BI Driftsethe

Bürger-Initiative gegen die Bauschuttdeponie in Driftsethe

Zur Andacht gegen die Deponie auf dem Weißenberg

| Keine Kommentare

Am 20.08.2019 mit Pastor in Ruhe Heino Hüncken und Karla Mombeck

Karla Mombeck und ich begrüßen euch zu dieser Andacht.
Anlass ist der morgige Anhörungstermin zum Planfeststellungsverfahren zur Errichtung einer Deponie hier auf dem Weißenberg. Das anstehende Verfahren zeigt das große Spannungsfeld an, das uns hier heute umgibt. In diesem Spannungsfeld hat „eine Andacht zu halten“ nichts mit demütigem Verhalten oder frommem Zurückziehen zu tun. Unsere Andacht steht in der Reihe der Treffen, wie sie zum Beispiel in Gorleben zum Auftakt der Demonstrationen stattfanden und die Menschen im Protest vereinten – über alle Konfessions- und Parteigrenzen hinweg. Es ist nicht leicht, im Kontext einer solchen Andacht das Richtige zu sagen. Aber falsch wäre das Gesagte, wenn sich keiner darüber aufregen oder ärgern würde. Wir versuchen, unser Anliegen zur Sprache und vor Gott zu bringen. Karla und ich freuen uns, dass ihr dabei seid. Heino Fromme wäre auch gern dabei, kann aber wegen einer Operation nicht dabei sein.

Die aktuelle Situation

Andacht am Weißenberg am 20.08.2019 Foto: Karla Mombeck

„Wir haben nichts in der Hand gegen die Deponie – außer uns selbst und unser Vertrauen, auf der richtigen Seite zu stehen.“ Das scheint nicht viel gegen einen Gegner – die Firma Freimuth Abbruch und Recycling GmbH – der eine große Macht in seiner Hand hat: Wir meinen damit das globale Problem der Entsorgung von nicht recycelbarem Bauschutt und Müll. Plastik im Meer und To go-Verpackungen in den Städten verstärken diese Macht. Genauso wie die Stilllegung der Atomkraftwerke. Wohin mit dem Bauschutt? Wohin mit dem Müll? Wir müssen wohl sagen: Die Natur, die Umwelt von uns Menschen, die Schöpfung Gottes stöhnt unter dem Müllberg.

Und da kommt nun eine Firma daher und sagt: Freimuth kümmert sich. Es wird Institutionen, Räte, Kommunen, Betriebe geben, die ihn stützen und damit seine Macht verstärken. Der Berg soll abgetragen werden – und hier auf dem Weißenberg soll ein neuer Berg entstehen.

Der Gegner ist stark.
Wir haben gegen ihn nichts in der Hand – außer uns selbst mit unserem Vertrauen, gegen ihn und damit auf der richtigen Seite zu stehen. Dieses Vertrauen wollen wir uns stärken lassen. Zu diesem Vertrauen wollen wir uns ermutigen lassen – wir als Einwender, die wir morgen und die nächsten Tage dem Gegner bei Würger in Uthlede gegenüber sitzen. Wir wollen uns ermutigen lassen, durch euch die ihr nicht dabei sein könnt, weil keine Einwender, aber die ihr mit uns auf der richtigen Seite stehen wollt. Das stärkt. Das erneuert den Mut.

Lied Du hast uns diese Welt geschenkt
Gott, wir danken dir, dass wir hier sein dürfen – unter deinem Himmelszelt, inmitten deiner Schöpfung. Du bist da – mitten unter uns. Wir bitten: Segne uns diese Andacht. Schenke uns Augen für deine wunderbare Schöpfung – und dafür, was wir für sie tun können und tun müssen – hier an diesem Ort, hier am Weißenberg. Amen

Wir wissen:
Wir befinden uns mitten in einem globalen Problem: Müll entsteht, Müll muss entsorgt werden. AKWs werden bundesweit abgerissen – der freigemessene Bauschutt muss gelagert werden.
Uns ist bewusst:
Es kann nicht sein, dass unser Wohlstandsmüll in arme Länder verschifft wird. Es kann nicht sein, dass Plastik unsere Meere verseucht. Aber es darf auch nicht sein, dass hier Berge von Radioaktivität in die Umgebung strahlen – bis in unsere Schatzgrube hinein. Es kling schon zynisch, dass Freimuth in seiner Begründung zum Antrag schreibt: Die aufgezeigten Freizeitangebote belegen, dass Menschen ihre Freizeit durchaus gern in unmittelbarer Nähe der Deponie verbringen. Die Anziehungskraft von Deponie-Standorten ist offenbar in der Neugierde des Menschen sowie dem Wunsch begründet, Unbekanntes und Ungewöhnliches zu entdecken, was eben gerade nicht der Alltagswelt entspricht.“ Eine solche Einschätzung des Antragstellers spricht Bände über die Einstellung zu Menschen in Driftsethe und Umzu.

Ja, die Schöpfung stöhnt unter der Last der Müllberge. Es muss etwas getan werden. Es geht so nicht weiter. Das Problem verschärft sich dadurch, dass durch den Müll Profit gemacht wird. Das profitorientierte Handeln verhindert vernünftige Lösungen – aber es liegt fast allen Entscheidungen im Problembereich Entsorgung zugrunde. So auch hier am Weißenberg – so auch hier bei Firma Freimuth und ganz sicher bei vielen anderen, die die Firma unterstützen, wir nicht sehen und die sich nicht zu erkennen geben. Entsorgung ist ein profitables Geschäft. Entsorgung ist ein vielschichtiges finanzielles, strukturelles Gegenwartsproblem inmitten der Schöpfung. Wir wollen die Deponie bei uns verhindern – Wir wollen unsere Lebensqualität nicht aufs Spiel setzen
Wie ist das Umfeld, in dem wir uns zur Wehr setzen?

Karla Mombeck
Über 10 Jahre Protest! Bereits im Oktober 2008 erfuhren wir von den Plänen, hier eine Deponie zu errichten. Im Juni 2009 wurde der erste Antrag auf Errichtung einer Deponie gestellt und seitdem laufen die Proteste begleitet von zwei Bürgerinitiativen und der Gemeinde Hagen.

Ökologischer Fußabdruck
Die Bewahrung der Schöpfung beginnt bei uns selbst; welchen ökologischen Fußabdruck werden wir hinterlassen? Damit stellt sich unter anderem auch die Frage, wie gehen wir mit unserem Müll und belasteten Bauschutt um? Zum einen muss viel mehr in die Forschung investiert werden, um Wege für eine umweltgerechtere Entsorgung zu finden. Zum Anderen müssen bei der Standortauswahl nicht die wirtschaftlichen Interessen einzelner Investoren im Vordergrund stehen, sondern das Gemeinwohl und die Aufgabe der Bewahrung der Schöpfung. Es sind Müllplätze zu suchen, die verantwortlich, auch für die kommenden Generationen, ohne jegliche wirtschaftlichen Interessen, nach dem höchsten derzeitigen wissenschaftlichen Wissen erkundet werden.
Das geschieht hier am Weißenberg nicht, wo ein weltweit tätiges Abbruchunternehmen einen Deponieplatz für belasteten Bauschutt plant und die Flora, Fauna und die hier lebenden Menschen nicht berücksichtigt werden sollen.

Lied Gott gab uns Atem
Heino Hüncken:
Wir wollen uns dafür einsetzen, dass überhaupt keine Deponien eingerichtet werden: Müllstopp – global, genauso wie Torfstopp – global, Kohlestopp – global.
Wirtschaft und Politik sind aufgerufen, Alternativen zu entwickeln. Wir wollen uns einsetzen – Was können wir tun?

Biblisch greifen wir zurück auf die Erzählung, die den letzten Kirchentag in Dortmund geprägt hat:
Der junge neue König Hiskia wagt es, sich gegen den brutalen König von Assyrien mit seinem Heer zu stellen. Hiskia hat ihn wissen lassen, dass er sich mit seinem Volk nicht dem König unterwirft. Auch nicht angesichts akuter Bedrohung und Vernichtung. Inmitten seiner Vernichtungsplanung fragt der Mächtige erstaunt: „Was für ein Vertrauen, aus dem heraus du dich gegen mich stellst?“ Ein übermächtiger Gegner zollt Respekt.
Vertrauen macht stark. Vertrauen lässt Menschen in den Augen der Gegner anders erscheinen. Vielleicht ist das morgen wichtig, wenn wir als Einwender dem Gegner Freimuth gegenüber stehen. Was für ein Vertrauen, die Firma Freimuth als unglaubwürdig infrage zu stellen. Was für ein Vertrauen, dass wir gemeinsam die Einrichtung der Deponie in der Nachbarschaft zur großen Freizeitanlage ablehnen. Was für ein Vertrauen – aus dem heraus wir die Zerstörung der gewachsenen Umwelt-Oase hier auf dem Weißenberg verhindern. Was für ein Vertrauen, das wir aus der Kraft der Schöpfung beziehen: Durch den Uhu und mit seine Jungen, durch die Wildbienen und ihre Einzigartigkeit. Mit der Kraft des Waldes, mit seinen alten Bäumen, die heute so wichtig ist wie kaum zuvor für das Klima.

Karla Mombeck:
Unsere Hoffnung, unser Vertrauen:
Gemeinsam sind wir stark. Mit all den Protestaktionen der letzten 10 Jahre, mit dem Bebauungsplan Schatzgrube. Mit den 1.000 Einwendungen, mit unserer Andacht sind wir den vier Bremer Stadtmusikanten ähnlich: Wir sind aufgebrochen aus dem Schlaf der Sicherheit Depo NIE – das klingt wie das Stadtmusikantenmotto: „ etwas Besseres als den Tod findest du überall“ Etwas Besseres als den Tod findest du überall – Das ist kein Wort der Resignation – das ist die Beschreibung der Realität, die zum Handeln bringt. Die Vier brechen aus – die vier brechen auf! Aufbruch durch Wahrnehmung der Realität. Wir sind wie die vier bereits aufgebrochen – mit unseren Einwendungen. Und wie die vier Weggenossen sind auch wir schon angekommen – noch nicht am Ziel unserer Träume – Aber am Räuberhaus, das morgen den Namen Würger in Uthlede trägt. Dort werden wir uns morgen aufbauen.

Mit der Kraft der Schöpfung Gottes und mit der Kraft des Schöpfers und seiner Liebe zu diesem Planeten. Wir werden uns aufbauen Nicht laut losschreien, aber uns zeigen mit aller gesetzlichen und rechtlichen Kraft. Wir werden uns zeigen – als Gegenüber, gemeinsam als diejenigen, denen Gottes Schöpfung nicht egal ist. Die für den Erhalt stehen. Die Schöpfung findet überall statt – als ein buntes, vielfältiges Ambiente. Die Schöpfung findet hier statt – und soll ihren Platz behalten. Sie hat einen Namen „Weißenberg“. Eine Deponie passt nicht dazu.
Mögen Müll und Bauschutt bei Freimuth auf dem Hof oder im Garten lagern. Auf dem Weißenberg – Deponie Nie! Morgen gilt es!

Heino Hüncken
Voll Hoffnung und Vertrauen wollen wir den kommenden Tagen entgegen gehen. Wir tun das als Menschen, die sich ihrer Verantwortung bewusst sind. Es ist das Stück Verantwortung für den kleinen Bereich Weißenberg in Gottes großer Schöpfung. Aber hier an diesem Ort verstärken wir unsere Verantwortung für die ganze Schöpfung als Natur und Umwelt. Wir wollen mehr tun, als wir bisher getan haben. Und es ist eine größere Anstrengung nötig als bisher. Gemeinsam sind wir stark.

Für den Einsatz wollen wir Gott um seinen Beistand und Segen bitten.
Gott, Schöpfer des Alls! Aus deiner Liebe kommt unsere Welt. Aus dem Reichtum deiner Liebe schenkst du uns auch dieses Gebiet am Weißenberg. Wir bestaunen dein Werk und loben dich. Gut, sehr gut ist, was du geschaffen hast.

Wir bitten dich:
Mach uns zu treuen und sorgsamen Verwaltern deiner Erde, dass wir aufhören, sie zu schänden und auszubeuten. Erhalte uns die Freude an der Natur und die Ehrfurcht vor dem Leben. Gib uns die Kraft, dass wir diesen Ort mit seiner Vielfalt in der Natur heute wie morgen mit Vernunft und Achtung vor bösen Mächten schützen. Gib uns die Phantasie, dass wir deine Schöpfung hier bewahren. Gib uns den Mut, gemeinsam mit allen Menschen guten Willens die Welt mit Frieden und Gerechtigkeit zu gestalten. Segne uns, damit auch Kinder und Kindeskinder mit all deinen Geschöpfen diese Erde bewohnen können. Gott, mit dem Hauch deines Geistes willst du die Welt erneuern. Wir preisen dich dafür und hoffen auf dich.

Gemeinsame Aktion:
Seifenblasen steigen auf.
Sie Tragen unsere Wünsche in den Himmel und unseren Protest in die Sandkuhle.

Segenswunsch
Unser Gott, der sich bewegen lässt, bringe uns in Bewegung für kommende Tage.
Unser Gott, der menschlich ist, gebe unseren Taten Hand und Fuß, dass wir unseren Mitmenschen, wie der Natur zum Segen werden.
Unser Gott, der Hoffnung macht, schenke unseren Träumen über diese Tage hinaus langen Atem, dass, wo immer wir sind, Friede und Gerechtigkeit sich küssen.
So segne und behüte uns der gütige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

Amen

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.