BI Driftsethe

Bürger-Initiative gegen die Bauschuttdeponie in Driftsethe

Unsere Zukunft nach Corona

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Das Corona Virus hat unser Leben in kurzer Zeit von Grund auf verändert. Für Viele ist das Gewohnte aus den Fugen geraten. Was bedeutet das für unsere Gesellschaft?

Hochkarätige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Wirtschaft, Kultur, Theologie, Psychologie und Medizin wagen für uns einen spannenden Blick in die Zukunft. Was wird sich für immer ändern? Was gewinnen wir neu hinzu? Was wird verzichtbar geworden sein?

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„Wir werden lernen, dass es sich schöner anfühlt etwas zu machen, als etwas zu haben“, sagt die Psychologin Friederike Bornträger. „Wir merken auch gerade, dass es unfassbar wichtig ist, Freiheit zu haben, so wie es uns das Grundgesetz gewährt.“

In der Corona-Krise müssen die Familien sehr nah zusammenrücken – mit Homeschooling und Homeoffice. Der renommierte Hamburger Kinder- und Jugendpsychiater Michael Schulte-Markwort glaubt, dass daraus auch kreative neue Ideen entstehen können: „Schule und Arbeitgeber lernen flexibler zu sein. Ich könnte mir vorstellen, dass es Familientage geben könnte, an denen Eltern und Kinder zu Hause arbeiten.“ Durch das enge Zusammenleben könnten Beziehungen zerbrechen, aber es könne auch ein neues starkes „Wir-Gefühl“ entstehen.

Noch ist nicht klar, wie wir diese wirtschaftliche Vollbremsung und die nachfolgende Rezession überstehen werden. Der Präsident des Leibniz-Institutes für Wirtschaftsforschung Christoph Schmidt glaubt: „Unsere unternehmerische Kreativität wird uns helfen, aus der Krise zu kommen. Wir lernen aber auch, dass unsere Wirtschaft nicht nur ein Hochleistungsmotor ist und dass wir Puffer einbauen müssen.“ Das Homeoffice ist für viele zum Notarbeitsplatz geworden. Es werde sich künftig in vielen Bereichen durchsetzen, glaubt der ehemalige Vorsitzende der fünf Wirtschaftsweisen und „die Digitalisierung wird einen riesigen Schub erfahren.“

Vor allem unser Gesundheitssystem wird durch Covid-19 auf eine harte Probe gestellt. „Ich glaube, nach dieser Erfahrung werden sich mehr Menschen impfen lassen. Die Angst vor einer neuen Pandemie wird bleiben“, sagt der Ärztliche Direktor der Medizinischen Hochschule Hannover und Lungenforscher Tobias Welte.

Theologie-Professor Kristian Fechtner aus Mainz glaubt, dass auch die Kirchen verändert aus der Corona-Pandemie hervorgehen werden: „Es ist eine schwierige Zeit für die Kirche als Institution. Aber wir lernen auch gerade, dass vieles online möglich ist.“

Vor dem Ausbruch von Covid-19 war der Klimawandel das vorherrschende Thema in Politik und Gesellschaft. Wie geht es weiter? „Im Moment eines solchen wirtschaftlichen Schocks ist es möglich, ganz neu und innovativ zu denken: Wie kriegen wir unser Gemeinwohl, unsere Arbeitsplätze und unseren Wohlstand verknüpft mit Nachhaltigkeit?“, so Meeresforscherin Antje Boetius, die das Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven leitet. „Die Pandemie zeigt uns auch, dass Zeit eine große Rolle spielt, um eine Katastrophe abzuwenden. Ich hoffe, dass wir für den Klimawandel daraus lernen, Zeit richtig einzuteilen.“

Foto: DPA

Klimaschutz war das große Thema 2019. Über die Demonstrationen von Fridays for future haben viele heftig diskutiert. Werden wir nach Corona da wieder einsetzen? Im Herbst 2019 startete die größte Arktis-Expedition aller Zeiten um die Klimaveränderungen zu erforschen. Das deutsche Alfred-Wegener-Institut leitet die Expedition, die Direktorin des Instituts Antje Boetius findet deutliche Worte zu Corona und Klimawandel: „Es gibt ja gerade unglaubliche Diskussionen: Woher kommt das eigentlich? Ist das eine Strafe Gottes? Ist das eine Naturkatastrophe oder sind wir Menschen wieder wie damals Schuld und ja, wir sind schuld, wir haben einen Umgang mit Wildtieren, mit der Natur, den wir uns nicht mehr leisten können, der anders ausgehen muss und so ist auch diese Pandemie zurückzuführen auf die grundlegende Bedingung für die Zukunft. Mensch und Natur müssen in eine andere Beziehung miteinander eintreten“.

Lernen wir das durch diese wirtschaftliche und  gesellschaftliche Zwangspause? „Natürlich gucken wir Klimaforscher jetzt genau hin was bringt uns dieser Stillstand? Wir sind ja nur noch bei 5% fliegen, Transport hat 20% abgenommen, Wirtschaft hat schon fünf bis 10% abgenommen. Was bringt es dem CO2? Das sind erst mal gar nicht so riesige Zahlen die man erwartet, wir schaffen vielleicht dieses Jahr die deutschen Klimaziele zu halten. 5% haben uns da gefehlt, 5 – 8% das schaffen wir, wenn es so weitergeht. Aber man muss sich mal vorstellen zu was für Kosten. Es ist nicht der Umbau den wir brauchen, der Umbau den wir brauchen bedeutet raus aus dem Energiesysteme der fossilen Brennstoffe rein in ein System mit regenerativen Energien, das ist das was es braucht und individual Verzicht wird das nicht schaffen. Persönlich versuche ich zu lernen von der Art und Weise wie mit der Pandemie umgegangen wird, mit diesem Katastrophenszenario. Es ist ja so, dass uns gesagt wird von den Virologen hier ist ein knapper Zeithorizont. Wir müssen erkennen was droht, wir müssen das Risiko einschätzen und uns danach verhalten. Und plötzlich geht alles, Dinge die wir uns nie hätten träumen lassen und genau das sagen wir Klimaschützer, wir haben nur noch wenig Zeit, wir gehen Risiken ein, niemand will Katastrophen die da kommen. Unser Zeithorizont ist aber nicht eine Woche, ein Monat, unser Zeithorizont ist 10 Jahre, dennoch sind 10 Jahre nah und das zu lernen ob da Corona Krise die derzeit wahrnehmen als hohes Gut, als die einzige Chance und zu rüsten vor etwas, was da kommt wo wir alle zusammenhalten müssen, das wünsche ich mir so sehr, dass wir das alle begreifen und genauso eben die große Herausforderung Klimawandel in den Blick nehmen. Direkt vor Corona ging es ja sehr intensiv um die Debatte wie Klimawandel und Klimaschutzprogramme die Gesellschaft spalten. In welche die es brauchen, in welche die sagen unnötig, wir brauchen was anderes und jetzt sind wir plötzlich alle vereint und gehen zusammen mit einem riesigen Problem um. Und man merkt aus dieser Kraft der Gemeinsamkeit, was alles zu schaffen ist, was alles möglich wird und das ist auch bei der Frage Klimawandel essentiell. Wir müssen zusammenhalten, Generationskonflikt vergessen, wir müssen einfach sagen die ganze Kraft der Gesellschaft muss da rein gehen, dieses Problem zu bewältigen“.

Corona heißt Abstand halten, auch im persönlichen miteinander, Kommunikation ist jetzt digital, sogar beim Einkaufen!

Quelle: ARD Das Erste Film von Antje Büll vom 17.05.2020
Die Aussagen im Film-Clip mit Frau Boetius haben wir in Textform übertragen.

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