BI Driftsethe

Bürger-Initiative gegen die Bauschuttdeponie in Driftsethe

Nitrat bleibt ein Problem

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In 9 von 44 Messstellen im Cuxland ist der Wert zu hoch – Bundesrat entscheidet über Düngeregeln

KREIS CUXHAVEN. Bringt die Landwirtschaft im Cuxland weiter zu viel Gülle aus? Nach Einschätzung der Behörden ja. In 9 von 44 Messstellen im Kreis liegt der Wert über dem EU-weiten Grenzwert von 50 Milligramm.

Das geht aus der Antwort der Kreisverwaltung auf eine Anfrage der CDU-Fraktion hervor. Unterdessen hat Berlin bekanntgegeben, dass die strengeren Düngeregeln in den besonders nitratbelasteten Gebieten wahrscheinlich erst ab 1. Januar 2021 gelten. Brüssel hat signalisiert, sich auf diesen Aufschub einzulassen, wenn die Bundesländer im Gegenzug am Freitag im Bundesrat ihr Okay für die verschärfte Düngeverordnung geben.

Aufschub für die Bauern: Die Einführung neuer, strenger Düngeregeln wird wegen der Corona-Krise wohl auf 1. Januar 2021 vertagt. Foto: Deck

Diesen Kompromiss verkündeten die beiden Ministerinnen Svenja Schulze (Umwelt, SPD) und Julia Klöckner (Agrar, CDU). Der Hintergrund: Deutschland drohen Strafzahlungen in Milliardenhöhe, weil es seit Jahrzehnten zu wenig für den Gewässerschutz tut und die europäischen Grenzwerte beim Nitrat nicht einhält. Die EU-Kommission hatte Deutschland 2016 verklagt und recht bekommen. Eigentlich hat Berlin deshalb nur bis Mai Zeit, um schärfere Düngeregeln umzusetzen. Wegen der Corona-Krise hatten der Bauernverband und mehrere Bundesländer eine Vertagung gefordert. Landvolk-Geschäftsführerin Julia Grebe begrüßt nun, dass das passieren soll: „Das ist ein guter Kompromiss. Und ein Erfolg der Trecker-Demos. Jetzt hoffe ich, dass die Gebiete nach wissenschaftlichen und bundesweit einheitlichen Methoden überarbeitet werden.“

Von dem Aufschub profitieren auch die Bauern im Cuxland. 38 Prozent der Kreis-Flächen zählen zu den roten Gebieten, auf denen die Bauern künftig 20 Prozent weniger Dünger ausbringen sollen. Die großräumig ausgewiesenen Gebiete hatten bei den Bauern für einen Sturm der Entrüstung gesorgt. Nun sollen die Auflagen dafür neu erarbeitet und besser am Verursacherprinzip ausgerichtet werden. Dafür haben Bund und Länder bis Ende des Jahres Zeit, wenn der Aufschub für die Verordnung kommt.

Die roten Gebiete waren auch Anlass für die CDU-Anfrage. Aus der Antwort des Landkreises wird klar: Das Cuxland hat ein Nitrat-Problem. In Uthlede, Driftsethe, Elmlohe, Im Stüh in Neuenwalde, in Northum bei Holßel, in Oxstedt, in Bornberg bei Himmelpforten und am Zollbaum in der Wingst wird jedes Jahr in 20 Meter Tiefe zu viel Nitrat gemessen. Allerdings seien die Werte in den letzten Jahren fast überall zurückgegangen, sagt Klaus Baumann vom Wasserschutzamt NLWKN. Trotzdem: Sie lägen eben meist immer noch über 100 Milligramm – doppelt so viel wie die EU erlaubt. „Und in Elmlohe steigen sie“, sagt er.

Das Trinkwasser hingegen ist überall in Ordnung, versichert der Kreis. In den Bereichen der Wasserversorger EWE Netz und swb Netze liegt der Nitratgehalt des Trinkwassers bei minimalen 2 Milligramm pro Liter. Der einzige Ort, wo es deutlich schlechter aussieht, ist die Börde Lamstedt: Dort, im Wassergebiet Dulonsberg, muss das Rohwasser aus mehreren Brunnen zusammengemischt werden, um den Grenzwert von 50 Milligramm einhalten zu können.

Trinkwasser wird aus einer Tiefe von 60 bis 120 Metern gefördert, stellenweise wie in Holßel auch 200 Metern Tiefe. Es kann Jahrzehnte dauern, bis die Nitrate diese Tiefe erreichen, es kann aber auch schneller gehen. Je nach der Beschaffenheit des Bodens. Auf Sand rauscht das Nitrat nur so durch, auf Moor wird es durch Bakterien gut abgebaut. Sorgen bereiten dem Wasserschutzamt-Vertreter Baumann die Äcker auf der Geest. Dort gibt es kritische Werte.

Nitratwerte stagnieren

Bei der intensiven Landbewirtschaftung werde es auf der Geest kaum möglich sein, die EU Grenzwerte einzuhalten, stellt auch die Untere Wasserbehörde fest. Die Nitratwerte nach der Ernte im Herbst im Boden seien zwar leicht rückläufig, aber zuletzt hätten sie stagniert. „Die Intensivierung der Landwirtschaft in den letzten Jahren hat leider zu keiner Verbesserung geführt.“

So geht’s weiter

› Der Bauernverband hat von Beginn an gegen die roten Gebiete protestiert. 22 Kreisverbände haben im Herbst gemeinsam ein Gutachten bei einem Berliner Planungsbüro in Auftrag gegeben, das prüfen soll, ob die großräumige Ausweisung roter Gebiete gerechtfertigt ist. In der kommenden Woche soll das Ergebnis präsentiert werden.

Quelle: Nordsee-Zeitung vom 27.03.2020 von Inga Hansen

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