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Grundwasser verschwindet: Wasserknappheit im Südwesten

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Klimawandel und Dürre

Deutschland gilt als wasserreich. Aber die Klimakrise dreht uns unmerklich das Wasser ab. Die Grundwasserpegel sinken. Etliche Gewässer im Südwesten trocknen im Sommer aus.

Nach drei trockenen Jahren hat uns das Wetter letztes Jahr und im Winter wieder gezeigt, was Regen wirklich bedeutet. Trotzdem gibt es keine Entwarnung. Die Niederschläge waren eine Verschnaufpause für viele Grundwasserspeicher – aber auch nicht mehr, meint die Wasserwirtschaftsexpertin Professorin Martina Flörke von der Ruhr-Uni Bochum:

„Wir sehen viele Grundwasserleiter, die schon seit fünf bis zehn Jahren in der Tendenz fallende Pegel anzeigen. Die können wir nicht mit einem nassen Winter wieder auffüllen, die Bilanz geht leider nicht auf.“

Was passiert, wenn uns das Wasser ausgeht?

Klimawandel:
Deutschland verliert Grundwasser

Bislang geht es den meisten großen Grundwasserkörpern in Deutschland offiziell noch gut. Nur bei etwa vier Prozent überschreiten die Wasserentnahmen die Grundwasserneubildung in einem erheblichen Umfang. Aber: In den vergangenen 20 Jahren hat Deutschland so viel Grundwasser verloren, wie der Bodensee enthält. Das zeigen Daten der Grace-Satellitenmission. Stark betroffen ist unter anderem Süddeutschland.

Satelliten-Daten zeigen: Deutschland trocknet aus

Eine der Hauptursachen dürfte der Klimawandel sein: Höhere Temperaturen führen zu mehr Verdunstung. Außerdem fällt heute mehr Wasser in Form von Starkregen, der einfach abfließt und gar nicht im Grundwasser ankommt.

Grundwasserpegel sinken in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg

Die Pegel fallen immer dann, wenn die Menschen mehr Grundwasser entnehmen als neu gebildet wird. Nikolaus Geiler, Biologe und Gewässerkundler aus Freiburg, nennt als Beispiel das rheinhessische Hügelland. Dort gebe es schon lange nicht mehr genügend Grundwasser, um Dörfer und Kleinstädte wie Alzey mit Wasser zu versorgen. Deshalb habe man Verbundleitungen gebaut, die Wasser aus Wasserwerken bei Eich und Guntersblum im Oberrheingraben ins rheinhessische Hügelland bringen. Ohne Uferfiltrat aus dem Rhein kommt die Region schon länger nicht mehr aus. 

In kleinen Weilern im Schwarzwald mussten in den Dürresommern 2018 bis 2020 Bauernhöfe und ihr Vieh mit Hilfe von Tanklastern mit Trinkwasser versorgt werden, erzählt Geiler. Die Wälder im Südwesten leiden schon seit Jahren unter Wassermangel und sind deshalb anfälliger für Krankheiten und den Borkenkäfer.

Geschädigte Bäume im nördlichen Schwarzwald

Der Klimawandel trocknet Bäche im Sommer aus

Im Oberrheingraben fallen im Sommer schon heute immer wieder kleinere Gewässer trocken, etwa die Dreisam in Freiburg oder der Otterbach in der Pfalz.

Der Klimawandel setzt auch Quellen, Bächen und Seen in den Mittelgebirgen zu, etwa im Pfälzerwald.

Im Sommer führt die Dreisam oft nur wenig Wasser.

Dr. Holger Schindler, Gewässerbiologe, Prolimno:

„Wir sehen das zuerst an den Quellen in den Mittelgebirgen, dass diese versiegen. Die Bäche schwinden an gewissen Stellen, sie fallen trocken. Auch an kleineren Seen in den Mittelgebirgen sieht man das nach und nach.“

Bitte melden:
Wo verschwinden Bäche und Teiche?

ARD-Schwerpunkt #unser Wasser: Ein trockenes Flussbett mitten in Deutschland.
Zu wenig Regen lässt Pegelstände in Flüssen, Bächen und Seen sinken.

Bislang weiß niemand genau, wie sehr Quellen, Teiche und Bäche von den sich häufenden Trockenjahren betroffen sind. Eine Crowd-Science-Aktion zum ARD-Event #unser Wasser soll helfen, die Lücken zu füllen. Hier können Sie Gewässer melden, die trocken fallen oder bereits versiegt sind. Mit diesen Daten wollen Forschende die Auswirkungen des Klimawandels auf unseren Wasserhaushalt besser verstehen und daraus Konzepte für eine nachhaltige, zukunftsfähige Wasserwirtschaft ableiten.

Ideen für den Umgang mit der Trockenheit

Wo das Wasser knapp wird, und sei es zeitweise, da hilft nur, mit dem vorhandenen Wasser anders umzugehen und nicht mehr unbedarft so viel Wasser zu entnehmen wie in der Vergangenheit. So würden die Bauern bei Trockenheit heute bis zum Zehnfachen der genehmigten Wassermengen abzapfen, um ihre Felder zu beregnen, vermutet der Gewässerbiologe Holger Schindler aus Elmstein in der Pfalz.

Bei Trockenheit setzen viele Bauern auf künstliche Bewässerung –
Wassernutzungskonflikte sind in Zukunft programmiert.

Was bei uns fehlt:
Dürre-Management wie im Mittelmeerraum

Belastbare Daten für die Landwirtschaft fehlen. In dem Bereich könne aber das Wasser zumindest gezielter genutzt werden, sagt Schindler – etwa mit Tröpfchenbewässerung. Außerdem brauche es Dürre-Managementpläne wie im Mittelmeerraum. Diese sähen verschiedene Warnstufen vor, bei denen bestimmte Maßnahmen dann einfach nicht mehr erlaubt seien – zum Beispiel einen Swimmingpool zu füllen.

Auch Trockentoiletten könnten helfen, Wasser zu sparen. Diskutiert wird außerdem zum Beispiel über größere Wasserspeicher, die auch Starkregen fassen, über Fernleitungen und über die Renaturierung von Auen, um mehr Wasser in der Landschaft zu halten. Lauter Ideen, damit wir im Südwesten nicht irgendwann buchstäblich auf dem Trockenen sitzen.

Quelle: SWR Wissen vom 15.03.2022 von Stefanie Peyk und Sabine Schütze
Bilder SWR

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