mit dem Klimaschutz zusammen

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Fastenaktion der evangelischen Kirche

Die Fastenaktion der christlichen Kirchen ist in diesem Jahr eine für Klimaschutz und Klimagerechtigkeit. Auch im Kirchenkreis Wesermünde sind alle Menschen aufgerufen, sich zu beteiligen. Der erst am Wochenende ins Amt eingeführte neue Superintendent Albrecht Preisler erzählt im Interview mit Andreas Schoener, was er grundsätzlich von dieser Aktionsreihe hält und ob er selbst mitmachen wird.

Zwischen Karneval und Ostern verzichten nicht nur religiöse Menschen oft auf Alkohol.
Diesmal ist der Verzicht auf Plastik ein Thema. Foto: Zucchi

Brauchen wir das alle Jahre wieder: Bewusstwerdung auf Kommando? In diesem Fall: Sieben Wochen für Klimaschutz und Klimagerechtigkeit. Sollte es nicht immer so sein?
Na ja, natürlich sollte das immer so sein (lacht). Aber wir haben ja auch andere Zeiten, in denen wir uns bestimmte Sachen bewusst machen. In der Weihnachtszeit machen wir uns bewusst, wie wichtig der Frieden für die Welt und für Zuhause ist. Zum Geburtstag machen wir uns bewusst, wie wichtig uns unser Gegenüber ist. Und zum Hochzeitstag machen wir uns bewusst, wie wichtig uns die Partnerschaft ist. Deshalb ist es ganz richtig, dass wir uns in der Fastenzeit bewusst werden, dass wir Verantwortung für unsere Welt tragen.

In früheren Jahren wurde die Fastenzeit sehr oft damit in Verbindung gebracht, auf Alkohol, Zigaretten oder andere Laster verzichten zu müssen. Also: einfach gesünder Leben bis Ostern. Widerspricht sich das jetzt nicht irgendwie?
Nein, ich finde nicht. Ja, die Fastenzeit ist verbunden mit der Frage des Verzichts. Aber eben nicht aus gesundheitlichen Gründen. Es geht ja gerade bei dem Verzicht um das Einüben von religiös geprägter Verantwortung – für das eigene Leben, für die Welt und für das eigene schuldhafte Verhalten. Die Fastenaktion hat nicht nur Auswirkungen für mich, sondern auch für die Umwelt. Das Wunderbare ist doch, dass der Verzicht so eng mit dem Klimaschutz zusammenhängt.

Wie meinen Sie das?
Unser Konsum bringt es mit sich, dass die Klimabilanz der Menschen in den entwickelten Ländern oft so schlecht ist. Das, was wir essen, was wir trinken, wie wir uns fortbewegen, die ganze technische Ausstattung – genau das hat ja die verheerenden Folgen für unser Klima mit sich gebracht. Und weil andere diesen Lebensstil auch haben oder anstreben, haben wir die Folgen für das Klima weltweit. Deshalb finde ich es nur vernünftig, in diesem Zusammenhang deutlich zu machen, dass der Verzicht eine gute Möglichkeit ist, der Verantwortung für unsere Schöpfung gerecht zu werden.

Albrecht Preisler, Superintendent im Kirchenkreis Foto Privat

»Jedes einzelne Lebensmittel, das wir bewusst unverpackt kaufen, hat schon eine ganz konkrete Auswirkung. «

Können wir denn unser Leben tatsächlich im Sinne der Fastenaktion verändern? Die Grenzen sind uns doch eng gesteckt. Ich denke da nur ans Einkaufen, wo die meiste Ware plastikverpackt ist. Wir entkommen diesen Zwängen doch nicht, oder?
Das stimmt vielleicht an manchen Stellen. Aber jede einzelne Plastiktüte, auf die wir verzichten, jedes einzelne Lebensmittel, das wir bewusst unverpackt kaufen, hat schon eine ganz konkrete Auswirkung. Jeder Schritt, und sei er noch so klein, hat eine spürbare Wirkung für die Schöpfung. Solche Fastenaktionen sind deshalb so gut, weil man direkt etwas bewirken kann.

Rechnen Sie denn damit, dass es viele Leute gibt, die sich an dieser Aktion beteiligen? Es handelt sich um eine Aktion der christlichen Kirchen. Und längst ist nicht jeder Bürger in unserem Kirchenkreis christlich oder überhaupt gläubig. Muss diese Fastenaktion deshalb nicht einfach verpuffen?
Ich bin sehr zuversichtlich, dass viele Menschen mitmachen werden. Etliche Kirchengemeinden bei uns im Kirchenkreis machen schon seit Längerem mit. Der faire Handel ist in vielen Kirchengemeinden bereits etabliert. Auch bei den Energieversorgern ist vielfach schon auf ökologisch nachhaltigere Stromerzeuger umgestellt worden. Ich kenne viele Gemeindeglieder, die sich bewusst dafür entscheiden, klimagerecht einzukaufen, zu konsumieren und entsprechend zu leben.

Also ist die Fastenaktion keine geschickt getarnte Maßnahme, neue Mitglieder zu werben?
Nein, das ist sie keinesfalls. Die Bewahrung der Schöpfung ist seit jeher unser Thema. Deshalb ist diese Fastenaktion nichts Geschicktes, sondern einfach etwas Dringendes. Wir wissen, dass wir in diesen Dingen weiter aktiv bleiben müssen. Wir wissen, dass jetzt die Zeit zum Handeln ist.

Und diese Verantwortung liegt letztlich bei jedem Einzelnen?
Natürlich. Diese Verantwortung muss tatsächlich jeder Einzelne für sein Leben und für unsere Schöpfung mit übernehmen. Das ist ja das Gute: Jede und jeder kann etwas erreichen. Und gemeinsam noch mehr.

Werden Sie persönlich auch aktiv? Haben Sie sich schon eine Themenwoche ausgeguckt?
Wir versuchen, viele dieser Themen schon seit Längerem in unserem Leben unterzubringen. Kaffee und Tee zuhause sind aus fairem Handel. Wo wir es können, kaufen wir Obst und Gemüse ohne Plastikverpackung. Wir kaufen in Welt-Läden ein, wenn wir sie erreichen können. Wir bemühen uns um bewusstes Einkaufs- und Verbrauchsverhalten.

Muss die Kirche eigentlich immer solche Marksteine setzen, damit die Leute ins Nachdenken kommen?
Das ist doch eine Aufgabe der Kirche, die Leute zum Nachdenken zu bringen. Ich halte es für eine wichtige Aufgabe klarzumachen, dass das Klima Gegenstand unserer christlichen Verantwortung ist. Seit vielen Jahren setzt sich die evangelische Kirche für den Erhalt der Schöpfung ein. Ich freue mich, dass auch andere gesellschaftliche Akteure ihre Verantwortlichkeit entdeckt haben. Dann sind wir nicht die Einzigen.

Wäre es nicht viel besser, wenn sich Klimagerechtigkeit auch in Gesetzen und Verträgen niederschlagen würde?
Als Christenmenschen machen wir erst einmal das, was wir können. Wenn es ganz viele Menschen gibt, die in einem Supermarkt nach unverpacktem Obst fragen, dann kann das genau so viel Wirkung haben wie ein Gesetz.

Quelle: Nordsee-Zeitung vom 19.03.2019

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