BI Driftsethe

Bürger-Initiative gegen die Bauschuttdeponie in Driftsethe

„Es gibt keine ungefährliche Strahlung“

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Nuklearmediziner spricht in Driftsethe über die „Grenzwert-Lüge“ – Auch Qualität des Trinkwassers ist Thema bei Diskussion

DRIFTSETHE. „Eigentlich sind nach dem Erörterungstermin zur Bauschuttlagerung in Driftsethe-Weißenberg viele Fragen geklärt.“ Mit diesen Worten begrüßte Bernd Ricker, Sprecher der Bürgerinitiative (BI) gegen die Bauschuttdeponie Driftsethe, die etwa 50 Gäste in der Mehrzweckhalle am Dorfring.

Klaus-Gerrit Gerdts referierte in Driftsethe zum Thema „Freigemessen bedeutet nicht strahlungsfrei“. Der Nuklearmediziner aus Cuxhaven warnte unter anderem vor der Verstrahlung von Pflanzen und Tieren. Foto: Palme

Klaus-Gerrit Gerdts referierte in Driftsethe zum Thema „Freigemessen bedeutet nicht strahlungsfrei“. Der Nuklearmediziner aus Cuxhaven warnte unter anderem vor der Verstrahlung von Pflanzen und Tieren. Foto: Palme

„Dennoch bleiben Fragen nach Emissionen offen.“ Vor allem zwei Themen bestimmten die Diskussionsveranstaltung. Gerold Wittig, ehemaliger Geschäftsführer des Bramstedter Wasserwerks, referierte zur „Qualität unseres Trinkwassers“. Darüber hinaus nahm Dr. Klaus-Gerrit Gerdts, Nuklearmediziner aus Cuxhaven, Stellung zum Thema „Freigemessen bedeutet nicht strahlungsfrei“.

Im Mittelpunkt seiner Ausführungen standen unter anderem Vergleiche mit Erfahrungen aus der Lebenswirklichkeit der Zuhörer. „Strahlungsgrenzwerte sind wie Geschwindigkeitsbegrenzungen“, erklärte der Nuklearmediziner und meinte damit, „dass die Gesellschaft bereit ist, Unfallschäden bis zu einer bestimmten Höhe zu tolerieren“. Im Umkehrschluss bedeute „freigemessen“, dass die Gesellschaft Schäden oder Erkrankungen bis zu einer bestimmten Strahlungshöhe in Kauf nehme. Gerdts warnte vor der Verstrahlung von Pflanzen und Tieren. „So kann die Radioaktivität auch in unseren Körper gelangen.“

Schließlich sei der Begriff „freigemessen“ eine „Grenzwert-Lüge“. „Es gibt keinen Grenzwert zur Vermeidung von Erkrankungen durch Strahlung“, sagte Gerdts, denn auch eine geringe Dosierung könne zu irreparablen Schäden führen. Besonders kritisch bewertete der Arzt das Zusammenspiel von AKW-Betreibern und Entsorgern. „Beide Akteure messen den Strahlungsgehalt des Materials in Eigenregie ohne staatliche Aufsicht“, klagte Gerdts.

Auf seinen Vortrag folgte eine rege Diskussion über den Umgang mit Abfällen aus AKW-Abbrüchen. Im zweiten Teil der Vortragsreihe sprach Gerold Wittig über die Qualität des Trinkwassers. „Wir haben in Bramstedt ganz fantastisches Trinkwasser“, erklärte der ehemalige Wasserwerker.

Anhand zahlreicher Statistiken zeigte der Experte die Bedrohungen unseres Trinkwassers auf. Negative Einflüsse auf das Grundwasser gingen von Bau- und Gewerbegebieten, Straßen und Verkehr, Deponien und dem Sandabbau sowie einer ungeregelten landwirtschaftlichen Nutzung aus. Ein steigender Nitratgehalt bedrohe das Grundwasser fast landesweit.

„Selbst die Landwirtschaftskammer erkennt einen erheblichen Nährstoffüberschuss in Niedersachsen“, erklärte Wittig. Aus seiner Sicht ist mehr Kontrolle notwendig, um steigende Nitratwerte zu vermeiden. „Denn das Land gibt 17 Millionen Euro jährlich für geringere Nitrateinträge aus“, betonte er und bedauerte, „dass es dennoch keine Trendwende zu verzeichnen gibt“. (pal)

Quelle: Nordsee-Zeitung vom 02.12.2019 von Andreas Palme

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